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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0224

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Bil-cnde Aunst.

fehlt. Jn einem demnächst erschei-
nenden Aufsatz über das moderne
Oratorium habe ich meine Meinung
eingehender geäutzert; vorläusig ist
nur zu konstatieren, datz die Ve-
zeichnungen „vornehmes", „gediegenes"
„Kunst"rverk aufKlughardtsOratorium
durchaus nicht passen. Es ist eineDurch-
schnittsarbeit im Stile Mendelssohns,
ohne jede weiterreichende Bedeutung.
Wenn es von Publikum und Presse
weit über Gebühr beachtet wird, so
schen die Leser an unserm Beispiel,
wie das gemacht wird.

Georg Göhler.

* „Geist".

Wir werden jetzt wirklich in unsre
Rundschau eine besondere Schachtel
für Schmock-Brillanten stellcn. Auf
die Etikette schreiben wir „Geist".
Denn schon diesmal, das mutz man
wissen, soll es so etwas wie Geist sein,
was wie Herr Erich Urban in einem
Berliner Musikberichte von sich gibt;
„Um so höher schwoll die Begeisterung,
als Frau Teresa Careno mit ner-
vichter Faust das 8-moll von Tschai-
kowsky aus einem prachtvollen Bech-
steinheraushieb. Sietrug dabei einpaar
so leckere Fleischarme zur Schau, datz
ich alsbald in das nächste Aschinger-
haus stürzte und eine Bockwurst mit
Salat atz. Ohnehin hütte man nach
den trauervollen Berichten ihrer ab-
gedankten Ehemänner schon an die
Kraft ihrer Muskeln geglaubt. — Aus
der vorigen Woche trage ich noch schnell
das Konzert der Frau Anna Haasters
nach, die durch eheliche Liebe in ihrer
Kunst erheblich weicher und runder
geworden ist." Bisher traf man derlei
doch uur in Börsenblüttern. Wir ver-
zeichnen den Fortschritt: dies Mal
stand es im „Magazin für Literatur".
Hoffentlich erfahren wir, welcher der
Herren Herausgeber die Verantwort-
lichkeit dafür übernommen hat, ob
O. E. Hartleben oder Rudolf Steiner.

*Adolf Ehrhardt ist, in hohem-
Greisenalter, dieser Tage gestorben.
Wer weitz noch von ihm? All die
vielen, denen er persönlich gutes gethan
oder die ihn doch als einen der feinst-
gebildeten Geister unter den „Alten"
persönlich kennen gelernt. Aber es
kennen ihn doch noch mehr, auch wenu
seine Historischen und religiösen Bilder
nicht mehr beachtet werden, es kennen
ihn all die Vielen, die sich an den
illustrierten Ausgaben von Bechsteins
„Sagenbuch" und dem „Deutschen
Balladenbuche" noch immer erfreuen,
denn hier begegnet ihnen Ehrhardt
als einer dcr begabtesten Genossen
Ludwig Richters. Nur, datz seine Be-
gabung anderswo lag, mehr dem
Grotzen, insbesondere dem Düstern
zugewandt; für manche schaurige Sage
oder Ballade hat noch heute keiner ein
besseres Bild gefunden, als Ehrhardt.

* „Die bildenden Künstler".

Vor uns liegt ein schönes Buch:
„Das Geistige Deutschland am Ende
des ty. Jahrhunderts, Enzyklopädie
des deutschen Geisteslebens in bio-
graphischen Skizzen, Erster Band: Die
bildenden Künstler. Leipzig-Berlin,
Druck und Verlag von C. S. Röder."
Jm Vorwort dieses interessanten Wer-
kes heitzt es: „Der Gedanke, die ein-
zelnen Zweige des reichverästelten
Baumes, den das deutsche Geistesleben
der Gegenwart bildet, in biographischen
Skizzen darzustellen, die auf eigenen
Einsendungen dcr behandelten Per-
sönlichkeitenberuhen,istnichtmehrneu."
Das ist wahr: es haben schon eine
ganze Rcihe von spekulativen Köpfen
in ähnlicher Weise die Eitelkeit von
Schriststellern, Dichtern, Künstlern oder
Auchschriststellern, Auchdichtern, Auch-
künstlern zur Herstellung von Büchern
in Kontribution gesetzt, die zwar kein
Honorar beanspruchen, dafür aber den
Absatz bei den biographierten Herr-
schaften in gewisse Aussicht stellen..

22^ -

Runstwart
 
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