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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 4 (2. Novemberheft 1899)
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Avenarius, Ferdinand: Unser Weihnachtskatalog, [5]: Geschichte
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Avenarius, Ferdinand: Unser Weihnachtskatalog, [6]: Philosophie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0174

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Publikmn berechnet sind. Ein sehr interessantes und, nach dern Anfang zu
urteilen, ungemein dankenswertes Unternehmen dieser Art dürften die uon
Georg Steinhausen herausgegebenen „Mono graphien zur deutschen
Kulturg eschichte" werden, deren einzelne Bände den einzelnen „Ständ en,
Berusen und Volk-sgruppen" gewidmet sind. Bisher liegt vor „Der Soldat",
von Liebe geschrieben, mit einem Ueberreichtum von zeitgenössischen Bildern.

Was ich nun sür die neue und neueste Zeit empfehles Onckens „Zeitalter
Friedrichs des Großen", Kuglers „Geschichte Friedrich des Großen", die der
Kunstsreund ja schon wegen der klassischen Menzelschen Zeichnungen besitzen sollte,
Archenholz' immer noch lesenswerte „Geschichte des siebenjährigen Krieges",
Sybels „Geschichte der Nevolutionszeit ^739 —^soo", Beitzkes „Geschichte
der deutschen Freiheitskriege", Jastrows „Geschichte des deutschen Einheits-
rraumes", Sybels „Begründung des deutschen Reiches", Maurenbrech ers
ähnlich benanntes Werk, M ar cks „Kaiser Wilhelm I." unb natürlich als aller-
wichtigstes Treitschkes „Deutsche Geschichte im ^9. Jahrhundert". An Bis-
marcks Memoiren und an Moltkes Schristen braucht keiner erst zu erinnern.

Einige ausländische Geschichts- und Kulturgeschichtswerke haben in
guten Uebersetzungen auch bei uns Bürgerrecht erworben, es sind dies — um
sie wenigstens kurz bei Namen zu nennen — die von Buckle, Carlyle, Draper,
Lecky, Macaulay und Taine. X.

VbilosopbLe.

Wer dem gebildeten Nicht-Fachmann Bücher über Philosophie empfehlen
will, hat mit zwei besonderen Schwierigkeiten zu rechnen. Es sind erstens die
Standpunkte der Betrachtung und es ist zweitens das Maß der
Vorkenntnisse, die vom Leser verlangt werden, je nach den Verfassern
überaus verschieden. An die „Klassiker" der Philosophie, an Descartes und
Spinoza, Leibniz, Kant, Schelling und Hegel zu erinnern, hat auch nicht viel
Zweck, denn dem Namen nach kennt sie jeder, sie der Sache nach wirklich wür-
digen zu lernen, ist aber nur nach Vorkenntnissen möglich, die wir hier nicht
voraussetzen dürfen. Hat man diese Vorkenntnisse erst, so braucht man keine orien-
tierende Liste mehr. Ohne besondere Vorkenntnisse zu lesen und gleichzeitig eine
gute Einführung in die philosophische Gedankenwelt geben z.B. die weltberühmten
Werke von Locke, Hume und Berkeley, die man der von Kirchmann heraus-
gegebenen „Philos. Bibliothek" entnehmen kann. Von den Werken Schopen-
hauers, deren viele dem Laien eine überaus anziehende, anregende und so-
gar pikante Lektüre bieten, ist die billigste Ausgabe, die Reclamsche, zugleich
die beste. Die glänzenden Essays im zweiten Bande der „Welt als Wille und
Vorstellung" und in den „Parergis" werden immer auch denjenigen Lesern
einen hohen Genuß bieten, die vor abstrakten philosophischen Werken eine Ab-
neigung haben. Von späteren philosophischen Büchern mögen dann hier er-
wähnt werden: Langes „Geschichte des M a t e r i a l i s m u s", Lotzes
„M ikr 0 k 0 sm 0 s", Lazarus' „Leben der Seele", die Schriften von
Fechner. Von modernen Autoren bieten selbstverständlich die weitesten An-
regungen die beiden Antipoden Nietzsche hier und Herbert S pencer dort.
Lesern, welche gar keine Vorkenntnisse haben und eine Einführung in die Pro-
bleme üer Philosophie suchen, kann als außerordentlich brauchbar empfohlen
werden Osw. Külpes „Einleitung in d i e P h i l 0 s 0 p h i e".

Aus Spezialgebieten werden die folgenden Werke gebildeten Lesern ohne
weitere Fachkennenisse verständlich sein:

Lrkenntnistheorie und Logik. Sigwarts „Logik", eine
elegante Darstellung, durch die angenehm enttäuscht werden wird, wer die
trockene aristotelische Schullogik fürchtet. Richard Avenarius' Schrift „D e r
menschliche W e l t b e g r i f f", Lie Begründung einer neuen und eigen-
artigen Weltanschauung. Desselben Verfassers Hauptwerk „Kritik der reinen
Erfahrung" kommt im Gegensatze zu dieser leichtverständlichen Schrift wegen
seiner großen Schwierigkeit hier nicht in Frage. Dührings „Logik und
Wissenschaftstheorie". Stuart Mills „System der Logik". Mach, Bei-
träge zur Analyse der Empfindungen.

jdsycholoqie. Wundts „Vorlesungen über Menschen- und Tierseele"
sind sür weitere Kreise berechnet als des Verfassers „Grundriß der Psychologie"
oder gar sein „Lehrbuch der physiol. Psychologie", das in Deutschland als

Aunstwart
 
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