DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0251
Müde du die Schwingen neigest,
Dann verklingen meine Lieder
Und ich lausche, wenn du fchweigest.
An Beethovens Grab.
von glüh'nden Sonnenstrahlen war durchdrungen
Der graue Stein, auf dem dies Blatt entsprossen,
Mit glüh'nden Thränen hab' ich es begossen,
Mit glüh'nden Armen hab' ich ihn umschlungen.
Ein ewig Lied ist hier dereinst verklungen,
Ein ewig kserz hält hier die Grust umschlossen,
Die Leier strahlt von goldnem Licht umflossen,
Lin Schmetterling hat sich emxorgeschwungen.
Da glänzt ein Name und das Schlangenzeichen
Der Lwigkeit, ein Baum, der sast verwittert,
will halb dem Tode, halb dem Leben gleichen.
Und süße Lust, vom Todeshauch verbittert,
Und tiese Ltille im Gefild der Leicherr,
Und ein gebrochen lherz und cins, das zittert!
Zum Schluß.
wenige sind's, die mich verstehen,
Die mich nehmen, wie ich bin,
Die das wort mir nicht verdrehen,
Das ich sxrach rnit leichtem Sinn;
Die aus einer Spreu von Scherzen
Gern erspäh'n des Lrnstss Aorn,
Die da schöpfen, wie vom lherzen
Reich und spärlich stießt der Born.
Drum, daß ich Luch bin begegnet,
bsat mir voll das bherz erlabt,
Seid gegrüßet, seid gesegnet,
Daß Ihr mich verstanden habt!
Das wintersonncnmcirchen.
Von Otto Ernst.
Vorb emerkung. Olto Ernsts „Jugend von heute" geht nun über die
deutschen Bühnen, und so hat ihr Versasser den mächtigsten Bundesgenossen auf
dem Wege zur Volkstümlichkeit neben sich, die Theaterkunst. Bringt die am
Ende das Wunder zu Wege, den Büchern eines wirklichen Dichters >n Deutsch-
land Käufer zu verschaffen, ehe der Mann Jubilar ist? Das Folgende gibt
so ein Pröbchen, ob sich die Beschäftigung mit Ernstschen B^ichern lohnt. Es
ist seinen eben bei Staackmann erschienenen „humoristischen Plaudereien^ „E i n
frohes Farbenspiel" entnommen.
Gestern in der Dämmerung vernahm ich hinter den winterlichen Nebel-
hüllen ein Licht und ein Klingen. Es war wie ein blitzender Stern, ein ver-
iriter Klang . . .
Dezemberhesü
Dann verklingen meine Lieder
Und ich lausche, wenn du fchweigest.
An Beethovens Grab.
von glüh'nden Sonnenstrahlen war durchdrungen
Der graue Stein, auf dem dies Blatt entsprossen,
Mit glüh'nden Thränen hab' ich es begossen,
Mit glüh'nden Armen hab' ich ihn umschlungen.
Ein ewig Lied ist hier dereinst verklungen,
Ein ewig kserz hält hier die Grust umschlossen,
Die Leier strahlt von goldnem Licht umflossen,
Lin Schmetterling hat sich emxorgeschwungen.
Da glänzt ein Name und das Schlangenzeichen
Der Lwigkeit, ein Baum, der sast verwittert,
will halb dem Tode, halb dem Leben gleichen.
Und süße Lust, vom Todeshauch verbittert,
Und tiese Ltille im Gefild der Leicherr,
Und ein gebrochen lherz und cins, das zittert!
Zum Schluß.
wenige sind's, die mich verstehen,
Die mich nehmen, wie ich bin,
Die das wort mir nicht verdrehen,
Das ich sxrach rnit leichtem Sinn;
Die aus einer Spreu von Scherzen
Gern erspäh'n des Lrnstss Aorn,
Die da schöpfen, wie vom lherzen
Reich und spärlich stießt der Born.
Drum, daß ich Luch bin begegnet,
bsat mir voll das bherz erlabt,
Seid gegrüßet, seid gesegnet,
Daß Ihr mich verstanden habt!
Das wintersonncnmcirchen.
Von Otto Ernst.
Vorb emerkung. Olto Ernsts „Jugend von heute" geht nun über die
deutschen Bühnen, und so hat ihr Versasser den mächtigsten Bundesgenossen auf
dem Wege zur Volkstümlichkeit neben sich, die Theaterkunst. Bringt die am
Ende das Wunder zu Wege, den Büchern eines wirklichen Dichters >n Deutsch-
land Käufer zu verschaffen, ehe der Mann Jubilar ist? Das Folgende gibt
so ein Pröbchen, ob sich die Beschäftigung mit Ernstschen B^ichern lohnt. Es
ist seinen eben bei Staackmann erschienenen „humoristischen Plaudereien^ „E i n
frohes Farbenspiel" entnommen.
Gestern in der Dämmerung vernahm ich hinter den winterlichen Nebel-
hüllen ein Licht und ein Klingen. Es war wie ein blitzender Stern, ein ver-
iriter Klang . . .
Dezemberhesü