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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 10 (2. Februarheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0414

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lichem Menschenmaterial als Rohstoff
einer kraftvollen Kultur jedoch wird's
mangeln. Wie dazu bessern wäre, dasist
nicht mit zwei Worten aus dem Rock-
ärmel hinzulegen. Aber das ist einsach
zu sagen: Vorbedingung jeder Besserung
wäre, daß man sichzunächst einmal be-
wußt würde. wie unersetzlich hoheWerte
hier Jahr um Jahr zu Grunde gehen.
Ja: unersetzlich hohe Werte, wenn sie
auch nicht an der Börse notiert wer-
den. Eine VolkswirtschaftunsrerGeistes-
güter her!, wann wird dieser Ruf in
seinerungeheuernWichtigkeitvondenen,
welche die Macht haben, begriffen wer-
den?

* Die Jubel-Auslage von Klaus
Groths „Quickborn" (Kiel, Lip-
sius L Tischer, geb. M.) gehört
leider auch zu den Büchern, die uns
zu spüt zugegangen sind, als daß wir
sie vor Weihnachten noch hälten em-
pfehlen können. Sehr schade, denn hier
liegt ein Hausbuch der allerbesten Art
vor! Ueber diese Dichtungen brauchen
wir ja im Kunstwart nicht zu sprechen;
wie wir darüber denken, hat unser
Klaus Groth-Heft zur Genüge gezeigt.
Aber wir möchten einmal l.betonen.

daß es wahrhaftig nicht der Ent-
schuldigung bedarf, wenn der
„illustrierte Quickborn" noch immer
mit den Speckterschen Bildern
erscheint. Otto Speckter wird von der
Kunstgeschichte noch völlig ignoriert.
Sehr mit Unrecht, er wird gelegentlich
einmal „entdeckt" werden. Gewiß,
ein großer Zeichner war er nicht, und
es gibt sogar bis zur unfreiwilligen
Komik schwache Bilder von ihm. Aber
er hat auch einzelne wahrhaft ent-
zückende gemacht, und sogar aus
der Mehrzahl seiner anspruchslosen
Sachen spricht eine so herzliche Ver-
tiefung in den Stoff, eine solche Jnner-
lichkeit und eine solche Deutschheit,
daß sie in ihrer Art beinahe eben-
bürtig neben Ludwig Richter stehn.
Dabei war Speckter nicht etwa bloß
Nachahmer; gerade die Jllustrationen
zum „Quickborn" zeigen auch höchst
eigenartige Stücke. Sie sind überhaupt
wohl Speckters bestes. Kurz, ich em-
pfehle diese „Jubelausgabe", zu der
H. Krumm eine gute Einleitung ge-
schrieben hat, so nachdrücklich ich nur
kann der Beachtung unsrer Leser.

A.

Ansre Ooren und Mlder.

Die Noten zu unserm heutigen Aufsatz über Hans Sommers
Lieder haben wir schon im achten Hefte gebracht. Wir lassen die Notenbeilage
daher heute ausfallen, und dürfen das wohl um so eher, als wir in diesem
Vierteljahr schon zwei Mal verdoppelte Notenbeilagen gebracht haben und das
auch künstig häufiger thun möchten. Aber eine kleine Mitteilung wird auch an
dieser Stelle die Leser interessieren, die sich auf unsre Noten in Heft 7 bezieht.
Prof. Eduard Reuß macht uns auf einen allgemein verbreiteten Fehler im Text
von Schumanns Oävn--Phantasie, m. Satz, aufmerksam, weil er sich auch in
unsrer Reproduktion vorfindet. „Aus S. 5 fehlt im vorletzten Takte vor dem
9. Achtel l im Baßsrfftem ein analog dem ci8 in der Parallelstelle S. 2,
Takt Liszt, dem ich diese Verbesserung unterbreitete, hat sie lebhaft befür-
wortet, da die Terz des solgenden De8-äui--Akkordes dadurch plastischer
hervortritt."

Runstwart

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