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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Erstes Heft (Januar 1906)
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Michel, Hermann: [Rezension von: Ernst Borkowsky, Aus der Zeit des Humanismus]
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: Adolph von Menzel, Abbildungen seiner Gemälde und Studien. Auf Grund der von der königl. Nationalgalerie im Frühjahr 1905 veranstalteten Ausstellung unter Mitwirkung von Dr. E. Schwedeler-Meyer und Dr. J. Kern]
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Eggeling, Otto: [Rezension von: Arthur Roessler, Neu-Dachau, Ludwig Dill, Adolf Hoelzel, Arthur Langhammer]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0015

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Januar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

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factur“ stellte (Hans Sachsens Werke hg. v. Keller-
Goetze 23 [1895] S. 16, vgl. 24 [1900] S. 101).
Soll ich noch mehr Einzelheiten anführen?
Etwa, dass B. genau das Geburtsjahr des Eras-
mus angibt, obschon wir es nicht kennen (vgl.
Herrmann, Anzeiger der Zeitschr. f. deutsches
Altertum 20, S. 43 ff.), oder die alte Mär wieder
aufwärmt, Erasmus habe keine der drei Kultur-
sprachen geredet, obschon ungefähr das Gegenteil
richtig ist (vgl. Arthur Richter, Erasmus-Studien
1891 S. XIX ff.). Oder dass der Ausdruck „Feuille-
tons“ für die Colloquia familiaria des Erasmus
(S. 127) den schnöden Verdacht erweckt, dass B.
diese Schülergespräche nie in der Hand gehabt hat.
Oder dass von Reuchlin „zahlreiche lateinische
Uebersetzungen griechischer Klassiker“ (S. 146)
durchaus unbekannt sind. Oder dass die paar
Worte über den „phantasielosen“ Karl IV. (S. 202)
nur schreiben kann, wer mit den bedeutsamen,
auch für die Kunstgeschichte wichtigen Forschun-
gen Konrad Burdachs (zuletzt: Bericht über For-
schungen zum Ursprung der neuhochdeutschen
Schriftsprache und des deutschen Humanismus. Aus
den Abhandlungen der Kgl. Preuss. Akademie 1903)
nicht vertraut ist. — Doch genug. Um ein popu-
läres Buch zu verfassen, muss man entweder sehr
wenig oder sehr viel wissen. Wer die angeblich
goldene Mittelstrasse einschlägt, kommt nicht zum
Ziel. Hermann Michel
Adolph von Menzel. Abbildungen seiner
Gemälde und Studien. Auf Grund der von
der königl. Nationalgalerie im Frühjahr
1905 veranstalteten Ausstellung unter Mit-
wirkung von Dr. E. Schwedeler-Meyer und
Dr. J. Kern heraus gegeben von Dr. von
Tschudi. Fol. Mit 661 Illustrationen im
Text und 25 Bilderbeilagen. 100 M. Ver-
lagsanstalt F. Bruckmann A.-G., München
1905.
Das Werk will eine möglichst lückenlose Ueber-
sicht über die Gemälde und farbigen Studien
Menzels in chronologischer Reihenfolge gewähren.
Die kurz nach dem Tode des Meisters veranstaltete
Ausstellung seiner Schöpfungen bot insbesondere
eine willkommene Gelegenheit zu Vereinigung vieler
im Privatbesitz befindlicher und wenig oder gar
nicht bekannnter Bilder. Den Abbildungen steht
ein kurzer beschreibender Text mit Angaben über
die Besitzei' und Entstehungsdaten gegenüber. Die
farbigen Studien und die Situationsskizzen sind
mit den Bildern, zu denen sie gehören (vgl. das
Flötenkonzert, die Tafelrunde, die Begegnung
Friedrichs d. Gr. mit Kaiser Joseph II. in Neisse,
das Krönungsbild) in einer recht übersichtlichen,

kunstgeschichtlichen Untersuchungen sehr förder-
lichen Weise zusammengestellt. Für die Wieder-
gabe einzelner Werke ist das gewählte Format zu
klein. Inhaltlich bietet das Werk eine wertvolle
Ergänzung zu der bekannten Publikation von
Jordan-Dohme. Es wäre zu wünschen, dass durch
die im Vorwort angekündigte Veröffentlichung der
besten Zeichnungen des Künstlers nunmehr auch
der Zeicher Menzel zu seinem Recht komme.
Ernst Jaffe
Arthur Roessler, Neu-Dachau, Ludwig Dill,
Adolf Hoelzel, Arthur Langhammer. Mit
158 Abbildungen nach Gemälden und Zeich-
nungen. Bielefeld und Leipzig, Velhagen
und Klasing. 1905. 4 Mark.
Diese No. 78 der Künstler-Monographien von
H. Knackfuss ist eine ausserordentlich verdienst-
volle Arbeit Arthur Rösslers. Nicht dass sie sich
dem Verständnis leicht darböte; denn nicht ein
abschliessendes Urteil soll uns hier aufgenötigt
werden; aber dem ernsten Studium ergibt sich vor
diesen Blättern reiche Einsicht, geben sie doch eine
Fülle von Gedanken und Tatsachen. Hier haben
wir Citate aus hohen Autoritäten wie Taine und
sind auch wertvolle Worte der Aufnahme gewürdigt,
die von ungenannten Korrespondenten der Zeitungen
über die Bilder der besprochenen Meister geschrieben
waren. Wir hören, was die Lehrer über den auf-
wachsenden Künstler dachten und vernehmen, wie
einer den andern von Irrtümern und Zagen befreit.
Eine Uebersicht der Geschichte neuer Malerei wird
gegeben, damit wir sehen, wo die Dachauer ein-
setzten, und die Landschaft wird geschildert, von
der ihnen die Vorwürfe oder der Rahmen für ihre
Tafeln geliefert ward. Was ein Kunstwerk soll,
wird eben so sorgfältig erwogen, als die weitere
Frage, durch welche Gaben eine Skizze zu einem
Bilde werde. Das künstlerische Sehen, die Wahl
der rechten Farben und ihrer Nebenfarben wird
besprochen, und was die Linie für Gemälde und für
alle darstellenden Künste bedeute, darüber erhalten
wir eine anregende Lehre. Wir sehen, wie diese
Meister sich zu immer neuen Gegenständen und neuen
Arten der Malerei wenden, bis sie in Dachau Auf-
gaben finden, von denen sie sich befriedigt fühlen
und an denen ihre Kunst sich vollendet. Und da-
bei werden die Züge, die das Charakterbild eines
jeden unter ihnen zusammensetzen, immer klarer.
Die energische Kraft Dills, den, als er diente, das
Offizierkorps in sich aufzunehmen wünschte und
der dann ebenso schnell lebendige Bilder von den
Kanälen Venedigs zu malen lernte, als er mit
sicherem Auge das malerisch Bedeutsame im Moor
von Dachau fand, der grüblerisch ringende Hoelzel,
 
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