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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 8 (2. Januarheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0339

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im Grunde ein Spiel isr, hält inner-
lich das meiste zusammen. Drei Hefte
— es reicht immerhin nur für einen
„Eindruck" aus, noch nicht sür ein
Urteil. Warten wir also noch, ehe
wir ein solches aussprechen. Wir
sreuen uns der Jnsel, denn wie wir
andeuteten: sie fügt zu unseren künst-
lerischen Zeitschriften jedenfalls einen
neuen Klang. Möae sie sich erhalten
und entwickeln! Der Preis dieser
Monatsschrist beträgt 36 Mark fürs
Jahr. Von neuen Unternehmungen,
die sonst noch vom „Jnsel-Verlage"
herausgegeben werden, sprechen wir
bald.

* „T r a u e r p o st k a r t e n" sind
das Neueste. Hier etwas aus der
Reklame dasür. „Wir sind gewohnt,
den Schmerz über den Heimgang lieber
Angehöriger auch äußerlich zu zeigen...
und freuen uns, daß das Bedürfnis
nach Trauerpostkarten durch vorliegende
Neuheiten behoben ist." Gedruckte
Glückwünsche sind lächerlich, gedrucktes
Beileid ist widerwärtig, aber gedrucktes
Beileid mit gemütvollen Emblemen
drum herum auf Postkarten, das ist
doch die Krone. Wir bedauern, daß
es uns nicht geglückt ist, den Namen
der betrefsenden Schacheranstalt zu
ersahren, so daß wir ihr unser herz-
liches Pfui nicht ins Gesicht sagen
können. Nach unsern schon ziemlich
reichen Erfahrungen in solchen Dingen
wirkt die öffentliche Kennzeichnung nur,
wevn man deutlich den Namen nennt.

* Als wir den Prospekt zum
„Jun gbrunnen" in die Hand be-
kamen, gab uns das Titelblatt einen
großen Schreck: da war so etwas wie
ein dürernder Christuskopf zu sehen,
dem ein breiter Streifen Papiers für
die Titelschrift quer über die Nafe ging,
über diefes Kreuzband herab und aus
ihm hervor aber quollen zweiThrünen,
je rvie eine Birne groß, und in der
einen war eine Mutter an der Wiege,
in der andern war ein Liebespaar zu
fehen. Fürchterlich geschmacklos, dieses

Prospektbild — das kann etwas nettes
von Altertumssimpelei werden, dachten
wir. Unsrer heutigen Zeilen Zweck
aber ist: sie sollen jedermann davor
warnen, sich durch das Titelbild ab-
schrecken zu lassen, denn das Unter-
nehmen ist trefflich. Es will altes
gediegenes deutsches Schriftgut mit
Bildern heutiger deutfcher Meifter ver-
sehn und neu dem Volke beleben. Die
erften drei Bändchen davon (Hans
Sachsische Schwänke mit Bildern von
Barlösius, deutsche Volkslieder, mit
Bildern von Franz Stassen, der Bären-
häuter und die sieben Schwaben, auch
von Stassen illustriert) sind sehr hübsche
Sachen, und die Gerechtigkeit fordert
ausdrücklich Zu betonen, daß gerade
Barlösius, von dem jenes fürchter-
liche Titelbild stammt, hier, als Jllu-
ftrator, ganz vorzüglich am Platze ift.
Jedes Bändchen kostet Gst Mark, im
Abonnement nur eine. Wir beglück-
wünschen und empfehlen das Unter-
nehmen. Verlegt ift es bei Fifcher und
Franke in Berlin.

* Der Setzerteufel hat sich höchft
gewöhnlich dafür gerücht, daß wir ihn
pflichtgemäß ein paar Mal denunziert
haben. Unschön war es, daß er beim
Weihnachtskatalog unter „Ethik und
Rechtsphilosophie" dieAufforderung an
den Setzer, bis zur Erkundung des
genauen Titels von Zieglers Buch
Spieße zu machen, in eine Aufforde-
rung an Herrn Professor l)--. Theobald
Ziegler verwandelte, Späße zu machen.
Wir trugen's und schwiegsn, um den
Hauskobold der Kaftnerschen Königl.
Hofbuchdruckerei nicht Zu reizen. Es
half nichts, über Adolf Bartels' Auf-
satz in Sachen der Heimatkunft kam
dennoch der böse Geist, machte aus
Lienhard und Sohnrey sogenannte „Lie-
hard" und „Sohnrep", aus Ueber-
menfchenhelden„Nebenmenschenhelden"
und noch kurz vor dem Schluß aus
Richtungen„Dichtungen".Wirschwiegen
noch immer in Geduld und Vorficht.
Da wird in Goehlers Arbeit über
2. Ianuarheft tyoo

Z2?
 
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