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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 150-228)

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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L»it» »


Freitag, den LS. T«Pt«mb«r 1SÜÜ


Zch bin kein Sammler von Msten"
Mffolinl gegen -le Vorschläge -es Mferausfchuffes

DNB London, 19. Sept.
Wie die „Daily Mai l" meldet, hat der
jetzt in Rom befindliche Sonderberichterstatter
des Blattes, Ward Price, eine Unter-
redung mit Mussolini gehabt, die sich
Presseberichte bezog, wonach Lre Vorschläge des
Fünferausschusses noch weniger günstig für
Italien seien, als die englisch-französischen Vor-
schläge von Paris.
Der Korrespondent berichtet, Mussolini habe
erklärt: „Der Plan ist nicht nur unannehmbar,
sondern auch lächerlich. Es sieht so aus. als
ob der Völkerbundsausschutz glaubt, ich sei ein
Sammler von Wüsten."
Im Einzelnen soll der Duc» geäußert haben:
„Ich werde den Bericht selbst erst später vor
mir haben, aber wenn die von den Nachrichten-
agenturen telegraphierten Meldungen zutrefsen,
dann scheinen die Vorschläge ironisch gemeint zu
sein. Es wird anscheinend angeregt, Italiens
Bedürfnis nach Ausdehnung in Ostafrika solle
durch Abtretung von ein paar Wüsten befrie-
digt werden, einer Salzwüste und einer Stein-
wüste. Dies sind nämlich die Wüsten von Da-
nakil und Ogaden."
Mussolini fragte lachend, ob man ihn für den
Helden in einem der Bücher von Mark Twain
halt«, der so verliebt in Echos war, daß er zwei
Berge mit schönen Echos kaufte und sich ein
Haus dazwischen baute. Er fügte hinzu, er
habe von den Franzosen vor kurzem 110 000
Quadratmeilen der Wüste Sahara erhalten.
In diesem Gebiet wohnten genau 62 Menschen,
die man nach langem mühseligen Suchen in
einem einsamen Tal gefunden habe, wo zufällig
genug Wasser vorhanden war. Das Danakil-
Land sei der Boden eines getrockneten Meeres
und bilde eine Wüste weichen Salzes von 2000
Meilen Länge. Dort wachse nicht ein Gras-
halm, und nicht einmal ein Abessinier könne
dort Lebensunterhalt linden. Die Wüste von
Ogaden sei eine Steinwüste. Mit einer Sand-
wüste könne man noch einiges anfangen. Einige
Strecken der Libyschen Wüste in Jtalienisch-
Rordafrika seien bewässert und dadurch bewohn-
bar gemacht worden. Aber in einer ausgetrock-
neten Wildnis gewaltiger Felsblöcke könne
nichts wachsen.
Bei der Einrichtung einer internationalen
Verwaltung und Gendarmerie sei Italiens
Vertretung anscheinend nicht vorgesehen. ,M
scheine angeregt zu werden, datz die 200 000
iMMischen Soldaten in Ostafrika nach Haufe
«bracht werden sollten und datz ihnen erzählt
werden solle, sie hatten nur einen Ausflug ge-
macht. Dies werde unter keinen Umständen ge-
schehen. Der Ausschutz würde sich besser an die
Hauptsache bei der abessinischen Frage gehalten
h'aben, nämlich die Tatsache, datz es nichts der-
artiges gebe wie eine abessinische Nation. Es
handele sich um ein Herrenvolk, nämlich die
Amharas, die über besiegte und zu Sklaven ge-
machte Stämme herrschten. Die unterdrückten
Rassen Abessiniens würden sich unter italieni-
scher Kerschaft viel besser fühlen, während dem
Mhren Abessinien, dem Land der Amharas ge-
holfen werden könnte, eine anständige Stufe
der Zivilisation durch ein Regime zu erreichen,

