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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 150 - Nr. 160 (1. Juli - 12. Juli)
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Veit« r

Mittwoch, den 10. Juli 1938

Rr. IRj

aufseiten der südlichen Rebellenstaaten waren,
nicht zum wenigsten deshalb, weil ihr Sieg die
Teilung und also die Schwächung der Vereinigten
Staaten bedeutet hätte. Nur die staatsmännische
Weisheit Lincolns hat damals den Krieg ver-
hindert. „One war at a time" — ,Mn Krieg
aus einmal genügt" —, erwiderte er seinem über
die englische Politik empörten Außenminister Se-
tvard, der zu einem Ultimatum an Palmerston
drängte. Jetzt stehen der amerikanische Präsident
und der britische Staatsmann auf dem gleichen
„Ehrenplatz" inmitten von Westminster.
Noch ein anderes symbolisches Beispiel (und
dies ist besonders eindringlich, weil nichts den
Haß so sehr entfacht wie Bürgerkrieg und nichts
so schwer heilt wie die Wunden, die er schlägt).
Am Anfang der breiten Straße White Hall, die
vom Trafalgar Square durch das Regierungs-
viertel schnurgerade zum Parlamentsplatz führt,
steht Londons schönstes Denkmal, die im Barock-
stil cmsgeführte Reiterstatue Karls I., des von
der Cromwell-Republik gestürzten und enthaup-
teten Stuartkönigs. Am Ende der gleichen
Straße aber, vor dem Parlamentspalast, in dem
Karl I. vor seinen Richtern stand, schaut grimmig-
fromm von seinem Sockel ein eherner Oliver
Cromwell, der „Königsmörder", auf die heutigen
Engländer herunter, die ihre Königstreue in die-
sen Tagen in so überwältigender und spontaner
Weise kundgegeben haben.
Auch manche andere Wahrzeichen der Haupt-
stadt beweisen, wie dieses Volk zu vergessen weiß;
wie sein praktischer Tatsachensinn die Gegenwart
nie durch die Vergangenheit belasten läßt. Und
gerade dadurch ist jede neue Generation befähigt,
die Probleme der eigenen Epoche konstruktiv zu
lösen: weil ihre Augen nicht romantisch-ver-
träumt in die Vergangenheit oder seherisch-schwär-
Mend in die Zukunft gerichtet sind, sondern nüch-
tern auf die Wirklichkeit und ihre Gegebenheiten."
Der Mißtrauensanirag der
englischen ArbeitervpyoWon
DNB. London, 9. Juli.
Die Arbeiteropposition brachte am Dienstag
im Unterhaus einen Mißtrauens« n trag
gegen die Regierung Baldwin ein, der folgen-
den Inhalt hatte: „Das Unterhaus bedauert,
daß es der Regierung nicht gelungen ist, einen
durchgearbeiteten Plan zur Bekämpfung der Ar-
beitslosigkeit hervorzubringen und das Problem
der notleidenden Gebiete erfolgreich anzupacken."
Der Abgeordnete Ereenwood, der denMitz-
trauensantrag begründete, schilderte die Lage
der englischen Arbeitlosen in den schwärzesten
Farben und erklärte besonders, daß die Zahl von
zwei Millionen Arbeitslosen in England immer
noch viel zu hoch sei. Die Zahl der unter das
Ärmengesetz fallenden Personen habe sich sogar
während der Amtszeit der Nationalregierung
von 989 WO auf 1620 000 erhöht.
Ministerpräsident Baldwin erwiderte, daß
Greenwood die Lage völlig einseitig dargestcllt
habe. Unter allgemeinem Gelächter der Regie-
rungsparteien erklärte er, nicht die National-
regierung sei durch eins Flutwelle an die Macht
getragen worden, sondern die Arbeiterpartei sei
hinweggeschwemmt worden. Er habe niemals
versprochen, die Arbeitslosigkeit zu „heilen",
aber er habe vieles getan, um sie zu mildern.
Tatsächlich sei die Arbeitslosigkeit seit dem
Amtsantritt der Nationalregierung um eine
Million zurückgegangen, und seit dem letzten
Mißtrauensantrag seien 308 000 Menschen mehr
beschäftigt. Die gegenwärtige ungefestigte Lage
in allen Ländern sei auf internationale Ursachen
zurückzuführen, auf Währungsfragen und hun-
dert andere Ursachen. Große Ausgaben für öf-
fentliche Arbeiten seien nach Ansicht der eng-
lischen Regierung nur gerechtfertigt, wenn sie
der Industrie einen genügenden Auftrieb geben,
um das Land entsprechend zu entlasten, und
wenn das entsprechende Arbeitsvolumen auch
nach Einstellung der Ausgaben erhalten bleibt.
VelagerungsMand in Lahore
Streit um eine Moschee
DNB. Lahore, 9. Juli.
Ueber Lahore, der Hauptstadt der britisch-
indischen Provinz Pindschab, ist der Belage-
rungszustand erklärt worden.
Zwischen den Moslems von Lahore und der
Sekte der Sikhs war es seit mehreren Tagen zu
Streitigkeiten um eine alte Moschee gekommen.
Die Moslems behaupteten, daß die Sikhs diese
Moschee, die auf einem Grundstück der Sikhs
steht, abreißen wollten. Demgegenüber erklärten
jedoch die Sikhs, daß sie die baufällig gewordene
Moschee lediglich reparieren wollten, was ihnen
bei dem Erwerb des Grundstücks vor langer Zeit
zur Pflicht gemacht worden sei. Sowohl dis
Sikhs wie die Moslems haben in Erwartung
von blutigen Auseinandersetzungen erhebliche
Verstärkungen aus dem Hinterland nach Lahore
gebracht. Diese Verstärkungen sind teilweise mit
Schwertern ausgerüstet. Beide Parteien befürch-
ten, die Gegenpartei werde ihr Gotteshaus über-
fallen und zerstören. Die Polizei hat angesichts
des Ernstes der Lage umfangreiche Sicherungs-
maßnahmen getroffen. Der Gouverneur der Pro-
vinz hat sich nach Lahore begeben, um den Streit
zu schlichten. Am Montag abend wurde im Ver-
lauf von Straßenschlägereien ein Polizeiwacht-
meister erstochen. Die Behörden haben die Ver-
öffentlichung von Meldungen über die Streitig-
keiten unter Zensur gestellt.

