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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1899)
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Nachträge zum Weihnachtskatalog, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0199

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leuten bei C. F. Arnelang in Leipzig herausgegeben (geb. M. ^5.—), ist uns'
ein sehr sympaihisches Buch, denn er ist ein „Heimatwerk", und solche brauchen
wir sür alle deutschen Gaue. Seine Heimat zu kennen, das heißt sesten Futz
sassen auf der Erde, und selbst beim Herumradeln thut man das noch nicht.
Hans Hofsmann, üer Poet, gibt hier eine lange „Wanderung üurch den Harz",
und datz sie feinsinnig beobachtend und gescheit denkend durchgeführt, und datz
sie gut beschrieben ist, versteht sich bei ihm ganz von selbst. Aber auch Geolo-
gischss, Geographisches, Klimatisches, Botanisches, Zoologisches, Vorgeschicht-
liches, Geschichtliches und Kulturgeschichtliches ist in diesem schönen Heimatbuch
mit darin, und das braucht's auch. Eine Menge vorzüglicherAutotypien er-
gänzen und erläutern überall denText. — Sehr anderen Wesens ist das zweite neue
Reisewerk. Bei ihm hatte auch wieder die Malerkunst die Hauptsache zu thun. Jch
meine, beidem „Tagebuche eines Malers", nämlich Friedrich Kallmorgens
„Jns Land der Mitternachtsonne" (Seemann, geb. 50 M.). Das
enthält Schilderungen von einer Nordlandsreise, deren Jllustrationen Kallmorgen
selbst aus Stein gezeichnet und deren Druck er selber geleitet hat. Da ift denn
sreilich was draus geworden! Wir heitzen Künstlerberichte in Bildern durchaus
nicht unbesehen gut und halten z. B. von den vielgerühmten Allersschen wirk-
lich nicht viel mehr als gar nichts, aber Kallmorgen ist eben nicht Allers. Land
und Leute spielen hier keine grotze und gezeichnete Anekdoten, gottlob gar keine
Rolle, es war dem Künstler ausschlietzlich darum zu thun, von Land- und
Seeschaften das Malerische mit ein paar Strichen und Tönen vereinfacht fest-
zuhalten. Es braucht nun etwas Kunstsinn und Vorstellungsvermögen, ihm
da zu solgen, versügt man darüber, so wird man aber die innere Krast dieser
Natur anschauungen bewundern können, und Kallmorgens Skizzen werden
sich zu großen Natur g e m ä l d e n in der Phantasie des Beschauers ganz von
selber auswachsen. Gerade hier kann man den Reiz guter Skizzen verstehen
lernen: nicht alles zu geben, aber den rechten zu zeigen, aus dem man
nach allem suchen kann.

„Das goldene Buch des deutschen Volkes an der Jahr-
h u n d e r t w e n d e" (I. I. Weber, geb. 30 Mk.) bietet „eine Ueberschau vater-
ländischer Kultur und nationalen Lebens in 76 Einzeldarstellungen aus der
Feder hervorragender Fachmänner, über ^ooo Bildnisse, Aussprüche und Lebens-
beschreibungen lebender deutscher Männer und Frauen und z? Kunstbeilagen".
Das Werk will „einen Ehrenkranz um die Stirnen derer stechten, die mit ihrem
Wissen, ihrem Können, ihrer Thatkraft und Hingebung an der ruhmvollen
Erhebung unseres Volkes, an der Befreiung der Geister, an der Erhöhung
des nationalen Wohlstandes mitgeschaffen haben". Was haben dann
skrupellose Geschäftemacher wie Lindau und Blumenthal drin zu suchen?
Jedensalls ist es sür keinen eine Ehre, an der Seite solcher Herren „ausgezeich-
net" zu werden. Das also ist unser Bedenken: die Auswahl der Vertretenen
war an manchen Stellen nicht streng genug, z. B. auch bei den bildenden
Künstlern nicht. Trotzdem ist das Werk nicht nur sehr unterhaltend und recht
belehrend, sondern auch wirklich wertvoll, so datz sich die wahrlich beträchtliche
Summe von Wissen und von Arbeit, die darin steckt, denn doch verzinst. Die
einzelnen Gebiete sind eben wirklich fast durchweg von Berufenen und sind von
ihnen mit der Knappheit behandelt worden, die für solch einen Ueberblick die
schwierig zu erfüllende Bedingung war. Die Abbildungen und Kunstbeilagen
sind, wie sich's bei allen Weberschen Veröffentlichungen von selbst versteht, gut
vervielsältigt und musterhaft gedruckt.

Dezemberheft 1899
 
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