das mit dem Anfangsregime in Irak oder dem
noch in Marokko gültigen Regime Aehnlichkeit
hätte.
Sie italienischen Truppen-
transporte nach Libyen
DNB- London, 19. Sept-
Reuter läßt sich aus Rom berichten, datz
die Gründe für die Verstärkung der italienischen
Truppen in Libyen zweifacher Art seien. Er-
stens solle dadurch Vorsorge gegen die Gefahr
eines neuen Aufstandes der kriegerischen Sennssi-
Stämme getroffen werden. Der zweite Grund,
an den in Rom gedacht werde, sei die mögliche
Gefährdung Aegyptens. Im Falle von Feind-
seligkeiten (zwischen Italien und England. —
Die Schriftleitung) wurde eine starke Streit-
macht, di« aus der Cyrenaiea nach Osten in Rich-
tung auf das Gebiet des Suez- Kanals vorgehen
würde, eine der wichtigsten Verbindungslinien
des Britischen Reiches bedrohen. In Rom glaube
man, datz die bloße Gefahr einer solchen Bewe-
gung eine heilsame Wirkung auf Staatsmänner
haben würde, die gegenwärtig an Sühnemgtznah-
men gegen Italien dächten.
Ueber die strategischen Maßnahmen an der
Grenze zwischen Jtalienisch-Nordafrika und
Aegypten sagt der Berichterstatter noch: Vor drei
Wochen noch versprach Mussolini in Bozen dem
Generalgouverneur dop, Libyen, Marschall Balbo,
Verstärkungen. Es wird aber ni-^t geglaubt, daß
diese weit über 10 000 Mann hinausgehen. Die
italienischen Truppen sind in der Hauptsache an
der Grenze zwischen den heiligen Städten Iara-
bub und Kufra zusamtuenge-zogen. Zwischen ihnen
und Aegypten befindet sich längs der Grenze
eine dreifache, zum Teil elektrisch geladene Sta-
cheldrahtsperre, die von General Granziani er-
richtet wurde, um den ägyptischen Waffenschmug-
gel für die Senussi zu verhindern.
Lin Versprechen Lavals
an Mussolini?
DNB London, 19. Sept.
Die Haltung Frankreichs in der Frage einer
möglichen Anwendung von Sühnematznahmen
bleibt naturgemäß im Mittelpunkt der Betrach-
tungen der Blätter. Allgemein neigt man zu
der Ansicht, datz Paris im äußersten Falle mit
England Zusammengehen werde. Die von Laval
gespielte Rolle wird mit einem gewissen Miß-
trauen betrachtet.
In einem Bericht des „Paris Soir"-Korre-
spondenten heißt es, Laval werde bei seiner
Rückkehr eine öffentliche Meinung finden, die
Aufklärung darüber verlange, wieweit er auf
dem Weg gemeinsamer Aktion zu gehen ge-
denke. Manche fürchteten, er werde zu weit
gehen, andere wieder nicht weit genug.
Das Genfer Gerücht, Laval habe Mussolini
versprochen, an keinen militärischen Operationen
teilzunehmen, habe in Paris Erschütterung und
dann Unglauben hervorgerufen. Es sei bekannt,
daß Laval niemals seine Kabinettskollegen von
der Abgabe eines solchen Versprechens unter-
richtet hab«. Wenn Laval tatsächlich eine solche
Zusage gemacht habe, die dann in merkwürdigem