Der österreichische Ministerrat beschloß am
Dienstag, die Orden, wie sie Offiziere der alten
österreichisch-ungarischen Armee erhielten, wieder
«iiMführen. In Zukunft wird es also wieder
das Militärverdienstkreuz in drei Klassen und die
Militärverdienstmedaille geben.

„GrafZeppelin" wieder daheim
Künftig Friedrichshafen-Buenos Aires in fünf Tagen

Zusammenarbeit von
Luftschiff und Flugzeug
DNB. Friedrichshafen, 9. Juli.
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" kehrte
am Dienstag um 16.31 Uhr von seiner sieben-
ten diesjährigen Südamerikasahrt
mit 23 Fahrgästen an Bord zurück. Bei der Lan-
dung war eine nach Tausenden zählende Zu-
schauermenge im Werftgelände anwesend, die
dem Luftschiff begeistert zujubelte.
Wie die Deutsche Zeppeli n-R eederei
mitteilt, werden ab 18. Juli die Abfahrten
des Luftschiffes „Graf Zeppelin" im Südamerika-
dienst jeweils am Montag abend stattsinden.
Die in 14tägigem Abstand erfolgenden Abfahr-
ten von Friedrichshafen nach Rio de Janeiro
sind auf folgende Tage festgelegt: Friedrichs-
hafen ab: Montag, den 18. Juli, 29. Juli, 12.
August, 28. August, 9. September, 23. September
und 7. Oktober.
Durch diese Fahrplanänderung können die Rei-
senden, die nunmehr jeweils am Montag abend
Friedrichshafen mit dem Luftschiff verlassen, bis
Rio de Janeiro durchfahren und jeweils am
! Samstag morgen eintreffen. Flugzeuge der
„Syndicato Condor Lta." vom Muster Ju. 82
bringen die Reisenden bereits am Sonntag nach-
mittag nach Montevideo und Buenos Aires.
Die Abfahrtszeiten in umgekehrter Richtung
sind gleichfalls verlegt worden: Ab Rio de Ja-
neiro: Samstag morgen, den 20. Juli, 3. August,
17. August, 31. August, 14. September, 28. Sep-
tember und 12. Oktober.
Der Start der Zubringerflugzeuge findet je-
weils am Donnerstag statt (erstmalig am 18.
Juli). Die Abfahrt des Luftschiffes von Rio de
Janeiro ist jeweils auf Samstag morgen fest-
gelegt und die Ankunft in Friedrichshafen er-

