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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Voelter, Albert: Das praktische Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0444

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422

INNEN-DEKORATION

architekt albert voelter-münchen

kleiner verkaufsraum im obergeschoss

DAS PRAKTISCHE MÖBEL

Im Vergleich zu den groben Geschmacklosig-
keiten im Möbelbau im Ausgang des 19. Jahr-
hunderts ist es in unserer Zeit ohne Zweifel ganz
wesentlich besser geworden: die Form des moder-
nen Möbels hat sich geklärt, beruhigt und verein-
facht. Und trotzdem sind unsere Möbel im allge-
meinen immer noch zu sehr belastet von den Vor-
stellungen und Gebräuchen früherer Zeiten, die
vom Leben längst über Bord geworfen wurden. Sie
sind vielfach noch zu unbeweglich und schwer in
der Bauart, wie in der Erscheinung fürs Auge; sie
sind aufgebauscht durch künstliche Mittel, die den
Eindruck einer Wertsteigerung vortäuschen, in
Wirklichkeit aber das Möbel unpraktisch machen.
Und das sterile Schema der »Zimmergarnitur« ist
immer noch ein starkes Hindernis in der notwen-
digen Angleichung der Wohnräume an die Prinzi-
pien moderner Architektur, modernen Verkehrs,
an Kleidung und Lebensstil des modernen Men-
schen, dem alles pathetische und schwerfällig Fest-
gelegte im Grunde zuwider ist. . Wie unpraktisch
ist es doch, daß z. B. der Stuhl eines Herrnzimmers

nicht ins Wohnzimmer paßt, daß ein Zimmer so-
gleich unordentlich aussieht, wenn ein Möbel nicht
an seinem vorgeschriebenen Platz steht usw. Wie
verkehrt ist es, zu glauben, daß die Möbel eines
Raumes alle notwendig aus demselben Holz oder
von derselben Farbe sein müßten. . Die Verwen-
dung der »Garnitur« hat eine natürliche Eigenschaft
des Hausrats — seine Beweglichkeit — beeinträch-
tigt, da sie auf ein unsachliches Ziel ausgeht, näm-
lich auf das »schöne Bild«, das die Einrichtung des
Zimmers darbieten soll. . Die Ausstattung einer
Wohnung ist als schön und gut zu bezeichnen,
wenn sie spezifisch wohnlichen Zwecken dient
und keine wesensfremden Elemente enthält. . a.v.



EIN BAUSTIL ist, solange er in der Bildung be-
griffen ist, etwas Aufregendes, Fruchtbares.
Sobald seine Formbildung erfüllt ist, wird er zu
einem Gefängnis für den schöpferischen Geist. .
Stile, die fertig sind, werden bald Zollstöcke für
die, die nicht sehen, Krücken für die, die nicht
gehen können, Zuflucht für Unfähige. . f. l.wright.
 
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