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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0257

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Dichtung.

Ueber Heinrich Hein e sprechen
zu seinem Säkulartag jetzt alle Zei-
tungen. Gerade, weil es dabei wahr-
scheinlich mancherlei Lehrreiches zu
hören gibt, möchten wir über sein
Verhältnis zum Deutschland von heute
erst im n ä ch st e n Heste sprechen.

* Georg Brandes und sein
Nachdrucker. Unter diesem Stich-
wort verösfentlicht die „Frankfurter
Ztg." einen Brief von Georg Bran-
des, in dem es u. a. heißt: „Zn einer
von Herrn Adolf Bartels in der Zeit-
schrift »Kunstwart« vom z. Juli
veröfsentlichten, mir sehr ungünstigen
Rezension der Barsdorfschen Ausgabe
meines Buches »Julius Lange« werde
ich gelästert, weil ich dort von Langes
Scheu vor der Oessentlichkeit gesagt
habe, „was Einem (das heißt: mir)
heutzutage jedoch ganz komisch vor-
kommt". Jch habe aber gerade das
Entgegengesetzte gesagt: erstens habe
ich das Wort „komisch" gar nicht an-
gewandt, zweitens spreche ich von der
heutigen dänischen Jugend, nicht von
mir, und sage nur, es müsse der Jugend
heutzutage sonderbar vorkommen, daß
wir in unseren jungen Jahren so un-
gern öffentlich austraten. Auch alle an-
deren Sätze, die Herr Bartels aus dem
Buche anführt, sind (vom Uebersetzer)
gänzlich mißverstanden, sehr arg z. B. der
Satz: »Mir scheint, daß du als Schrist-
steller einen weit größeren Geschmack
an den Brillanten gesunden hast«.
Dänisch steht gerade das Gegenteil da.
Herr Bartels nimmt am Schluß dieser
Rezension Partei sür Herrn Barsdorf
gegen mich, spricht von einem Rache-
akt Barsdorfs, bildet sich ein, Bars-
dorf habe dem ersten Uebersetzer meiner
»Hauptströmungen« Honorar bezahlt
und nehme jetzt Rache, weil ich meine
Bücher selbst herausgeben will — lau-
ter unbegründete Vermutungen. Herr
Barsdorf will auf meine Kosten Geld
verdienen. Das ist alles!"

Darauf habe ich zu entgegnen: daß
die betreffenden Sätze in dem dänischen
Original des „Julius Lange" ganz
anderen, sogar den entgegengesetzten
Sinn haben, konnte ich natürlich nicht
wissen. Haben sie ihn, so sallen natür-
lich meine Schlußfolgerungen aus der
salschen Uebersetzung weg, und es bleibt
nur die Verwunderung darüber, datz
ich der einzige deutsche Kritiker war,
der sich an dem verdrehten Sinnc ge-
stoßen hat.

Was den Fall Barsdorf anlangt,
so lauteten meine Sätze: „Das Buch
(»Julius Lange«) ist im Verlage von
H. Barsdorf in Leipzig erschienen, dem
Brandes (auch der »Kunstwart« brachte
die Nachricht) jüngst vorwarf, alle seine
Werke zu drucken, ohne ihm einen
Pfennig zu bezahlen. Handelt sichs
hier um einen Racheakt? Barsdorf
ist der berechtigte Verleger der Strodt-
mannschen Uebersetzung der Brandes-
schen Hauptströmungen. Von dieser
hat Brandes dann selbst eine deutsche
Uebersetzung veranstaltet und damit
die Strodtmannsche überflüssig machen
wollen wollen; da nun aber derVer-
leger Strodtmann natürlich Uebersetzer-
honorar gezahlt, so mutzte er das als
empsindliche Geschüftsschädigung em-
pfinden. So verhält sich meinesWissens
die Sache; sollte ich mich irren, so
wird Georg Brandes wohl gelegent-
lich eine genauere Darstellung ver-
öffentlichen. Adolf Strodtmann hat
natürlich mit seiner Erlaubnis über-
setzt, ja, es war für Brandes einmal
ein Gewinn, von Strodtmann übersetzt
zu werden." Jch kann nur bedauern,
daß Herr Brandes die von mir ge-
wünschte genauere Darstellung auch
jetzt noch nicht gegeben hat. Seine Be-
hauptung, Barsdorf habe dem Ueber-
setzer kein Honorar bezahlt, ist (wört-
lich) richtig, aber leider zweideutig:
Der Vorgänger Barsdorfs hat
das Honorar bezahlt, und es ist doch
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