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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 8 (2. Januarheft 1900)
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Bode, Wilhelm: Der Mann ohne Denkmal
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Schumann, Paul: Romane in Zeitungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0308

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Präsident der Herzog von Koburg und Gotha, der thatsächliche Vorsitzende
ist Lord Monteswell, Schatzmeisterin ist Octavia Hill.

Und das alles geht unter dem Namen des Mannes, dem man
das Denkmal zu setzen vergessen hat. Jhm ward das rechte, lebendige
Denkmal vergönnt: er lebt heute viel kräftiger unter seinen Landsleuten,
als die allermeisten seiner hochstehenden Zeitgenossen.

Doch was geht uns der Engländer Kyrle an? Er zeigt u n s,
wie wir unsere Großen ehren sollten. Goethe hat noch
nicht solch ein Denkmal wie er. Wir hnben eine gelehrte, in
die Philologie ties hineingeratene Goethe-Gesellschast, aber wir haben
noch keinen Goethe-Verein im Dienste des Schönen. Das wäre die
rechte Ehrung sür ihn: unter seinem Namen das Schöne in
der Natur undKunst schützen und vermehren, in immer
weiteren Volksmengen Kunstsreude undGeschmack ein-
pflanzen, immerneueriTausenden die edelstenGerrüsse
und die erquickendste Bildung b r i n g e n.

Wilhelm B o d e.

Ikromune in Leilungen.

Gerade vor einem Jahr wurde irn Kunstwart auf Arthur Zapps Setbst-
bekenntnisse „Schriftstellerleiden" aufmerksam gemacht. Zapp schilderte, wie er
zu dem oberflächlichen Roman-Vielschreiber geworden sei, als den man ihn
kenne, und wie er früher bei ernstem Streben nach echt künstlerischen Leistungen
hungerte, während er jetzt ein volles gutes Auskommen habe. „Und nun frage
ich", so schloß Zapp, „wer hat Schuld, daß wir in Deutschland seit Jahrzehnten
zwei Arten von Romanliteratur haben, eine Buch-Roman-Literatur, die kärg-
lich ihr Dasein fristet, und eine Zeitungs- und Familienblatt-Roman-Literatur,
die üppig wuchert, von der die Autoren leben und die aus dem Dichter einen
Handwerker macht, und ihn systematisch zwingt, sich wissentlich und
mit Absichr zu verslachen, sich selbst sozusagen zu kastrieren? Es klingt
wie eine unsinnige Uebertreibung und ist doch, wie alles vorher von mir Ge-
sagte buchstäblich wahr, und mit Zahlen kann ich es belegen: je oberflächlicher,
konoentioneller, schablonenhafter, kurz je unliterarischer ich eine Arbeit geschrieben
habe, desto rascher setzte ich sie ab und desto höher war das Honorar, das sie
mir eingetragen hat — und umgekehrt. Das geringste tzonorar, ein wahres
Almosen, hat mir mein erster Roman gebracht, der einzige, den ich mit litera-
rischem Ehrgeiz, mit fiebernden Pulsen und klopfendem Herzen, mit voller
dichterischer Hingabe geschrieben habe, der einzige meiner dreißig Romane, den
die Kritik mit einhelligem Lobe bedacht hat. Mein Fall ist typisch. So wie
mir ergeht es vielen anderen. Es ist ein tragisches Geschick, deutscher Roman-
schreiber zu sein."

Betrachten wir nach diesen Selbstbekenntnissen eines „Mitarbeiters" nun
den Redakteur, der Romane sür eine deutsche Zeitung auszuwählen hat. Auch
da gibt es Männer, die zum ersten Mal „mit fiebernden Pulsen und sliegen-
dem Herzen" ans Werk gehen. Mitleidig legt solch einer das oberslächliche
Zeug eines Arthur Zapp von heute aus der Hand. Endlich findet er wirklich
Gediegenes, mit Stolz gibt ers zur Druckerei, mit Stolz sieht er die einzelnen
Stücke des poetischen Werkes in den Spalten seines Blattes erscheinen. Aber
gar bald beginnen seine Erfahrungen. Schon aus der Setzerei und der Expe-
'liunstwari

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