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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 11.1931

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Fritz, Ernst: Dem "Westfalenheft" zum Geleit!
DOI Artikel:
Buschhausen, Jupp: Die "Reklame" im Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0058

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Plakat. (Farbige Ausführung Schwarz und Blau.) Oll

färben",' die heute auch in kleinen Tuben in allen ein-
schlägigen Geschäften zu haben sind. (Die „Marabu-
Werke" in Tamm bei Stuttgart und die Firma Günther
Wagner in Hannover sind wohl die führenden Liefe-
ranten. Fabrikate mit diesen Namen gewährleisten bei
richtiger Behandlung überaus erfreuliche Wirkungen.)
Die Art, in der die Farbe aufgetragen wird, ist eine
besondere: Eine bestimmte Menge der Farbmasse wird
mit Pinsel und wenig Wasser in einen leicht streich-
baren Brei verwandelt. Mit diesem füllt man die in
Frage kommenden Flächen des Plakates aus, aber nicht
in der gleichmäßigen Manier eines Anstreichers, son-
dern in bewußter, berechnender Pinselführung. Die
meisten Farben der Plakat-Palette haben nämlich die
Eigenschaft ungleichmäßig aufzutrocknen, ein Umstand,
den man sich zu Nutze machen muß, um sich vor ärger-
lichen Fehlergebnissen zu schützen. Hat man z. B. in
gleicher Strichlage eine ganze Fläche zugedeckt, so
tritt diese Behandlung beim aufgetrockneten Bilde
durch deutliche Längswolken in Erscheinung. Diese
„Wolken" sind ein künstlerisches Moment, das die an
und für sich nicht bewegten Einzelflächen mit einem
besonderen Leben erfüllen kann, aber auch soll! Ver-
suche in wechselvoller Pinselführung sind notwendige
Vorarbeiten« um auf der Grundlage der hierbei ge-

machten Erfahrungen die eigentlichen Reinarbeiten
ausführen zu können.
Noch etwas. Ist die Farbe zu wässerig, so läßt sie
später den Grund durchscheinen, ist sie zu fest, legt
sie sich zu Bergen auf, die leicht Risse bekommen
oder ganz abspringen. Mehrmaliges Übermalen der-
selben Stelle ist nicht ratsam; solche „Verbesserungen"
verderben mehr als sie nützen. Gegen Ende der Unter-
richtsstunde oder bei anderen Unterbrechungen achte
man darauf, daß der Schüler nicht mitten in einer grö-
ßeren Fläche aufhört zu arbeiten, weil jede Ansatz-
stelle an einem nicht mehr ursprünglich feuchten Farb-
rande später zu sehen ist. Die Farbtöne als solche
werden rein aus den Tuben genommen; ein Mischen
verschiedener Farben soll möglichst unterbleiben, weil
es sehr schwierig ist und nur selten in der erwarteten
Weise gelingt.
Vielleicht werden einige Kollegen(-innen), die sich
noch nicht auf dem Gebiet der Reklame versucht ha-
ben, ernstlich überlegen, ob sie einen Versuch wagen
sollen. Warum sollte der Versuch nicht lohnenl Ver-
suchen kann man es immerhin. Aber ein- bis zweimal
zu versuchen genügt nicht; denn wie auf jedem Wege
in der Kunst, so haben auch hier die Götter vor den
Erfolg die Arbeit und den Fleiß gesetzt.

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