Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
DOI Artikel:
Sommer, Hans: Von der "Internationalen Musik-Gesellschaft"
DOI Artikel:
Nachträge zum Weihnachtskatalog, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0243

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bisher hat man immer noch gemeint, wer sich einem Berufe zeitlebens
mit voller Hingebung widmet, müsse auch am besten darin Bescheid wissen.
Nur in der Musik soll es nun anders sein? Da nehmen unsere Gebildeten das
Besserwissen für sich in Anspruch? Doch sind es bisher auch hier immer die
Kunstschassenden gewesen, die neue Ziele aufgestellt, die damit, wenn auch
erst nachträglich, Anerkennung gefunden und so die Grenzen der Musik
stetig erweitert haben. Nur langsam haben die Gebildeten ihnen solgen,
ihre Empfänglichkeit dem Errungenen anpassen können. Der so lehrreiche „Fall
Wagner" steht noch in Aller Gedächtnis. Und nun wollen die bisher Blinden
plötzlich die Voraus-Sehenden sein? Sie zeihen uns insgesamt der Blindheit
und wollen uns die Augen öffnen? Abermals wird damit ein Naturgesetz auf
den Kopf gestellt. Aber „ist es gleich — Wahnsinn, hat es doch Methode."

Unter den Zielen der Gesellschaft wird nämlich „Hebung der Jntelligenz
auf musikalischem Boden" vorangestellt, und es kann sonach nicht mehr zweifel-
haft sein, daß unsere, der Musiker, Jntelligenz gehoben werden soll. Die Absicht
wäre ja dankenswert, wenn wir nur zur Jntelligenz der Hebenden, als welche
wir uns natürlich die Gebildeten denken müssen, rechtes Vertrauen haben könn-
ten. Nach den im Aufrufe vorliegenden Proben ist davon aber leider nichts
Besonderes zu erwarten.

Es ift indes nicht ausgeschlossen, daß unsere künstlerische Jntelligenz
gar nicht gemeint ist. Wird etwa die Hebung einer andern Art, der geschäft-
lichen Jntelligenz nämlich, beabsichtigt, so müssen wir leider bekennen, darin
der überlegenen Macht der Herren Verleger, der Theater- und Konzertunternehmer
eigentlich ebenso hilflos gegenüber zu stehen, wie es von jeher gewesen, und
wie es beispielsweise in den erwähnten Beziehungen Schuberts und Wagners
zur Firma Breitkopf L Härtel hervorgetreten ist. Hier ist uns jede Förderung
herzlich willkommen.

Verlohnt es sich aber, daraus weiter zu warten? Mit Hoffen und Harren
„schafft man keine Thaten." Wir haben es daher vorgezogen, unsere Angelegen-
heiten, namentlich die Wahrung unserer wirtschaftlichen und Standesinteressen
selbst in die Hand zu nehmen. Jn voller Einmütigkeit haben sich vor mehr als
Jahresfrist Tonsetzer der verschiedensten Richtungen in großer Zahl zur „Genossen-
schaft deutscher Komponisten" zusammengeschlossen. Zum allerersten Male, seit-
dem musiziert wird, sind die Musiker Eines Sinnes. Jst es das etwa, was
die Herren Breitkopf Härtel sür wenig intelligent halten, so müssen wir uns
natürlicherweise auch darein finden. Doch bescheiden wir uns gern in der
Erwägung, daß Jeder sich blamiert, so gut er eben kann.

Schon jetzt übrigens haben wir Manches erreicht, und getrost werden
wir auf dem eingeschlagenen Wege fortschreiten, so weit unser bischen Jn-
telligenz es zuläßt. Glücklicherweise reicht sie noch bis zu der Einsicht, daß
bei einer zur Förderung der Musik bestimmten Gesellschaft die Musiker selbst
nicht gerade untenan gehören, und daß eine Einladung zur Beteiligung, die
den eingeladenen Musikern insgesamt Mangel an Jntelligenz vorwirst, zu den
höflichen und verheißungsvollen nicht zu zählen ist. bsaus S o in m e r.

OacMrüge zum 'LUeLbnacbrskaralog.

Neue Iugendschriften.

Da ist nun ein großer Zorn bei manchen Verlegern, weil die Hamburger
„Lehrer-Vereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung" den „gangbaren"
Jugendschriften das Wasser abgräbt, wir aber müssen gestehen: je mehr wir

2. Dezemberheft
 
Annotationen