folgt jeweils am Donnerstag nachmittag, von
wo aus Sonderflugzeuge der Deutschen Lufthansa
den Anschluß Uber Stuttgart an das europäische
Flugnetz Herstellen.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Luftschiff
und Flugzeug ist die Reisezeit zwischen Europa
und Südamerika wieder verkürzt worden, und
zwar derart, daß die Fahrgäste des Luftschiffes
fast mit der gleichen Geschwindigkeit reisen rcke
ein durch den Deutschen Luftpostdienst zwischen
Europa und Südamerika beförderter Brief.
Acht amerikanische Journalisten
besuchen Deutschland
DNB. Friedrichshafen, 9. Juli.
Mit dem Luftschiff „Gras Zeppelin" trafen
Dienstag nachmittag acht slldamerikanische Jour-
nalisten in Deutschland ein, die einer Einladung
der Deutschen Lufthansa, des Condor Syndicato
Rio de Janeiro, der Deutschen Zeppelin-Reederei
in Verbindung mit dem Reichsverband der Deut-
schen Presse zufolge eine dreiwöchige Reise
durch Deutschland unternehmen. Die acht
Herren aus Argentinien, Chile und Uruguay
nahmen kurzen Aufenthalt im Kurgarten-Hotei
und flogen dann mit der „Ju 30" nach Stutt-
gart. Für den 10. Juli ist der Aufenthalt in
Stuttgart vorgesehen. Am 11. Juli wird Hei-
delberg besichtigt, am 12. Juli Frankfurt-M.,
für den 13. Juli ist ein Besuch Wiesbadens-
Wasserkuppe, für den 14. Juli Wiesbaden-Godes-
berg vorgesehen. Das weitere Programm ist fol-
gendes: 18. Juli Bonn-Köln a. Rh., 16. Juli
Düsseldorf, 17. und 18. Juli Hamburg, 19. bis
23. Juli Berlin, 24. Juli Weimar-Jena, 25. Juli
München, 26. Juli Garmisch, 27. Juli Garmisch-
Zugspitze, 28. Juli Garmisch-Friedrichshafen, 29.
Juli Friedrichshafen Abfahrt mit dem Luftschiff
„Gras Zeppelin" um 18 Uhr nach Südamerika.

