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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1899)
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Schumann, Paul: Kunst in der Schule
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Nachträge zum Weihnachtskatalog, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0197

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Noch eines liegt uns am Herzen. Der Unterricht in Stilkenntnis,
den das sächsische Ministerium des Jnnern in Handels- und Fachschulen ein-
sühren will, könnte noch weit fruchtbarer gemacht werden, wenn Museen und
Schulen Hand in Hand gingen. Wozu sind Museen anders da, als zum Besten
des Volkes, und ist nicht da der Weg durch die Schule geradezu gegeben? Von
einer planmäßigen Ausnutzung unserer Museen ist ja leider bisher noch kaum
irgendwo die Rede. Es bleibt dem Zusall und dem Belieben des Einzelnen
überlassen, ob er aus den mit so viel Kosten angelegten Sammlungen Nutzen
ziehen will oder nicht. Gewaltige Bildungsschätze, ganz besonders in den
Kupferstichkabineten und in den Kunstgewerbe-Museen, bleiben so ein totes oder
doch nur gering verzmstes Kapital. Wie viel mehr Nutzen könnten sie stiften,
nützte man sie planmüßig und grundsätzlich aus!

Da bietet sich z. B. folgender Weg: in der Vorbilder-Sammlung der
Kunstgewerbe-Museen würden eine Reihe von kleineren Zusammenstellungen
gemacht, sagen wir einmal von je Blatt, deren jede einen bestimmten
Stil darstellt: ägyptisch, assyrisch, griechisch, römisch, italienische Re-
naissance, deutsche Renaissance u. s.w. Diese Sammlungen würden immer zum
Versand und zum Verleihen sertig gehalten. Der betreffende Lehrer einer
Schule, der sie zu gebrauchen gedenkt, läßt sie zu der betreffenden Stunde ein-
fach aus dem Museum holen, oder sie werden ihm durch einen Museumsdiener
überbracht, oder durch die Post übersendet, denn meist die Hauptstadt allein
kommt in Betracht. Sie würden eine tresflich: Ergünzung zu den Tafeln des
Werkes der Jndustrieschule zu Plauen bilden, die allein natürlich nicht genügen,
ihren so vorzüglichen Zweck zu ersüllen. Selbstverständlich würe dieses Verfahren,
die Museen durch Verleihen nutzbar zu machen, noch weiterer Ausbildung fühig.
Aber man sollte mit dem Angegebenen im Anschluß an die Stilkunde in säch-
sischen Fachschulen den Anfang machen, um dadurch auch die nötigen Erfah-
rungen zu fammeln. Wir find überzeugt, daß es zahlreiche Museumsleiter
gibt, die eine folche Verwertung ihrer Sammlungen zum Beften der Allgemein-
heit mit Freuden begrüßen würden. Paul Schumann.

Oacbträge zum Meibnacbtskatalog.

Bilderrverke.

Es ist auf einige Werke chriftlicher Kunft hinzuweifen. Julius
Schnorrs von Carolsfeld „Bibel in Bildern" ift bei Georg
Wigand in einer neuen billigen Ausgabe erfchienen (geb. Mk., mit Goldschnitt
20 Mk.) — eine Thatsache, die wir begrüßen. Nicht, daß wir unbedingte Ver-
ehrer Schnorrs wären, wir haben über seins Mängel und Schwächen im Kunst-
wart selber ja schon gesprochen. Aber zunächst einmal: eine Bilderbibel, die
wirklich einHausbuch zur Sammlung sein soll, muß einheitlich
sein; es geht nicht an, daß sie uns (wie ein mit viel Reklame oertriebenes
süddeutsches Bibelwerk) durcheinander Reproduktionen nach graphischen und
Tafel- und Wandbildern, nach Deutfchen, Jtalienern, Franzofen, Niederlündern,
nach Geistern des ^s., i;?., :8. und ^9. Jahrhunderts, nach Persönlichkeiten des
allerverschiedenften Denkens und Fühlens als Vermittler der Anschauung vor-
führt. Schnorrs Bilder find verschieden an Wert, aber sie suchen das Große
in einer Richtung, und manchmal erreichen sie es auch. Die deutsche,

Dezemberheft 1899
 
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