Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 11.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.28010#0083
DOI Heft:
Heft 3 (März 1931)
DOI Artikel:Stoewer, Wilhelm: Das bildnerische Gestalten mit brennbarem Ton: einfache Beobachtungen und praktische Erfahrungen aus dem Unterricht an höheren Schulen mit großen Klassen
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Klasse, als eine bildhafte Gestaltung im Relief ver-
langt wurde, nur ein einziger, der so selbstverständ-
lich im Räumlichen zu Hause war, daß er einfach sein
Koboldmännlein auf die Tonplatte hinlegte, als wälze
er selbst sich wohligst auf dem Zimmerboden, in
einer dritten Klasse entschied sich bei freier Wahl
etwa die Hälfte der Klasse für Freiplastik, die anderen
kratzten und drückten die Figuren in die Tontafeln
oder legten sie formend darauf. Bei einigen lag ein-
fach ein flächiges Gebilde wie ausgeschnitten auf
der Bildfläche drauf, bei den meisten wurde alles
rundlich gemacht, so daß eben das Gemeinte sich
hügelig über dem Grund erhob. In einer fünften Klasse
war ein einziger, der im Relief teils nach oben über
den Grund hinauswölbte, teils in die Platte „gemeinte"
Mulden hineindrückte. Das war Ihm plastisch gleich
lebendig und ließ sich leicht verwechseln. Alle an-
deren brachten durch das Auf und Nieder der Relief-
oberfläche eine gewaltige Erschütterung in ihr „Bild"
zugunsten des Räumlichen, der Plastik.* Einzelne Klei-
nigkeiten fingen an, überhaupt nur noch so darauf zu
liegen, z. B. ein Stab, ein Gürtel; ein ganzer Arm
schob sich mit dem Ellbogen zuerst aus der allgemei-
nen Bildfläche. Nur ein einziger machte eine Frei-
plastik trotz der gestellten Aufgabe, von einer dicken
Tonplatte auszugehen. Für alle anderen war diese Art
des Reliefs willkommen, eine leichte plastische Span-
nung ihrer Figuren zu erleben. Durch das Negativ-
schneiden in selbstgegossenen Gipsplatten mit einem
messerartigen Stichel und einem löffelartigen Schaber
mit scharfer Kante lassen sich diese plastischen Span-
nungen bis zur Übertreibung steigern. Dann ist der
Moment gekommen, eine Freiplastik rund und ge-
’ Bei ihnen war das positiv Gewölbte das eigentlich Geslallolo, das
A-Gomeinlo, ulte Mulden über U beurteilt, Einige Schüler machten das
A schön glatt, das U dagegen rauh.
Schülerarbeiten von Anfängern im Modellieren
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