S W aller Meli

„Ernste Bibelforscher" in Danzig
Auflösung staatsfeindlicher Organisationen
Danzig, 8. Juli
Der Danziger Polizeipräsident hat den „Bund
nationaler Beamter" und die Danziger Gruppe
der Internationalen Bibelforscher mit sofortiger
Wirkuna aufgelöst.
Beide Organisationen hatten sich staatsfeind-
licher Betätigung schuldig gemacht. Ten sogenann-
ten „Ernsten Bibilforschern" konnte erst vor we-
nigen Tagen in einem Gerichtsverfahren kommu-
nistische Zerfetzungstätiqkeit nachgewiesen werden.
Bei den Angehörigen des „Bundes nationaler
Beamter" handelt es sich um ausgesprochen reak-
tionäre Elemente, die sich nicht gescheut haben,
trotz ihrer Eigenschaft als Staatsbeamte bzw.
Pensionäre vor wenigen Tagen in einer Veran-
staltung die Danziger Regierung in der übelsten
Weise zu verunglimpfen und zu verleumden mit
der ausgesprochenen Absicht, die Autorität der
ng zu untergraben.
Zwei Opser des Hohen Gölls
Ein vermißtes Ehepaar tot ausgesunden
Berchtesgaden, 9. Juli.
Das seit Samstag, den 30. Juni, vermißte Ehe-
paar Kurt und Maria Ruprecht aus Chem-
nitz ist jetzt tot aufgefunden worden. Ein Rei-
chenhaller Bergsteiger, der am Sonntag dis
Eöll-Westwand durchklettern wollte, sand die
Leichen oer beiden in der Nähe des Göll-Trich-
ters. Wie das Ehepaar ums Leben gekommen
ist, konnte noch nicht ermittelt werden, fest steht
nur, daß es am 30. Juni über das Alpetal zum
Göll-Gipfel aufgestiegen ist und diesen auch er-
reicht hat.
Schwerer Kraftwagenunfall an der bayerisch-
thüringischen Grenze
Zwei Tote und sechs Schwerverletzte
Saatfeld, 8. Juli
Am Sonntag nachmittag fuhr ein mit 15 Per-
sonen, darunter vier Kindern, besetzter Lastkraft-
wagen zwischen 'Lauenstein und Kupferhammer
an der bayerisch-thüringischen Grenze gegen einen
Baum. Dabei fiel der Wagen um, und die In-
sassen stürzten zum Teil eine 13 Meter hohe Bö-
schung hinunter. Eine Frau Hedwig Wolf aus
Nieder-Roßla bei Apolda wurde auf der Stelle
getötet, der Rentner Ernst Fricke aus Nieder-
Roßla starb auf dem Transport ins Kranken-
haus Saalfeld. Eine weitere Frau aus Nieder-
Roßla ist sehr schwer verletzt, ihr Zustand ist.
hoffnungslos. Ferner haben noch fünf Personen
schwere Verletzungen erlitten.
29 belgische Registermarkschieber sestgenommen
DNB. Trier, 8. Juli
! An der Zollstation Steinebrück (Neubel-
gische Grenze) gelang den Beamten der Zollfahn-
dungsstelle Trier und des Hauptzollamtes Prüm
in der Nacht zum Sonntag ein guter Fang. Aus
dem Reich kehrte ein mit 20 Personen besetzter
Reiseomnibus zurück, der nach Belgien einfahren
wollte. Die Insassen, die sämtlich belgischer
Staatsangehörigkeit waren, hatten vor ihrer
Reise nach Deutschland in Luxemburg sich Reqi-
stermarkreiseschecks über hohe Beträge ausstellen
lassen und gaben bei der Paßkontrolle an, die
Gelder in Deutschland ausgegeben zu haben. Den-
noch schöpften die Beamten Verdicht und fanden
bei einer genauen Durchsuchung des Kraftwagens
im gefüllten Benzintank mehrere Blechdosen, in
denen an die 8000 RM. in deutschen Banknoten
enthalten waren. Das Geld, das den einzelnen
Wageninsafsen gehörte, wurde beschlagnahmt. 20

