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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 12 (2. Märzheft 1900)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0493

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und verwandte Bestrebungen fortan
auf dem Kampfplatze zu fein. Ob all
das für diesmal hilft, wissen die Leser
vielleicht schon, wenn unser Heft in
ihre Hände kommt. Wir wollen gegen-
über dem Verdrehen, das besonders
in letzter Zeit die Sache der Lex Heinze
verteidigen sollte, nur noch einmal
unsern Standpunkt eindeutig klar be-
zeichnen. Zunächst das Selbstver-
ftändliche: es fällt keinem von uns
ein, gegen diesen ganzen Gesetzent-
wurf zu sprechen, der eine Reihe von
vortrefflichen Bestimmungen enthalten
mag. Zweitens das ebenso Selbst-
verständliche: es fällt keinem von uns
ein, Unzuchtszwecke beschönigen oder
dulden zu wollen, wenn sie unter dem
Vorwande von Kunst auftreten. Da-
gegen richtet fich unser Proteft gegen
zweierlei: Erstens gegen das Ein-
schmuggeln des „Schamverletzenden"
an die Stelle des Unzüchtigen und
damit gegen die Gefährdung des
Nackten in der Kunft überhaupt.
Zweitens, gegen die Ernennung jedes
beliebigen prüden Menschen, der
„Aergernis nimmt", zu einem richtigen
und fedes beliebigen Dichters, und heiß'
er Roeren, zu einem entscheidenden
Beurteiler in künstlerischen Dingen.
Hoffen wir, daß die maßgebenden
Herren genügend bedenken, was sie

thun. Wir sind fetzt so weit ge-
kommen, daß in München einer der
einslußreichsten Führer der natio-
nalen Partei unter stürmischem Bei-
fall sagen konnte: „was nützt uns
Deutschen das Reich, wenn es nicht
die Jdeale des deutschen Volkes
hochhält?"

* Für den Schutz der heimischen
Naturdenkmäler wirkt jetzt er-
freulicher Weise der preußische Forst-
fiskus. Der Landwirtschaftsminister
hat eine Kommission eingesetzt, um für
die einzelnen Provinzen der Monarchie
festzuftellen, welche Sträucher, Bäume
und Bestände als merkwürdige und
eigenartige Denkmäler der Natur zu
schützen feien. Für Westpreußen ist
die Sache bereits zu einem gewisfen
Abschlusse gebracht, indem die dort zu
schützenden Pflanzen und Beftände in
einem mit Bildern und Kartenskizzen
ausgestatteten „Forstbotanischen Merk-
buch" verzeichnet find, das bei Geb.
Borntraeger in Berlin erschienen ist
und u. A. den Forstbeamten zugestellt
wird. Für jede preußische Provinz
wird solch ein „Merkbuch" vorbereitet.
Für die Provinz Brandenburg erbat
sich Geheimrat Friedel Mitteilungen
über des Schutzes würdige Denkmäler
der Natur nach dem Märkischen Mu-
seum in Berlin.

Nnsre Doten und Mlder.

Mit unserer diesmaligen Notenbeilage hoffen wir dem Kenner wie dem
empfänglichen Laien etwas gleicherweis willkommenes zu bringen, ein Lied
des genialen Hugo Wolf, das aus dem Mörikeband (Mannheim, F. Heckel)
abzudrucken uns von den Verwaltern seines künstlerischen Erbes mit besonderer
Bewilligung erlaubt wurde. Möge es gleich unserem Artikel im Weihnachts-
heft 1898 dazu anregen, sich mit der kongenialen musikalischen Nachdichtung der
Lyrik Mörikes, wie fie jener herrliche Band einschließt, näher zu beschäftigen:
sie kennen und lieben ist eins. Der „Tambour" zeigt Wolfs liebenswürdigen
feinen Humor in hellstem Lichte; bei unsern deutschen Tonsetzern findet sich
nur bei Carl Loewe noch seinesgleichea. Ein leises marschartiges Motio be-
ginnt, worin ein vorgeschlagener Sechzehntelanlauf schon auf unsern Trommler
deutet; es wird ruhig fortgesponnen, dann allmählich zu fchmetternder Kraft
und durch stürmische Triolenbewegung gesteigert, worauf es plötzlich rasch in
lautlose Tiefe hinabsinkt. Parallel damit geht der Gesang; erst ruhig anhebend,

2. Märzhefr ;yoo
 
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