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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 3 (1. Novemberheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0128

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Stachelbeeren, sie schmecken und be-
komrnen ihm. Das zweite trinkt plötz-
lich gerne Milch. Schließlich merken
alle drei, was Schuld war: die Zu-
sammenstellung durch das Kinder-
mädchen. O diese Kindermädchen!
O diese Musik-Kindermädchen! Wann
wird ihnen gekündigt? G. G.

* Wie's gemacht wird.

Jn Stuttgart veranstaltete jemand
Vorbereitungsabende sür die Sym-
phoniekonzerte. Er sandte das Pro-
gramm an die Blätter, mit dem
üblichen Ersuchen, davon Vermerk zu
nehmen. Daraus lies von der Re-
daktion der „Deutschen Reichspost" die
folgende Antwort ein: „Sehr geehrter
Herr Doktor! Nachdem wir über Jhre
Vorbereitungskonzerte Erkundigungen
eingezogen, werden wir gerne Berichte
über sie bringen, wenn Sie uns die
Annoncen und dem Berichterstatter
Freikarten geben. Hochachtungsvoll
vi-. Wolsf." Also: kein Geld, kein
Schweizer, will sagen: kein Jnserat,
keine Rezensionen. Nicht die künst-
lerische Güte und Ersprießlichkeit eines
Unternehmens bestimmt die Bedeutung,
welche die Presse ihr beimißt, sondern
der Umstand, ob es Annoncen abwirft
oder keine diesmal aber ist es ein
„christlich-konserv atives" Blatt,
aus dessen Redaktion das uns vor-
liegende Beweismaterial stammt.

Mlöende Annst.

* Eine D eutschh ausen-Aus -
stellung? Aus einem Briefe an den
Herausgeber:

Jnsbesondere aber beschäftigt mich
in Mußestunden eine Reihe von Zeich-
nungen: Studien aus Deutschhausen,
die auch Sie interessieren dürften.

Jch darf im Kunstwart vielleicht
einmal erzählen, wie ich nach Deutsch-
hausen kam und was ich dort gesehen
und gehört habe. Für heute nur ein
paar Andeutungen.

Wo's liegt, verrate ich Jhnen nicht,
denn sonst erzählen Sie's im Kunst-
Runstwart

wart weiter, und dann ade, ungestörte
Sommersrische! Dann kommen Rad-
sahrer, Ansichtspostkarten, Kurtaxe,
Kurkapellen, hohe Hotelpreise u. dgl.
Uebel moderner Erholungsorte auch
dahin. Und Sie gehen doch auch nicht
anderer Leute wegen in die Sommer-
frische ?

Kurz und gut, ich bin also in
Deutschhausen gewesen und habe dort,
weil's mir da sonderbarlich gefiel,
herumskizziert, in den Straßen, aus
dem Markte, aus dem Kirchhos sowohl
wie auch in den Häusern bei Bürger
und Bauer. Dann auch bin ich den
Werkstätten als neugieriger Stören-
fried surchtbar geworden, ja ich habe
sogar den jungen Mädchen und alten
Mütterchen des Orts bei ihren Hand-
arbeiten zugeschaut — die brennen
und malen Gott sei Dank noch nicht,
sondern sie fticken, weben, häkeln u.s.w.

Sie ersehen daraus schon, daß es
eine ganz unmoderne Stadt ist, nicht
einmal Läden mit Andenken, die durch
rechts, links, oben oder unten auf-
gedruckte oder „handgemalte" soge-
nannte Ansichten „erhöhten Wert"
erhalten haben, gibt's da I

Es ist eine echte deutsche Kleinstadt,
nicht echt kleinstädtisch ^ tötlich lang-
weilig, sondern kleinstüdtisch deutsch
im Charakter ihrer Bauwerke und ihres
Handwerks, in der Art wie uns z. B.
Lüneburg, Rothenburg und andere an-
muten, wo uns, wenn wir ins Thor
getreten sind, das Herz aufgeht und
wir uns gleich heimisch fühlen.

Ein altes Rathaus, zwei, drei alte
Kirchen, schmucke Häuser, z. B. das des
Johann von Luneborch, Gottsried
Stolberg, Peter Harzer, interessante
Bauernhäuser von Jochen von Hadeln,
Cord Ohlland u. s. w. geben meinem
Stifte zu thun. Vor allem interes-
sierte mich als Kunstgewerbler natür-
lich das bescheidene Kunstgewerbe des
Oertchens, das mir alle guten Seiten
unseres alten deutschen Kunstgewerbes
bewahrt und neuzeitlich fortent-
 
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