belgische Staatsangeoöriqe (neun Frauen und elf
Männer) wurden sestgenommen und nach Erlaß
eines Haftbefehls ins Amtsgerichtsgefünanis
Prüm eingeliefert. Der Omnibus wurde beschlag-
nahmt. Der Reiseleiter, ein Belgier, der wahr-
scheinlich die Reisenden zu dieser Devisenschiebung
verleitete, konnte über die Grenze, die nur einen
Meter vom Zollhaus entfernt ist, entkommen. Es
handelt sich bei dem Entkommenen um einen
lang gesuchten Devisenschieber, der seine dunklen
Geschäfte schon feit Jahresfrist durchführt. Vor
einiger Zeit wurde er an der elsässischen Grenze
beobachtet, ohne daß es gelang, ihm eine Devi-
se n s ch i eb u n g nachzuweisen.
Acht Verletzte bei einem Kraftwagenbrand
Walsum (Ruhr), 8. Juli
In Walsum (Rührt geriet am Montag nach-
mittag ein mit Gasflaschen beladener Lastkraft-
wagen in Brand. Tie Insassen des Wagens, der
Fahrer, der Beifahrer und die Braut des Bei-
fahrers konnten sich zwar durch Abspringen im
letzten Augenblick vor dem sicheren Tode retten,
erlitten aber so schwere Brandwunden, daß sie
sofort ins Krankenhaus aebracht werden mußten.
Der Brand löste gleichzeitig eine Explosion aus.
durch die umherfliegenden Eisen- und Holzsplitter
wurden vier Feuerwehrleute und ein Landjäger,
die zur Hilfeleistung herbeiqeeilt waren, verletzt.
Sie mußten ebenfalls ins Krankenhaus aebracht
werden. Ter Lastkraftwagen brannte vollstänüiq
aus.
Festnahme eines Mörders
... Halle, 9. Juli
Durch die Polizeiverwaltunq Göttingen wurde
jetzt der Mörder des Schlossers Ranft, Paul Ditt-
rich, festgcrwmmen. Dittrich hatte am 1. Juli in
Halle^Ranft, seinen eigenen Schwager, auf offe-
ner Straße niedergeschossen.
Die Großglocknerspitze zum Naturschutzgebiet
erklärt
Keine Seilbahn zum Gipfel
Wien, 9. Juli
Aufgrund einer Verordnung der Kärntner
Landesregierung wurde der Grundbesitz des Deut-
schen und österreichischen Alpenvereins am Groß-
glockner, die Großglockuerspitze, den größten Ost-
alpengletscher, die Nasterze und die sogenannte
Dampfgrube umfassend, zum Naturschutzgebiet
erklärt. Die Pläne, die im Anschluß an die Fer-
tigstellung der Großglocknerstraße gefaßt wurden,
eine Seilbahn auf den Großglocknergipfel zu er-
richten, dürften durch dieses Gesetz erledigt sein.
Der Film „La Bataille" in Japan verboten
Tokio, 9. Juli
Auf Veranlassung des Marine- und des Außen-
ministeriums hat der Innenminister den franzö-
sischen Film „La Bataille" verboten, weil darin
die historischen Vorgänge falsch dargestellt würden
und die Ehre Japans verletzt werde. Außenmi-
nister Hirot ahat gleichzeitig Vorstellungen bei
den auswärtigen Mächten zur Unterdrückung des
Films und zur Verhinderung anderer japan-feind-
licher Filme erhoben.
Weitere Opfer der amerikanischen Ueberschwem-
mungskatastrophe
Newyork, 9. Juli
Die Zahl der Toten im Udberschwemmungs-
göbiet von Albany (Staat Newyork) hat sich nach
neuesten Meldungen auf 30 erhöht. Ueber hun-
dert Menschen werden vermißt. Der Sachschaden
wird auf weit über 10 Millionen Dollar geschätzt.
Die Flüsse sind weiter im Steigen begriffen.

