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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Elftes Heft (November 1906)
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Gronau, Georg: [Rezension von: W. von Seidlitz, Ambrogio Preda und Leonardo da Vinci]
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Singer, Hans Wolfgang: [Rezension von: Margarete Mauthner (Hrsg.), Vincent Van Gogh. Briefe]
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[Rezension von: José M. Florit, Inventario de los cuadros y otros objetos de Arte de la quinta real llamada "La Ribera" en Valladolid]
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Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: [Rezension von: Julius Leisching, Das Bildnis im 18. und 19. Jahrhundert]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0216

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208

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

November-Heft.

ändert jung aus; endlich der segenspendende Putto,
bei dem alle sich an Preda erinnert fühlten: ich
glaube, man muss hier doch zu Morellis Attribu-
tion zurückkehren.
Zu vielen Zweifeln und Fragen fühlt man sich
so veranlasst, trotzdem man, wie hervorgehoben,
in allen Hauptpunkten dem Verfasser uneinge-
schränkt zustimmen muss. Ich rechne es nicht
als geringstes Verdienst der — ich fürchte fast,
allzu breit besprochenen — Arbeit an, dass sie zu
Nächprufen und Nachdenken die Anregung gibt-
Georg Gronau
Niederländische Kunst.
Vincent Van Gogh. Briefe. Berlin, Cassirer.
8°. (1906) — SS. IV und 144, mit 10 Zink-
ätzungen. M. 3,60.
Diese Briefe, die zuvor in einer Beihe von
Heften der Zeitschrift „Kunst und Künstler“
abgedruckt wurden, erscheinen hier in Buch-
form in einer von M. Mauthner besorgten Aus-
gabe. Einige Daten über das Lebenschicksal
des Malers leiten das Bändchen ein. Es hätte
darin die Krankheit des Künstlers stärker betont
werden müssen. Von allem Anfang an war Van
Gogh krank, und das zeigt seine Kunst am aller-
deutlichsten. In erster Linie interessiert das Buch,
wie alle seinesgleichen, als Selbstbekenntnis, und ge-
rade das Abwechseln von Aeusserungen, die der
Künstler zu ganz klaren Zeiten machte, mit solchen,
die in unmittelbare Beziehung zu einem stärkeren
Auftreten seines Nervenleidens zu bringen sind,
bildet einen der Reize des Buches. Ungewarnt
dürfte ein Leser alles, was auf diesen Seiten vor-
kommt, in die gleiche Wagschale werfen und damit
verwirrt werden. Ueberhaupt liegt die Gefahr vor,
dass der Inhalt des Buches von manchen Seiten
überschätzt wird. Die etwas angreifbare Weise,
diese Briefe nicht als Briefe, sondern in gereinigter
Form herausgegeben — mit erheblichen Streichun-
gen, wahrscheinlich auch Verbesserungen, ohne
Ortsangabe und Datum etc. —, wird hierzu bei-
tragen. Papier und Druck sind gut, aber das
Fehlen des Erscheinungsjahres ist ärgerlich, das
Titelblatt preziös und die Verlagsbuchhandlung
bezeugt wiederum ihre nachgerade unverständliche
Abneigung gegen jedwedes Inhalts- und Register-
verzeichnis. Hans W. Singer

Spanische Kunst.
Inventario de los cuadros y otros objetos de
Arte de la quinta real llamada „La Ribera“ en
Valladolid; por la copia, Josd M. Florit. Bo-
letin de la sociedäd espanola de excur-
siones XIV. 162.
Inventar der Gemälde und sonstigen Kunst-
gegenstände im königlichen Landhause „La Ribera“
zu Valladolid, das Philipp III. am 21. Juni 1606
von seinem Günstling, dem Herzog von Lerma,
erwarb. Die Liste befindet sich heute im Archivo
gral. de Simancas. Patronato Real. — Escrituras
del Real Patrimonio. Legajo num. 8.
Das Verzeichnis bietet viel Interessantes. Das
grösste Kontingent unter den zahlreichen Kunst-
schätzen stellt Leonardo Bassano; neben vielen
anderen spanischen und italienischen Meistern, wie
Vicente Carducho, Juan de la Cruz, Blas de Prado,
Alonso Sanchez, Guzman el Cojo, Juana de Peraita,
Antonio Ricci, Paolo Veronese, Antonio Moro und
Prospero Coloma, denen sich noch einige Nieder-
länder mit Hieronymus Bosch an der Spitze an-
schliessen, finden sich auch die Namen Tizian,
Rubens, Raffael und Andrea del Sarto. Von Tizian
8 Gemälde zur Schöpfungsgeschichte. Sollte etwa
der Sündenfall des Prado eins davon sein? Von
Rubens ein Bildnis des Herzogs von Mantua. Von
Raffael die Madonna mit dem Fisch, heute im Prado.
Von Sarto 2 Stücke: Das Wunder der fünf Brote
und zwei Fische und die Vogelpredigt des h. Fran-
ciscus, die beide in den italienischen Quellen nicht
vorkommen. Äusser Gemälden führt das Inventar
noch eine Anzahl Miniaturen und kunstgewerbliche
Gegenstände auf.
Einen Kommentar hat der Transskriptor nicht
geliefert. S.
Malerei.
Julius Leisching, Das Bildnis im 18. und 19.
Jahrhundert. Verl ag von Anton Schroll & Co.,
Wien 1906. 60 S. mit 8 Lichtdruckbeilagen.
„Reflexe“ und „Betrachtungen“ nennt der Ver-
fasser im Schlusswort sein Schriftchen, das aus
Vorträgen sowie aus Streifzügen durch die Wiener
Porträtausstellung und die Berliner Jahrhuudert-
ausstellung entstanden ist. Es soll keine Ge-
schichte geben, weil es in enger Beziehung zu den
genannten Veranstaltungen steht, die noch kein
lückenloses Bild der gesamten künstlerischen Er-
scheinungen jener Zeit zu bieten vermochten. So
will der Verfasser auch nur zu einer objektiveren
Betrachtung der Bildniskunst jener beiden Jahr-
hunderte anregen.
 
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