Weltgeschichte an der Gaar
Varthou droht mit Truppen

Dem Buch „Weltgeschichte an der Saar"
von Earl Bartz entnehmen wir mit Erlaub-
nis des Westmark-Verlag GmbH., folgenden
Abschnitt.
Am 27. September erhob sich der Außenmini-
ster Varthou vor dem Genfer Rat, um seine
große Rede über die Saar und das, was dort
geschehen müsse, zu halten:
Aus zwei Teilen bestehe die Saarfrage: aus
der Vorbereitung zur Abstimmung und aus der
Beurteilung der Folgen dieser Abstimmung.
Aus den letzten Mitteilungen der Saarregie-
nma gehe hervor, daß die Lage, ernst sei. Des-
halb s«i dringend Abhilfe zu schassen. Wenn die
Revierungskommission nicht in kurzer Zeit eine
Polizettrupp« zu ihrer Verfügung habe, sei zu
befürchte», datz di« Abstimmung zu Zwischenfäl-
Än führe, die ihr« Ehrlichkeit beeinträchtigen
würde.
Dann dvohte der feurig« Kreis mit den Trup-
pen seines Staates:
„Die französische Regierung ist an dieser
Frag« ganz besonders interessiert: denn Frank-
reich kann auf Grund d«r Ratsbeschlüsse von
KLS und 1S2K »«gerufen werden, um besondere
GsWntnwrtlichbeitrn zu übernehmen. Frankreich
P dies« Verantwortlichkeiten nicht zurück!
iAan« »em «inan Appell an Frankreich richtet,
Wird »» sich ihnen nicht entziehen; aber ich drücke
da» einmütig« Gefühl meines Landes aus, wenn
ch erkläre: Frankreich wünscht lebhaft, datz
M« vermieden werde, was sein Eingreifen
astig mache« könnte."
Da» war «in« sehr deutliche Empfehlung an
§ichor, Mn. Telephonanruf und .... Nachdem
Varthou Usch einiges über die Polizei gesagt
hgtte, verfiel er seinem Lieblingsthema: Zuerst
wurde die Abstimmungskommission gelobt und
di« Schwierigkeit ihrer Aufgabe erläutert. Er
sei aber sicher datz die Kommission sie in voller
Ärr-abhängigkeit durchführe. Die sranzösische
Denkschrift sei für den Geist Frankreichs bezeich-
MKd, lobte Varthou sich und sein Werk. Frank-
reich hab« auf keine der drei Lösungen verzichtet
Älch dirintiesstere sich auch für keine von ihnen.

Er wolle deswegen, so meinte Varthou recht
klug, für jede dieser Möglichkeiten die Bestim-
mung festsetzen, die nach der endgültigen Ent-
scheidung des Schicksals des Saargebietes in
Kraft zu treten habe. Es handele sich aber noch
um mehr, nämlich um die Definition des neuen
Regimes. Die Vereinigung mit Frankreich oder
die Rückkehr zu Deutschland seien einfache Lösun-
gen, bei denen jeder Wähler sich selbst Vorteile
und Nachteile klarmachen könne. „Aber die
Lösung des Status guo wird im Gegensatz hier-
zu erst dann eine klare Gestalt gewinnen, wenn
der Wlkerbundsrat diese geschaffen hat!"
Es sei deshalb notwendig, datz zu Beginn der
Wahlperiode die saarländischen Wähler eine
klare und in loyaler Weise bestimmte Vorstel-
lung von jeder der drei Lösungen hätten, unter
denen sie wählen sollten.
Dann verlas Varthou den wichtigsten Teil des
Saar-Memorandums, für dessen Behandlung er
eine Sondertagung verlangte. Dort hieß es, die
französische Regierung erkläre schon jetzt, daß bei
der Ausarbeitung des neuen Planes für die
Mitarbeit der Saarbevölkerung ein weiterer
Platz offenbleibe im Einklang mit dem Vertrag.
„Ebenso ist Frankreich damit einverstanden, daß
den Wünschen Rechnung getragen wird, die jetzt
schon im Saargebiet zu hören find und die die
Möglichkeit Vorbehalten wollen, dieses Statut zu
ändern, um möglichst Erfahrungen im dauern-
den Interesse des Saargebietes und im allge-
meinen Interesse zu berücksichtigen."
Der erfahrene Politiker, der gerne von dem
Respekt redete, den Frankreich den Verträgen
entgegenbringe, wagte es im gleichen Atemzuge,
seinen Ruf als abwägender Staatsmann zu
ruinieren, als er eine Veränderung des Status
quo vorschlug, die doch nichts anderes war als
eine Verletzung der klaren Versailler Vertrags-
bestimmungen.
Er konnte es auch nicht unterlassen, von einem
„allzu deutlich sichtbaren kirchlichen Druck" zu
sprechen, dem die Bevölkerung entzogen werden
müsse.
Damit beendete Varthou seine Forderungen.
Er hatte eine Lanze für eine schlechte Sache ge-
brochen. Er hatte so gesprochen, als ob er m

