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INNEN-DEKORATION
lilly reich: bücherei einer klein wohnuno im boardinohaus. »deutsche bau-ausstelluno 1931«
Doch glauben viele noch, solche Zeiten seien
die eigentlich »reichen«, und vergleichen in leisem
Bedauern Wohnräume dieser Zeiten mit den un-
seren. . Ja, sie ist leerer geworden, die neue Woh-
nung. Aber, daß man sie etwas ausgeräumt
hat, das spricht nur für den modernen Menschen.
Wir haben uns wahrscheinlich zu ihr bekannt, wir
haben sie gewählt, weil wir unserer inneren Ver-
fassung nach den »horror vacui« nicht mehr ken-
nen. Es scheint ein Bedürfnis in uns zu sein nach
freien, lichten Flächen, Projektionsflächen für
die Strahlungen eines wieder reicher gewordenen
Lebensgefühles. . Wir sind darauf eingestellt,
alles Leben »in Bewegung« zu sehen und wehren
uns gegen starre Anordnungen, die in irgend einer
Weise das momentane Lebensgefühl einschränken.
Die »leere« Wand gähnt uns deshalb nicht mehr
an. Wir bedürfen scheinbar nicht mehr so sehr der
Verankerungen des Blickes. Wir brauchen allem
Anschein nach nicht mehr die »vielen« Dinge, die
den Bewohner von ehedem — vor dem Alleinsein
mit sich selbst behüten sollten. . Dr. alfred wenzel.
INNEN-DEKORATION
lilly reich: bücherei einer klein wohnuno im boardinohaus. »deutsche bau-ausstelluno 1931«
Doch glauben viele noch, solche Zeiten seien
die eigentlich »reichen«, und vergleichen in leisem
Bedauern Wohnräume dieser Zeiten mit den un-
seren. . Ja, sie ist leerer geworden, die neue Woh-
nung. Aber, daß man sie etwas ausgeräumt
hat, das spricht nur für den modernen Menschen.
Wir haben uns wahrscheinlich zu ihr bekannt, wir
haben sie gewählt, weil wir unserer inneren Ver-
fassung nach den »horror vacui« nicht mehr ken-
nen. Es scheint ein Bedürfnis in uns zu sein nach
freien, lichten Flächen, Projektionsflächen für
die Strahlungen eines wieder reicher gewordenen
Lebensgefühles. . Wir sind darauf eingestellt,
alles Leben »in Bewegung« zu sehen und wehren
uns gegen starre Anordnungen, die in irgend einer
Weise das momentane Lebensgefühl einschränken.
Die »leere« Wand gähnt uns deshalb nicht mehr
an. Wir bedürfen scheinbar nicht mehr so sehr der
Verankerungen des Blickes. Wir brauchen allem
Anschein nach nicht mehr die »vielen« Dinge, die
den Bewohner von ehedem — vor dem Alleinsein
mit sich selbst behüten sollten. . Dr. alfred wenzel.