Zn Kürze
Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler
besuchte auf der Durchfahrt Nürnberg und be-
sichtigte am Dienstag vormittag die Neuan-
lagen auf dem Reichsparteitagsgelände.
*
Der Polnische Außenminister Beck ist in der
Nacht zum Dienstag wieder nach Warschau, zu-
rückgekehrt.
*
„Daily Telegraph" weist auf das gute Einver-
nehmen der amerikanischen und britischen Flot-
tenpolitiker hin, erklärt, daß nach Ablauf der
Flottenverträge die britische Flotte einen energi-
schen Ausbau aller Kategorien erfahren würde
und stellt fest, daß die Reorganisation der Mit-
telmeerflotte keineswegs «ine zahlenmäßige Ver-
minderung erfahren werde.
Nach dem „Oeuvre" soll Laval dem englischen
Botschafter am Samstag hinsichtlich der Behand-
lung des italienisch-abessinischen Streitfalles er-
klärt haben, die Regierung werde sich erst nach
Regelung der innerpolitischen Fragen der Be-
handlung außenpolitischer Probleme znwenden
können. Frankreich wolle an keiner Verhandlung
der abessinischen Frag« vor dem Völkerbund Mit-
arbeiten.
*
Der spanische Ministerrat nahm am Dienstag
einen Bericht des Außenministeriums über die in
Paris gescheiterten Wirtschastsverhandlung-en
zwischen Frankreich und Spanien entgegen und
stimmte dem Inkrafttreten von Zollsätzen zu, die
mit der Eröffnung eines Zollkrieges mit Frank-
reich gleichbedeutend sind.
*
Die spanische Regierung hat das bestehende
Handelsabkommen mit Chile, welches am 31. De-
zember ds. Js. abläuft, gekündigt. Mit den Ver-
handlungen über ein neues Abkommen soll be-
reits im Juli begonnen werden.
*
Kardinal Lafontaine, der Patriarch von Vene-
dig, ist Dienstag früh gestorben.
Das Gesetz Zur Verhütung
erbkranken Nachwuchses
Ein Erlaß des Reichsinnenministers
DNB. Berlin, 9. Juli.
Der Reichs- und preußische Minister des In-
nern hat in einem Erlaß an die zuständigen
Behörden darauf hingewiesen, daß einer Hetze
gegen das Gesetz zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses energisch entnegemutreten und in
den bekannt werdenden Fällen Strafanzeige we-
gen Verstoßes gegen 8 110 des Reichsstrafgeseh-
buchs oder gegen das Gesetz gegen hormtückische
Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz
der Narteiuniform vom 20. Dezember 1934
(RGBl. I S. 1269) zu erstatten ist. In dem
Erlaß wird besonders hervorgehobon, daß auch
die Aufforderung, die unter das Gesetz fallen-
den Verlanen sollten den gesetzlichen Geboten
im Verfahren auf Unfruchtbarmachung nicht
freiwillig nachkommen, vielmehr nur dem un-
mittelbaren polizeilichen Zwang weichen, als
eine Hetze gegen das Gesetz anzusehen ist. In
diesem Zusammenhang weist der Reichs- und
preußische Minister des Innern darauf h?n,
daß das für alle geltende Gesetz zur Verhütung
erbkranken Nachwuchses auch nach den Bestim-
mungen des Konkordats von jedem deutschen
Katholiken zu beachten ist.
Ersatzsahne der Kriegsmarine
für den Stahlhelm
NdZ. Berlin, 9. Juli.
Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine hat,
wie das NdZ. meldet, dem NS. Deutschen
Frontkampfervund 11 Flaggen als Ersatz für die
der Kriegsmarine zurückgegebenen geschichtlich
wertvolles Kriegsslaggen der kaiserlichen Ma-
rine übersandt, die im Stahlhelm als Orts-
gruppenfahnen durch die Zeiten deutscher
Schmach hindurchgerettst und in Ehren gehalten
worden waren. Die Ersatzfahnen werden den
Ortsgruppen, die historisch wertvolle Kriegs-
flaggen zurückgegeben haben, zusammen mit
einer vom Oberbefehlshaber der Kriegsmarine,
Admiral Naeder, ausgestellten Urkunde zuge-
stellt.
Niesenbrand in einer siidbulgarischen Stadt
Zwei Tote, zahlreiche Verletzte
Sofia, 9. Juki
In der südbulgarischen Stadt Pasardschik
brach am Montag abend in Zner Waffengroß-
handlung ein Feuer aus, das in kürzester Zeit
auf das ganze Gebäude und ein anliegendes La-
ger. mit Explosivstoffen Übergriff. In dem Augen-
blick, als die Feuerwehr anrückte und die Be-
kämpfung des Brandes aufnehmen wollte, flog
das Pulverlager in die Luft. Zwei Feuerwehr-
leute Wurden' auf der Stelle getötet und sieben
weitere, darunter auch der Feuerwehrkomman-
dant lebensgefährlich verletzt. Ein Polizeibe-
ümter, der sich in dem Gebäude befand, wird ver-
mißt. Zahlreiche weitere Personen trugen leich-
tere Verletzungen davon. Erst in den späten
Abendstunden konnte das Großfeuer gelöscht
werden.
Die Hochwasserkatastrophe im Flußgebiet des
Yangtsekiang
DNB. Schanghai, 9. Juli
Das durch schwere Regenfälle verursachte Hoch-
wasser im Flußgebiet des Aangtsekiang hat auch
die Provinz Kinangst schwer betroffen. Die Pro-
vinz ist fast zur Hälfte überschwemmt. Hunderte
von Deichen sind am Pojang-See und Kan-Fluß
geborsten. Aus allen Teilen der Provinz treffen
ununterbrochen Flüchtlinge in Nantschang ein,
wo die Provinzialbehörden die technische Nothilse
aufgerufen haben. Das Hochwasser des Aangtse-
kiang hält unvermindert an. Einer Meldung
aus Hankau zufolge sind bereits 4400 Häuser,
zerstört worden. 20 000 Menschen haben damit
ihr Obdach verloren. Die Eisenbahnstrecke Han-
kau—Peiping ist durch den Einsturz einer Bad-
brücke unterbrochen worden. -
 
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