Gegensatz zu seiner Treuekundgebung zum Völ-
kerbund stände, habe er nur sich selbst festgelegt.
Außer seiner Ansicht gebe es noch die seiner
Kabinettskollegen und des gesamten Landes.
Wenn sich das Gerücht über Lavals Versprechen
bestätigen sollte, dann würde sicherlich seine
Stellung unhaltbar werden.
Italiens Kriegsvor-ereitungen
dauern an
DNB Mailand, 19. Sept.
Auf dem Dampfer „Lombardia" haben in der
Nacht zum Donnerstag die letzten Abteilungen
der Division Cosseria, nämlich drei Infanterie-
bataillone, eine Ersatzkompagnie, eine Abteilung
Carabinieri und Sanitätspersonal, im Ganzen
121 Offiziere und 8600 Soldaten, Genua verlas-
sen. Auf der „Lombardia" hat sich auch das
Divisionskommando eingeschifft. Aus Triest sind
ebenfalls 360 Soldaten, hauptsächlich Artilleri-
sten, nast Ostafrika in See gegangen.
Der Herzog von Bergamo hat gestern Mai-
land verlassen, um sich nach Ostafrika zu begeben,
wo er das Kommando einer Jnfanteriebrigade
übernehmen wird.
Der Kreuzer „Eugen von Savoyen", eines der
modernsten und schnellsten Schiffe der italieni-
schen Kriegsmarine, der vor einigen Monaten
vom Stapel gelaufen war, wird in den nächsten
Tagen zu seinen ersten Probefahrten auslaufen.
Das britische Geschwader in Gibraltar
DNB. London, 19. Sept-
Wie Reuter aus Gibraltar meldet, wird das
dort gestern bzw. vorgestern eingetroffene Ge-
schwader „für unbestimmte Zeit" in Gibraltar
bleiben. Es handelt sich um die zwei Schlacht-
schiffe „Hodd" (das größte Kriegsschiff der Welt)
und „Renown", sowie um vier Kreuzer und zehn
Zerstörer. Alle diese Fahrzeuge gehören nicht der
Mittelmeerflotte, sondern der britischen.Heimat-
flotte an.

Der Kriegsgewinnler
von morgen
„El Debate" über die Ziele Litwinows in
DNB. Madrid, 18. Sept-
Die Madrider Zeitung „El Debate" b«'
handelt in einem Leitartikel die Frage, wer vec
einem Kriege am meisten gewinnen würde-
Der Verfasser geht dabei von der verdächtige"
Tätigkeit des Sowjetdelegierten in Genf g?8?"'
über dem dort versammelten „Gemisch von KpM'
munisten, Marxisten und Radikalen" aus.
bürgerliche Linke, so heißt es in den Aussuy»
rungen, spiele in Genf nur die Rolle von Kch"'
parsen, die sich in eine dogmatische Toga HE
ten und nicht sähen, wo der eigentliche KonsU»
entbrannt sei. Der Kampf spiele sich nicht etwa
zwischen der Demokratie und dem FaschisM?
ab, auch nicht zwischen Faschismus und der Drit-
ten Internationale, sondern zwischen dem Kom-
munismus der Sowjets und der abendländisch?"
Zivilisation.
Man könne bei oberflächlicher Betrachtung Z"
der Ueberzeugung kommen, datz in Genf
großem Aufwand an Propaganda und mit gro-
ßem Geschick ein antifaschistisches Treffen abge'
halten würde. Richtiger sei aber die Erkenntnrs,
datz es sich in Genf um eine Konzentration revo-
lutionärer Elemente im Dienste der Sowjet»
handele. Diese seien die einzigen, die g?"""
wüßten, was sie wollten und wie sie die „Stei-
lung, die man ihnen im Völkerbund einräume,
zu ihrem Nutzen ausnützen könnten. Für
Bolschewisten gelte zuerst die Revolution, auw
im Völkerbund. Kriege und friedliche Lösung?"
seien Nebensache. Die Tätigkeit Litwinows >"
Genf sei so natürlich, daß man sie nicht ?!»>"".
tadeln könne, weil Rußland ja gar nicht
anderen Zielen und Absichten in den Götter-
bund eingetreten sei. Rußland würde bei einem
Kriege für seine revolutionären Ziele den Rahm
abschöpfen. Daraus erkläre sich auch die
Litwinows. Die großen Nationen müßten dt«I
Tatsache in Rechnung stellen. In der Serie von
Enttäuschungen, die die Bolschewisten jenen naw-
giebigen Staaten bereiteten, sei die Revom
tionspropaganida Litwinows die jüngste Epstoo?-

