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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Siebentes Heft (Juli 1906)
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Friedländer, Max J.: [Rezension von: Werner Weisbach, Der junge Dürer. Drei Studien]
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Rauch, Christian: [Rezension von: Rudolf Wustmann - Albrecht Dürer, 97. Bändchen von "Aus Natur und Geisteswelt, Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen"]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0133

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MONATSHEFTE
DER KUNSTWISSENSCHAFTLICHEN LITERATUR

unter Mitwirkung vieler Kunstgelehrten herausgegeben von

Dr. Ernst Jaffd und Dr. Curt Sachs.

BO7
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Siebentes Heft. □ Juli 1906.

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Deutsche Kunst.
Werner Weisbach, Der junge Dürer. Drei
Studien. Mit 31 Abbildungen in Netz- und
Strichätzung und 1 Licht druck täfel. Leipzig
1906, Karl W. Hiersemann, 108 SS. M. 16,—.
Dieser Band enthält drei Aufsätze, die einiger-
massen zusammengehalten werden durch den
Wunsch des Verfassers, alles zur Sprache zu bringen,
was die Jugend Dürers und sein Schaffen im
15. Jahrhundert betrifft. Die erste Studie ist
überschrieben: Dürer und die deutsche Kunst des
15. Jahrhunderts, die zweite: Der junge Dürer
in seinen Beziehungen zum italienischen Quattro-
cento und zur Antike, die dritte: Dürers Sturm-
und Drangzeit.
Die beiden letzten Abschnitte enthalten nichts
Neues vonBelang — ab gesehen von der Beobachtung,
dass der Herkules in dem Nürnberger Bilde mit
einer Komposition Pollajuolos zusammenhängt —
doch sind die bekannten Beobachtungen (bis zum
Ueberdruss bekannten) mit Sorgfalt aneinander-
gereiht.
Ueber viele Zeichnungen und Holzschnitte sagt
der Verf. seine Meinung. In einigen Bällen bin
ich anderer Ansicht, (z. B. die schöne Zeichnung
mit den beiden Reitern in München ist, wie ich
glaube, von Dürer). Einige Blätter, die zu dem
Material gehören, kennt W. nicht, wie die Katha-
rina in Köln, ein prächtiges Stück, leider nicht
intakt, von 1495 wohl, und das Abendmahl in
London.
Neues enthält der erste Aufsatz, der die ganze
Publikation rechtfertigt, insofern hier ein Anlauf
genommen wird, die Nürnberger Holzschnitte
aus den 80 er und 90 er Jahren des 15. Jahr-
hunderts zu katalogisieren. Diese Bemühung,
die hoffentlich fortgesetzt wird, erscheint sehr
nützlich im Zusammenhänge mit dem Studium der
Baseler Holzschnitte aus den 90 er Jahren des 15.
Jahrhunderts. Daniel Burckhard wird hoffentlich
seine Arbeiten über die Baseler Drucke bald zum
Abschluss bringen und wahrscheinlich von Weiss-
bachs Nachweisungen profitieren.

Der Wert dieses Buches liegt, soweit ich sehe,
im speziellen, nicht im allgemeinen. Der Versuch,
mit Worten wie Sturm und Drang oder Romantik
die Dürer’sche Kunst zu erklären, wird schwerlich
jemandem Freude machen und wird keinem nützen.
Das Netz, mit dem der Verfasser zum Fischen
geht, ist allzu weitmaschig. Der Text wird übrigens
nicht selten dunkel; und hat man mit einiger Mühe
den Sinn entdeckt, so stellt man nicht ohne Aerger
fest, dass der Gewinn in keinem Verhältnis zu der
Arbeit steht. Max J. Friedländer
Rudolf Wustmann, Albrecht Dürer. 97. Bänd-
chen von „Aus Natur und Geisteswelt,
Sammlung wissenschaftlich - gemeinver -
ständlicher Darstellungen“, 100 Seiten mit
einem Titelbild und 32 Textabbildungen
Teubner, Leipzig 1906. M. 1,—.
Das Büchlein entspricht dem volkstümlichen
Zwecke der Sammlung, für die es geschrieben ist,
gut. Es ist nicht, wie gewisse andere volkstümlich
sein sollende Bücher der Art aus den Hauptwerken
zusammen- und abgeschrieben-, Wustmann gibt in
eigener frischer und kräftiger, aber durchaus kulti-
vierter Sprache wieder, was er von andern gelernt,
aber auch was er selbst vor den Werken gesehen,
erlebt und empfunden hat. Er gibt auch nicht
bloss eine Betrachtung des fertigen Kunstwerkes,
sondern sucht überall die geistigen Vorgänge auf,
die das Werden von Dürers Schöpfungen bedingen,
und fügt geschickt die allgemeinen Lebensdaten ein.
Wohl ist dabei manches Problem als Tatsache
gegeben: So, wenn das Berliner Frauenbildnis von
1507 als ein durch venetianisches Sonnen- und
G-lücksgefühl geschöntes Idealbild der Agnes Dürerin
hingestellt wird: — mir scheinen mit Friedländer
die beglaubigten Zeichnungen der Dürerfrau, vor
allem die, freilich viel spätere, aus dem Nieder-
ländischen Skizzenbuch dagegen zu sprechen —
aber die Wiedergabe solcher G-edanken ist doch
geeignet, auch gerade den Laien anzuregen, sich
einmal die bezüglichen künstlerischen Dokumente
genauer anzusehen und selbständig zu prüfen.
Ausstellungen, die zu machen wären, sind:
 
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