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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Born, Wolfgang: Ein Haus in Wien-Hietzing: von Prof. Dr. Josef Frank, Dr. Oskar Wlach. ("Haus & Garten"), Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0385

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XLll. JAHRG.

DARMSTADT

OKTOBER 1931

EIN HAUS IN WIEN-HIETZING

VON PROF. Dr. JOSEF FRANK, Dr. OSKAR WLACH. (»HAUS & GARTEN«)—WIEN

Die Baugeschichte der Nachkriegszeit weist in
Wien nur wenige Gebäude ähnlicher Art auf.
Nach vielen Jahren ergab sich hier wieder eine
Gelegenheit, m dem »Haus in Wien-Hietzing« ein
Familienwohnhaus von nicht alltäglichem Umfang
in modernem Sinn vom Keller bis zum First ein-
heitlich zu gestalten. Der Bauherr, eine Persön-
lichkeit von zeitbewußter Einstellung, wandte
sich an die Architekten von »Haus & Garten«:
Prof. Dr. Josef Frank und Dr. Oskar Wlach,
die ihm den Rahmen für seine auf behagliche
Geselligkeit eingestellte Lebensführung schaffen
sollten. Die Musikliebe der Dame des Hauses
bildete dabei ein gegebenes Zentrum für die An-
lage. Auch erwachsene und heranwachsende Kin-
der mit ihren Neigungen und Bedürfnissen waren
mitbestimmend für die Einteilung der Räume. .
Das auf diese Weise den Architekten zur Ver-
wirklichung überlassene Bauprogramm wurde
ebenso folgerichtig wie in überzeugendster Weise
gestaltet. Schon die äußere Gestalt des Hauses
spricht die innen herrschende Gesinnung aus —
und »Innen« bedeutet bei Frank und Wlach von
jeher das »Menschliche«. Die, bis auf die japanrot
lackierte mit grünem Marmor umrahmte Eingangs-

tür, schmucklose schlichte Straßenfront (Nord-
west — Wetterseite), deutet mit den Niveau-Unter-
schieden der Fensteröffnungen an, daß die innere
Raumgestaltung nicht mechanisch nach Stockwer-
ken vor sich ging, sondern organisch aus den Be-
dingungen des »Wohnens« gewachsen ist, in freier,
lebendig bewegter Komposition verschiedenför-
mig gestalteter, in einander greifender Räume.
Der bereits erwähnte Haupteingang wird durch
einen weit vorspringenden, durch zwei farbig be-
handelte Eisensäulen getragenen Erkervorbau ge-
schützt. Das strenge Rechteck der Außenmauern
gibt dieser kräftigen Unterteilung den formalen
Rückhalt. Die Gartenseite des Hauses mit den
Wohn- und Schlafräumen (Osten) ist in viele Ter-
rassen aufgeteilt. Der plastische Ausdruck der
vor- und zurückspringenden Bauteile ist bei aller
Asymmetrie sehr glücklich; man empfindet, daß
ein sicher gestaltender Sinn für das Gleichgewicht
der Massen hier am Werke war. Alle Propor-
tionen, alle Details, vor allem die Eisenstützen der
südwestlichen Plattform, aber auch alle Gitter
und die durchwegs schmiedeeisernen Fenster-
rahmen sind von äußerster Schlankheit. Die Ge-
bäudemasse wird dadurch elegant aufgelockert

1981. X.1.
 
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