Neues in Kürze

Die Frage, ob Frankreich sich bereits endgül-
tig für eine Beteiligung an etwaigen Tühne-
maßnahmen ausgesprochen habe oder ob es eine
Beteiligung ablehne, scheint, nach der Pariser
Presse zu erteilen, noch nicht endgültig entschieden
zu sein-
ü-
Troh der Sympathie, die unter Wahrung des
Bölkerbundsvorbehalts die französisch« Öffent-
lichkeit Italien entgegenbringen mag, hat die
Haltung Englands in Paris doch zur Besonnen-
heit angeregt, so daß mehrere Zeitungen seht
Mussolini beschwören, die Dinge doch nicht auf
die- Spitze zu treiben und sich mit dem Ang-sbo-
tenen zufrieden zu geben, ohne den Frieden zu
gefährden.
*
Die Londoner Abendblätter melden als Genf,
daß Mussolini seinen Vertreter Baron Aloisi,
der auf Wunsch der Mächte die Vorschläge des
Fünferausschusses dem Duce persönlich überrei-
chen wollte, mitqeteilt habe, daß er aus Genf
keinerlei Vorschläge wünsche.
*
Die abessinische Regierung hat sich in längeren
Beratungen mit den Vorschlägen des Genfer

Fünferausschusses beschäftigt, jedoch noch kein?"
endgültigen Beschluß gefaßt.
*
Di« italienische Regierung hat die französisch?
Regierung wissen lassen, daß sie beabsichtige, me
in ihrem Besitz befindlichen französiscl-en Staats"
renten abzustoßen und dafür Gold einzulösen.
*
Auch Sir Stafford Cripps ist von seines
Posten als Mitglied des Nationalen Vollzug?
ausschusses der Arbeiterpartei zurückgetreten.
ist ebenfalls mit der Politik des Vollzugsä"?'
schusses in der Frage möglicher SühnematznaR
men nicht einverstanden.
*
Der ehemalige französische Botschafter in Ber-
lin, Jules Ca.nbon, ist am Donnerstag morg?"
in Vevey am Genfer See .storben. Jules CaM-
bon stand im 91, Lebensjahr. Die sterblich?!'
Ueberreste werden nach Paris überführt, wo dw
Beisetzung stattfindet.
*
Der Generaliuspektor für das deutsche Str?"
ßenwesen, Dr. ing. Todt, hielt in der Aula ?«?
Technischen Hochschule in Warschau einen
großem Beifall aufgenommenen Vortrag
das Straßenwesen.

