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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 4.1910

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Heft I (Januar 1910)
DOI article:
Bollmann, Emil: Schülerkonkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34105#0010

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Nur dann aber ist eine solche veredelnde Einwirkung auf das Innenleben
möglich, wenn der Lehrer es versteht, die richtigen Saiten anzuschlagen — wenn
er es versteht, in den jungen Werdenden „die dunkeln Gefühle, die in dem Herzen
wunderbar schliefen“, zu wecken und zu pflegen.

Ich will noch versuchen, indem ich etwas aus
erzähle, das Gesagte verständlicher zu machen und

meinem eigenen Unterricht
so zusammenzufassen, dass


Abbildung 2.

Fluch“, „Leonore“ usw. Die Resultate sind oft verblüffend.
die Beobachtung machen, dass Schüler, die in der Schule durchaus nicht zu den
Ersten zählen (im Schulunterricht steckt eben immer noch etwas Schematismus), bei
solchen freien Uebungen eine ganz eigenartige Phantasie bekunden. Auch die Art,
wie die geistige Idee zum Ausdruck gebracht wird, ist oft sehr originell und dem
Gedanken selbst sinnig angepasst. „Schulgerecht“ ist diese Darstellungsweise aller-
dings in den seltensten Fällen, aber das stört mich durchaus nicht, im Gegenteil; ich

dem Leser auch dessen
praktische Anwendung in
seinem eigenen Unterricht
ohne grosse Schwierig-
keiten möglich wird.
Allmonatlich — regel-
mässig aber vor den Ferien
— stelle ich eine oder
m ehr er e Ko nk urre n z auf-
gaben. Das Thema wähle
ich immer so, dass auch
dem weniger begabten und
unbeholfenen Schüler die
Beteiligung möglich ist,
d. h. dass der Stoff sich
in verschiedener Weise be-
handeln lässt. Ueberhaupt
soll das Thema die grösst-
mögliche Freiheit in der
Behandlung gestatten. Von
besonders hohem erzieheri-
schem und bildendem Wert
können diese Uebungen
aber sein, wenn sie den
Schüler anregen, nebst der
eigentlichen Wiedergabe
des Motives auch eine ge-
wisse Stimmung zum Aus-
druck zu bringen. Einige
sehr dankbare Themen sind
z. B. „Neujahrsnacht“,
„Vorfrühling“, „Sommer-
abend“, „Herbsttraum“,
„ No v emb erstürm “, „ Im
Schnee“, „Weihnachten“
usw. Bisweilen (je nach
Veranlagung der Schüler)
gebe ich auch die Illustra-
tionen von Gedichten, die
von anregender Wirkung
sind. So z. B. „Erlkönig“,
„Rübezahl“, „Des Sängers
Auch kann man oft genug
 
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