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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0262

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drollig, und warum soll gerade iu
der „ausspannenden" Gartenstimmung
nicht auch der Große mal mit dem
Klcineu darüber lächeln? Seien wir
nicht so sürchterlich würdevoll, wem
nützt es denn was?

Also? Ja, also sind wir zwar noch
lange nicht berechtigt, die Glaskugeln
überall gut zu heißen, wo sie jetzt
paradieren- Aber wir wollen sie auch
nicht samt und sonders „zerschmettern".
Sondern ich meine: wir prüsen von
Fall zu Fall. Wünschenswert wäre,
daß die Fabrikanten Gartenkugeln in
mehr Farben und Größen und darunter
auch dunkle (z. B. große „slaschen-
grüne" und „slaschenbraune"), sowie
neben den spiegelnden auch trans-
parenteund undurchsichtig-matte her-
stellten. Mehr Auswahl, mit einem
Wort. A.

*PaulSchultze-Naumburg
hat, wie unsre Leser wohl wissen wer-
den, seine letzte Reihe von Kunstwart-
Auffätzen unter dem Titel „H ä u s-
liche Kunstpflege" bei Diederichs
in Leipzig gesammelt herausgegeben.
Es wird unsre Leser freuen, daß wir
demnächst mit dem Abdruck einer
neuen Folge von Aufsätzen ver-
wandter Art aus seiner Feder begin-
nen können.

Vexmischtes.

* Der reformierte Begleit-
z e t t e l.

Auch jetzt wieder, wie immer vor
Weihnachten, strotzen die Zeitungen
von Waschzettelabdrucken. Es ist die
alte Not: die Redakteure und Rezen-
senten könnten selbst beim besten Willen
nicht alle die Bücher lesen und be-
sprechen, die Verleger aber müssen sie
vor dem Feste besprochen wünschen,
sonst wirkts nicht mehr. Schicken sie
kcine Waschzettel mit, so unterbleibt

die Besprechung gewöhnlich, oder es
werden zwei slüchtige Worte gesagt,
die zutrefsen oder auch nicht. Wir
haben deshalb nie gegen Begleitzettel
als solche protestiert, denn sie sind in
vielen Fällen ganz unentbehrlich, und
sie liegen, soweit sie nur sachkundig
unterrichten, auch im Jnteresse der
Zeitungsleser selbst. Aber das haben
wir verlangt: daß die Verschleie-
rung des Thatbestandes aufhöre, daß
man Waschzettellob, also Eigenlob
nicht mehr als unparteiische
Kritik der Redakteure oder ihrer
Mitarbeiter weitergebe. Nur so kann
endlich dem skandalösen ösfentlichen
Betrügen durch Waschzettellob ein
Ziel gesetzt werden.

Unser Weihnachtskatalog gab nun
Gelegenheit zu einem praktischen
Versuch, denn da er nur gegen
Portoersatz, also unentgeltlich, abge-
geben wird, war hier die Mißdeutung,
es sei dem Verlage um ein Geschäft
zu thun, ausgeschlossen. Anderseits
lag der Wunsch nahe, durch eine eigene
Mitteilung für das neue Prinzip dieses
KatalogsinmöglichstweiterOcsfentlich-
keit zu wirken. Wir haben also den
Katalog an die Zeitungen mit einer
„Selbstanzeige" versandt, die im
Texte selber als „Mitteilung
des Verlages" bezeichnet und
mit A n f ü h r u n g s z e i ch e n („ ")
versehen war. Wollen uns die an-
ständigen Verleger auf diesem Wege
nicht solgen? Dann kämen wir viel-
leicht bald so weit, daß man jeden
nicht so bezeichneten Begleitzettel-
Abdruck sestnageln könnte, um den
anständigen Leuten die Arbeit zu er-
leichtern. Thäte man das jetzt schon,
so reichten alle Wände der Redaktions-
stuben nicht aus, und wenn man sie
statt benageln, mit Waschzetteln tape-
zieren wollte.

Uunstrvart

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