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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 35.1924

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Osborn, Max: Meister Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.11736#0185

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INNEN-DEKORATION

PROFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN SEITENANSICHT. HAUS J. P.-BERLIN

zu Raumgestaltungen gefunden, die Wohnlichkeit und verabschiedet. Wie Riemerschmid und Otto Eckmann
Behagen ausströmten. Da wirkten die Zimmer jener ging Bruno Paul mit fliegenden Fahnen ganz zum Kunst-
Münchener Gruppe in Paris, als sei eine Tür ins Freie handwerk über, und es dauerte nicht lange, bis er auch
aufgestoßen worden. Bruno Pauls berühmtes »Jagd- die letzte Konsequenz zog und den Weg zu der über-
zimmer«, das im Pariser »Grand Palais« die Künstler geordneten Kunstgattung fand, in der alle jene Bemüh-
und Kunstfreunde aller Nationen so lebhaft interes- ungen mündeten: zur Architektur. Als Paul imjahre 1907
sierte, folgte auch dem Gesetz, daß überall die Schmuck- in die leitende Stellung an der »Unterrichtsanstalt des
form aus dem Material und dem Zweck gefunden Berliner Kunstgewerbemuseums« berufen wurde, wobei
werden solle, es verzichtete auch darauf, durch Anlehn- in der Reichshauptstadt alle Perücken wackelten, daß
ungen an die Stilarten der Vergangenheit Pracht und ein ungeheurer Staub aufwirbelte, hatte er bereits den
Wohlstand zu betonen, aber es war doch auch ein rieh- ganzen Umkreis der Disziplinen, die an dem Institut ge-
tiges Zimmer, in dem man leben, in dem die Wärme lehrt wurden, abgeschritten. Gerade dadurch war er wie
menschlichen Beisammenseins gedeihen konnte. In keinem geschaffen dazu, die Berliner Schule zu reorganisieren
Zuge war hier mit dem üblichen Formelkram gewirt- und mit neuem Geist zu erfüllen. Ein Strom des Lebens
schaffet, der die deutsche Innenarchitektur der Jahrzehnte ging von dem jungen Direktor aus, der eben das 34. Le-
zuvor unerträglich gemacht hatte. Doch man spürte aus bensjahr vollendete. Ohne Gewaltsamkeit, mehr durch
den neuartigen Schmuckgebilden die fruchtbare Phan- das Beispiel seiner persönlichen Art zu arbeiten und
tasie einer künstlerischen Individualität, ihre Freude an durch die wachsende Einsicht von der Zweckmäßigkeit
lustigem Ornamentwesen, an blühendem Zierat, der sich seiner Grundsätze wandelte sich der Unterrichtsbetrieb,
seines Daseins nicht schämte, nicht zu schämen brauchte, Alles wurde nach und nach auf eine gesunde handwerk-
und an der Herrichtung bequemer und geselliger Ecken, liehe Basis gestellt. Jüngere Lehrkräfte, die Paul heran-
Bald wurde Zeichenstift und Pinsel mehr und mehr zog, unterstützten seine Bemühungen. Die schwierige
 
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