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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Pabst, Hans: Die Kodak-(Eastman-)Copirpapiere
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Pringsheim, E.; Gradenwitz, O.: Photographische Reconstruction von Palimpsesten
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0072

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Photographische Reconstruction von Palimpsesten.

5 l) 2

Copien aber auch Färbungen erreichen, welche die natiirliche
Tonung wesentlich ändern. Fixirnatron und Alaun, in sieden-
dem Wasser gelöst, geben denDrucken, die aber üb er exp onir t
und übereutwickelt sein müssen, was ich besonders betonen
will, eine künstlerisch schöne Sepiafarbe. Dieses Sepiatonbad
soll warm verwendet und während der Tonung noch erhitzt
werden. Das Bad ist milchig und es ist länger brauchbar, ja
es wirkt altes sogar besser. Andere Färbungen in grosser
Mannigfaltigkeit sind mit Uran- und Eisensalzen erzielbar, die
Recepte hierzu sind genügend bekannt.

Photographische Reconstruction von PaIimpsesten ]).

Von E. Pringsheim und O. Gradenwitz.

Wie uns eine Anzahl antiker Tempel, unter andern das
Pantheon des Agrippa, nur um deswillen erhalten sind, weil
sie im Mittelalter in christliche Kirchen umgewandelt wurden,
so ist auch von den auf uns gekommenen Schriften der alten
Klassiker ein grosser Theil nur in der Weise der Vernichtung
entronnen, dass das Pergamen, auf dem sie standen, fiir die
Werke späterer Schriftsteller brauchbar befunden wurde: also
tilgte man die ältere Schrift aus und beschrieb das gesäuberte
Pergamen mit Homilien, Briefen von Kirchenvätern etc. Die
zweimal benutzten Pergamene (Palimpseste, Codices rescripti)
cursirten Jahrhunderte lang nur als Träger der jüngeren
Schrift, welche für die Zw'ecke des Augenblickes wichtig \var:
erst spät wandte sich das Interesse den darunter zu errathenden,
fast verlöschten Zeugnissen einer älteren Zeit zu. Die Schwierig-
keit, diese absichtlich, zum Glück meist nicht völlig zerstörten
Literaturstücke zu entziffern, ist so gross, dass das Lesen
der Palimpseste eine eigene, von Wenigen geübte Kunst
wurde. Denn nicht nur ist das Alter jener ersten Be-
schreibung und die Zerstömng zum Zwecke der jüngeren
Verwerthung hier hinderlich, sondern jene jiingeren Schriftzüge,
die über den älteren stehen, verwirrten das Auge des Forschers
und lenkten es ab. Neben Versuchen, die ältere Sclirift stärker
hervortreten zu lassen, kam daher das Ziel in Betracht, die
neuere los zu werden, und chemische Reagentien leisteten
dies auch, leider aber ging nur zu oft auch die geringe
Spur der alten Schrift, ja das Pergamen selbst, verloren. In

l) Nach einer Veröffentlichung in den Verhandlungen der Physikalischen

Gesellschaft in Berlin. 1894.
 
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