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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 9 (1. Februarheft 1900)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0380

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des Verlegers den Doppelkanon der beiden Liebespaare, der die Bewunde-
rung aller Freunde imitatorischer Satzkunst erwecken wird und ließen, um auch
eine melodische Probe zu geben, den Anfang des Liedes der drei Straßen-
sänger solgen. Zur naheren Erklärung dürsen wir wohl auf Volbachs Artikel
in unserer Zeitschrift verweisen.

Unsre Vilder zeigen den Lesern heute zunächst zwei ganz wunderschöne
Rembrandts, die wir nach dem neuen großen Rembrandt-Werke reprodu-
ziert haben, das mit seinen q,o Photogravüren jüngst Hofstede de Groot in
deutscher Ausgabe bei Asher L Co. in Berlin veröffentlicht hat. Man wolle
zunächst das Bildnis der alten Dame betrachten: bei wenigen Werken selbst
eines Rembrandt wird man so deutlich dieses Großmeisters eigentümliches
Jdealisieren durch das Licht empfinden, ohne daß man im mindesten
etwas Absichtliches, etwas Arrangiertes in dem Hereinführen dieses über-
irdischen Aetherftromes ins Bild bemerkte. Auf das Malerische hin arrangiert
ist das zwsite Bild in weit höherem Grade, es ist vielmehr „Rembrandt", wie
das große Publikum ihn kennt; es ist vielleicht, aber nur in gewissem Sinne:
„malerischer"; aber es ist weniger schlicht sachlich, es ist weniger Bildnis und
mehr Bild. Wir möchten das Schlagwort von „Rembrandt als Erzieher" nicht
ganz ohne Einschränkung weitergeben. Man vergleiche mit unserm zweiten
Rembrandtbilde ein Holbeinsches Werk, das Bildnis seiner Frau Elsbeth
mit zweien der Kinder. Wir sühlen sofort den Schritt zur „Seelenmalerei"
über jenes und selbst noch ein Stück über das erste Rembrandtsche Bild hinaus.
Thorheit, zwischen solchen Meisterwerken „abwägen" zu wollen; man soll sich
als Kunstsreund in alle versenken und aus jedem entnehmen, was es von allen
am herrlichsten bietet! Aber Holbeins tiefe Sachlichkeit, die aus jedem Ge-
sicht das letzte schöpfte, ist ein Gut, das dem deutschen Nationalcharakter
ebenso nahe liegt, wie Rembrandts phantastische Umzauberung mit höherem
Licht. Und in einer Zeit, die dem Dekorativen nicht nur im gutem Sinne ge-
neigt ist, darf man sich dieser tiesen Sachlichkeit besonders freuen.

Unsre Textabbildung zeigt diesmal einen einsachen aber sehr seinen Be-
leuchtungskörper sür elektrisches Licht aus dem Hohenzollernkaufhause in
Berlin. Die Stellung der Lampen sowie die Zuleitung entspricht dem Wesen der
elektrischen Beleuchtung; es liegt keine Jmitation des Gas- oder Petroleum-
brenner vor. Ein Bedenken ist vor der Abbildung stärker als vor dem
Original: der Ring wirkt hier im Bilde zu schwer, man vergegenwärtige sich,
daß er durchbrochen ist zu einem ganz leichten Gitterwerk. Jmmerhin könnte
er vielleicht no ch leichter gehalten sein, damit die Lampen noch klarer als
jene Hauptsachen wirken, die sie doch sind, als jene Hauptsachen, denen der
Ring doch nur die Abstände geben soll. Die farbige Wirkung ist sehr gut.
Glattes, blankes Messing, helles Opalglas und grüne Leitungsschnüre.

Humanität. Von S. Lublinski. — Neue Bücher über Musik. Von
Richard Batka. — Zehn Gebote zur Wohnungseinrichtung. (A.) — Lose Blätter:
Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Von Cäsar Flaischlen. Aus
Roseggers „Mutter Erde". — Rundschau. — Notenbeilagen: Doppelkanon und
Lied der Straßensänger aus Anton Urspruchs komischer Oper „Das Unmög-
lichste von Allem". — Bilderbeilagen: Rembrandt, Bildnisse einer alten Dame
und eines jungen Malers. Holbein, Bildnis seiner Frau mit Kindern. — Text-
bild: Beleuchtungskörper.
 
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