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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Heinrich Straumer: das neue Hotel "Chemnitzer Hof" in Chemnitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0195

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XLU. JAHRG.

DARMSTADT

MAI 1931

HEINRICH STRAUMER

DAS NEUE HOTEL »CHEMNITZER HOF« IN CHEMNITZ

Wer mit dem Ziel, die lieblichen Höhen und
Täler des Erzgebirges oder die Quellen
Karlsbads zu besuchen, bisher Chemnitz flüchtig
berührte, erlebt jetzt eine Überraschung und ver-
weilt wohl gern einen Tag oder mehr, wenn der
Zufall ihn in den Märchenpalast gefühlt hat, der
dort plötzlich aus der Erde gewachsen erscheint..
Die Industrieherren von Chemnitz wußten wohl,
was sie taten, als sie Professor Dr.-Ing. E. h. Hein-
rich Straumer beauftragten, das neue »Hotel
Chemnitzer Hof« am Theaterplatz zu bauen,
um vor allem den Geschäftsfreunden aus aller
Herren Ländern, die zum Einkauf über See kom-
men, angenehme Unterkunft zu bieten. Das grund-
legende städtebauliche Problem des Neubaues
bestand darin, dem aus einer weniger glücklichen
Bau-Epoche stammenden Theaterplatz eine ge-
schlossene Gesamthaltung zu geben. Die Platz-
front des Hauses steigt mit zwei wuchtigen Ab-
sätzen — Cafe und Bierrestaurant — zur unteren
Ebene hinab. Eine große Freitreppe, die den tie-
fer gelegenen Theaterplatz mit der Haupttreppe
verbindet, schmiegt sich an die Hoteiterraste an,
um damit die weitere architektonische Bindung zu
dem später zu errichtenden Dependance-Gebäude

vor dem Museumsflügel am Platz zu finden. . Auf
einem nahezu gleichschenkligen Viereck erhebt
sich eine wohlgeformte Baumasse, die mit klarer
Architektonik in strengen Linien sich in das Ge-
samtgefüge des Platzraumes einordnet. Straumer
hat im Äußern des Bauwerkes auf alle modischen
Bewegungen verzichtet, dafür aber durch reichlich
und architektonisch verwendeten Blumenschmuck
die dauernde Lebendigkeit der Erscheinung be-
wirkt. Gutverteilte Schriften gliedern kraftvoll die
mit weißem Elbsandstein verkleidete Baumasse.
Die Gestaltungsart Straumers gewinnt hier eine
Neuartigkeit, die erkennen läßt, wie sein Schaffen
den Zeitausdruck innerlich verarbeitet hat. . Ganz
besonders kommt dies in der inneren Raum-
Anordnung zum Ausdruck, in der sich die
meisterliche Hand Straumers noch freier entfaltet
hat. Hierzu schrieb Prof. Dr. Heuss in den Chemn.
N. Nachr.: »In der wohlbedachten Steigerung der
Raumfolgen, in ihrem dynamischen Anschwellen
und Zurücksinken, in der wuchtigen Gliederung,
die aber bewußt durch ein spielerisch-heiteres Ele-
ment gebrochen ist, beweist sich der Künstler, der
abstrakte Raumvorstellung mit Liebenswürdigkeit
der Einzelbildung harmonisch zu vereinigen weiß.

W81. V. t
 
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