einem bergauf laufenden Flutz das Natürliche
und in einem bergab fließenden das Rechts- und
Gesetzwidrige seh«.
Knox war auch anwesend und Varthou dankte
ihm in ganz herzlichen Worten für die Arbeit,
die er geleistet habe. Der Präsident der Saar-
regierung verbeugte sich tief.
Diese Sprache gefiel der Einheitsfront unge-
wöhnlich gut. Das war etwas ganz nach ihrem
Herzen, das war schön. Und wieder wurde der
Status quo definiert und immer wieder wurde
festgestellt, datz es wohl möglich sei, ihn so zu
drehen, wie man ihn sich wünsche. Ja, man
druckte sogar den Blödsinn von einem „autono-
men Fürstentum Saar" ab. Diesen Plan hatte
ein belgischer Journalist ausgeheckt und er fand
sogar ein Blatt in seinem Lande, das diese Er-
findung als große Sache abdruckte. Arbeitslose
Prinzen gab es ja genug, allerdirigs fehlten die
nun einmal notwendigen Untertanen für dieses
Projekt.
Wie gut Braun die Sprache Barthous ver-
standen hatte und wie er sie auszunutzen ver-
stand, bewies sein Blatt, das mitteiltc, es sei
große Putschgefahr vorhanden. Daher fänden in
unmittelbarer Nähe der Saargrenze zahlreiche
Manöver des französischen Heeres statt. Die
11. Devision und danach die 43. hätten unmittel-
bar an der Grenze Manöver abgehalten. Zur
Unterstützung sei die afrikanische Division auf-
marschiert und die 41. Kriegsdivision. Rund
32 000 Soldaten ständen sich gegenüber. Diese
Manöver spielten sich auf freiem Gelände ab
und das kennzeichn« wegen der gtotzen Gelände-
übungen ihren Charakter als eventuelle Ein-
marschtruppen. In Genf sei man überzeugt, daß
Frankreich entschlossen fei, „in absoluter Treue
zum Völkerbunde" dessen Position in der Saar-
frage zu unterstützen, und datz es anderseits nicht
gewillt sei, irgendwelchen Putsch- öder Ein-
marschmanövern der Nationalsozialisten an der
Saar tatenlos zuzusehen.
Braun, der sich tönend als der Deutsche aus-
gab, scheute sich nicht, französische Absichten mit
deutschen Putschplänen und ähnlichem Unsinn zu
decken. Welch eine erfreuliche Gefahr für ihn!
Niemand wußte besser als Braun, daß die
Deutsche Front alles andere, nur keinen Putsch
gebrauchen konnte. Braun aber hätte gerne
Jahre feines Lebens für einen .Nazi-Putsch"

hingegeben. Das Saargebiet war zu ei"?"'
Lande geworden, in dem jeder, dem etwas am
Dritten Reich nicht patzte, „wirken" konnte. Dch
her war es auch nicht verwunderlich, daß stm
eine „Kommission zur Untersuchung des Naz>'
Terrors an der Saar" bildete, an der Herr?"
und Damen mit viel Zeit und Hatz teilnahm?"-
um in das Feuer gegen das Reich zu blas?"'
Trotzdem der Vizepräsident des englischen Ob«r-
Hauses sonst ein ernster, ruhiger und vernünf-
tiger Politiker zu sein pflegt, hatte sich
Marky an die Spitze dieses sonderbaren Unt?r'
nehmens gestellt und war mit allerhand L«"t?"
auf einige Tage an die Saar gefahren und. um
tiefe Erkenntnisse reicher, nach Haus« g?gn"fi^
Seine Weisheit war nicht gering, als er wiss?"^
erklärte:
.Meine vielen Gespräche mit Katholik?"
und vor allen Dingen mit katholischen Priest?^
lassen mir heute keinen Zweifel, daß auch in"?*'
halb der sogenannten „Eleichgeschalteten" - - '
eine starke Bewegung für den Status quo vor»
Händen ist, die in Kürze auch offen zutag« tre-
ten dürfte . . . Viele, darunter verantwort!
Politiker, haben mir die Ue^rzeugung ausg?'
sprachen, daß Hitlerdeutschland kein« fll"W
Prozent erhalten wird, vorausgesetzt, datz "
geheime Wahl gesichert ist . . ."
Aber nicht nur der sehr ehrenwerte HA
Marley untersuchte, redete und schrieb. And«??
Vereine bewegten sich mit vorgefaßten Ansicht?"
durch das Saargebiet und gaben eigenartsg?
Meinungen kund. Di« Regierungskommisstmi
ließ sie freundlich gewähren und lud st« zum-A
ein. Auch der anrüchige Graf Karolyi entfanol»
als Präside eines „Welthilfskomitees", !«^
Mannen und Frauen zur Saar, die mit furche
baren Ergebnissen bepackt wieder heimtehrtem
um schlimme Märe» weiterzuverbreiten, dn
sagten unter anderem, datz „in breiten Bevott»'
rungskreisen" der Wunsch nach einer -wett*"
Abstimmung „laut" geworden lei.
So kam dies und jenes ins Gebiet, und ckÜ?-
die gegen Deutschland waren, durften sich A'
mischen und sie alle waren mit der Ernh*A^
front eines Herzens und ebenso bereit, mit d«"'
vierundsiebenzigjährigen französischen Auster
Minister Verträge zu umgehen, ja, zu bxch»«-
MÜH-
 
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