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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1899)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0052

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Hute zupft, wie wir über das Käferchen, das uns mit dem Stachel droht —
lächle darüber, und fchone die zwei."

Unser viertes Blatt nach Thoma, die Landschast, ist eines von denen,
die das Wort von dem „gemalten Volksliede" besonders nahe legen. Wir
werden veranlaßt, mit dem Rastenden vorn übers Land zu sehn und seine
Gesühle zu den unsern zu machen, aber es ist nicht das allein, was uns das
Poetische der Landschaft vor das Malerische hervortreten läßt. Aus jeder Ein-
zelheit geht es ja hervor, daß dieses Stück Heimat dort nicht nur mit dem
Auge gesehen, sondern mit all dem Lieben darin durchgefühlt ist mit dem
Herzen. Da ist denn sreilich keine „Vedute" daraus geworden, trotzdem es
eine „Fernsicht" bringt, wie sie doch bei den Malern so lange verrusen war.
Auch bei der „Zentaurin", die wir aus S. f9 als bescheidene Vignette bieten,
denken wir an irgend ein Lied, und ich weiß nicht recht, ob dieses Natur-
weiblein am Ende nicht gar den Nöck von Loewe gekannt hat. Er paßt dazu
den äußeren Umständen na^ nur durch den Wassersall, aber der inneren
Stimmung nach ganz und gar.

Die kleine Standuhr, die wir auf S. 3? den Lesern zeigen, war aus
der Deutschen Kunstausstellung in Dresden das Entzücken nicht nur von Künst-
lern, sondern merkwürdiger Weise auch von Käufern: sie „geht" in doppeltem
Sinne. Was gefiel daran so? Zunächst etwas Negatives: die Abwesenheit
jeglichen äußerlichen Aufputzes, jeglichen angeklebten oder hinzu geschnitzten
„ZierratsZ der mit dem Dinge selbft nichts zu thun hat. Die Uhr ist, sozu-
sagen, ganz Uhr und Uhrgehäuse, ganz Sache also — aber die Sache ift nicht
tot geblieben, sondern lebendig geworden. Jn einfach großen Linien und
Flächen bewegen sich ihre Formen, das aber muß man am Originale sehen,
aus welch liebevoller Vertrautheit mit der Aufgabe und mit welchem Lebens-
gefühl all diese Formen gebildet sind. Man betrachte unser Bildchen ein
wenig von fern, dann ahnt man's anr ehesten auch hier, und zugleich, wie
schön das Material des Mahagoniholzes zur Geltung komrnt, dessen Farbe
mit dem Silberoxyd des Pendels und dem zinngrauen Zifferblatt zu gutem
Akkorde zusammenklingt. Die Zeiger, die über den eigenartigen Zahlen wan-
dern, werden jetzt schlicht gerade ausgeführt. Das Ganze ist so vornehm-ruhig
und so behaglich dabei, daß es das Problem einer schönen kleinen Standuhr
nach unserer Meinung musterhaft löst. Freilich ist die Uhr nicht billig, sie kostet,
mit vortrefslichem Gang- und Schlagwerk, fzo Mk., und es soll wenig
dabei verdient werden. Jhre beiden noch etwas einfacheren Schwestern kosten
90 und ^20 Mark. Der Künstler ist Ferdinand Morawe in München, den Ver-
trieb besorgen die dortigen „Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk".

Was wir wünschen. — Die Modernitis. Von Adolf Bartels. —
Anton Bruckner. Von Max Graf. — Das riechende Lied. Von Richard Batka.
- Hans Thoma. (A.) — Lose Blätter: Freunde! Von F. A. Aus Otto Ernsts
„Jugend von heute". Schultraum. Von L. W. — Rundschau. — Notenbeilage:
Anton Bruckner, Adagio aus dem Streichguintett. — Vilderbeilagen: Hans
Thoma, Selbstbildnis, der Dichter, Amor und Tod, Landschaft. — Textbilder:
Hans Thoma, Zentaurin. Ferd. Morawe, Standuhr.

Verantrvortl.: der yerausgeber LerdinandAvenarius in Dresden-Blaservitz. Mitredakteure: für Mostk :
vr. Richard Batka in Prag-Weinberge, für bildende Aunst: paul Lchultze-Naumburgin Berlin
Sendungen für den Text an den yerausgeber, über Musik an Dr. Batka.
verlag von Georg D. w. Lallrve^. —Agl. yofbuchdruckeret Aastner 6c Losfen, beide in München.

Bestellungen, Anzeigen ond Geldsendungen an den verlag: Georg D. W. Lallrve^ in München.
 
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