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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Sechstes Heft (Juni 1906)
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Scherer, Christian: [Rezension von: Cte. de Chavagnac et Mis. de Grollier, Histoire des Manufactures franc̨aises de Porcelaine]
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Gronau, Georg: [Rezension von: Wilhelm Suida, Genua. Berühmte Kunststätten]
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Singer, Hans Wolfgang: [Rezension von: Alexandre de Vesme, Le peintre - graveur Italien. Ouvrage faisant suite au "Peintre-graveur" du Bartsch]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0117

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Juni-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

109

künftig von andrer Seite noch, ausgefüllt werden
muss, wobei dann auch geeignete Abbildungen
nicht fehlen dürften.
Ganz besondere Sorgfalt ist dagegen wieder
dem Markenwesen gewidmet und es gehört nicht
zu den geringsten Verdiensten des Werkes, dass
es die Marken der sämtlichen erwähnten Fabriken,
soweit sie schon bekannt oder zu ermitteln waren,
in guten und zuverlässigen Facsimilenachbildungen,
und zwar in einer Vollständigkeit — man ver-
gleiche nur die von Sevres — enthält, wie wir sie
ähnlich sonst noch nirgends gefunden haben. Da-
durch wird das Werk nicht nur zu einer ergiebigen
Fundgrube für alle berufsmässigen Markenjäger,
sondern auch zu einem wichtigen Hilfsmittel für
jeden ernsten Sammler und Besitzer französischen
Porzellans. Leider dürfte aber der Umstand, dass
die Mehrzahl aller Marken Gegenständen aus den
eignen Sammlungen beider Verfasser entnommen
ist, wodurch das Material von vornherein etwas
einseitig und beschränkt erscheint, in vielen Fällen
eine gewisse Nachprüfung zur Pflicht machen,
umsomehr, als die Verfasser selbst häufig im
Zweifel sind und gelegentlich wohl auch Marken
ohne weitere selbständige Kritik aus andern
Markenbüchern übernehmen.
Durch solche kleine Ausstellungen soll indessen
der wissenschaftliche Wert und die Bedeutung des
Buches keineswegs herabgesetzt werden. Vielmehr
wollen wir nochmals den Fleiss und die Gründ-
lichkeit der Verfasser rückhaltslos anerkennen und
ihr Werk aufs wärmste empfehlen als ein für alle,
die es angeht, unentbehrliches Handbuch, aus
dessen reicher Fülle an tatsächlichem Material, in
Verbindung mit den am Schluss sorgfältig und
übersichtlich zusammengestellten Namen- und
Markenlisten, jeder, der sich praktisch wie
theoretisch mit diesem Gegenstände zu befassen
hat, gewiss den weitesten Nutzen ziehen wird.
Christian Scherer
<31
Italienische Kunst.
Wilhelm Suida, Genua. Berühmte Kunst-
stätten, No. 33. Leipzig, E. A. Seemann. 1906.
Mit 143 Abbildgn. (VII, 205 S.) Kart. 4.—.
Unter der schon stattlichen Zahl von Städte-
Monographien, welche die Seemann’sche Sammlung
aufzuweisen hat, wird diese, darf man voraus-
setzen, bei den Fachgenossen besonderes Interesse
finden. Denn es handelt sich in diesem Bande
um eine derjenigen Städte, die, ihres Ruhmes als
eine der malerischsten des Landes ungeachtet
(wenigstens hatte dieses Prädikat bis vor einigen

Jahren seine Berechtigung; jetzt hat die Zerstörungs-
wut furchtbar viel niedergelegt), relativ ungenügend
bekannt ist. Denn die Kunstentwickelung dieses
nordwestlichen Landesteiles hat in Deutschland
bei wenigen nur tiefere Anteilnahme, und, daran
anschliessend, eingehendes Studium geweckt.
Suida war zur Uebernahme gerade dieser
Monographie durch jahrelange Beschäftigung mit
der Malerei in der Lombardei wohl vorbereitet.
Das Buch, das er uns jetzt bietet, ist reich an be-
lehrenden und wertvollen Fingerzeigen, die gerade
dem Fachmann sein- willkommen sein müssen —
umsomehr', als er sich nicht auf die Stadt allein
beschränkt, sondern auch häufig auf in den Zu-
sammenhang gehörige Werke, die in Ligurien ver-
streut sind, hin weist.
Die Einteilung des Bandes ist die durch den
Stoff gebotene nach Perioden; innerhalb jeder
Epoche wird eine jede der drei Schwesterkiinste in
ihrer Entwickelung charakterisiert, in ihren Haupt-
vertretern und den Werken, die sie hinterlassen
haben, behandelt.
D ass ein besonderer N achdruck auf die Architektur
der Hochrenaissance gelegt wird, ist bei dieser Stadt,
derenBauten auf jeden Besucher den allergrössten
Eindruck hervorrufen, selbstverständlich. Suida hat
aber auch, und das ist erfreulich hervorheben zu
können, der Malerei der späteren Zeit warme
Anteilnahme geschenkt: so findet ei' für einen
der Meister des reifen sechzehnten Jahrhunderts,
Luca Cambiaso, von dem schon Jakob Burckhardt
mit tief empfundenen Worten gesprochen hat,
Worte leidenschaftlicher Bewunderung. Auch dem
um zwei Generationen jüngeren Bernardo Strozzi,
einem der geistvollsten Naturalisten Italiens, wird
Suida gerecht. Und äusser diesen Bekannteren
und allgemein Bedeutenderen spricht er von vielen
Meistern, die uns zwar zumeist nicht der Be-
achtung wert erschienen sind, darum aber doch
künstlerisch mehr bedeuten, als gewisse sienesische
und florentinische Tre- und Quattrocentisten, welche
die Mode zu unverdientem Ruhm emporgebracht hat.
Den bedeutsamen Ausführungen Suidas ist ein
ungewöhnlich reiches illustratives Material ein-
gefügt: dass manches nie zuvor reproduzierte
Hauptstück darunter ist, dafür wird man der
Verlagshandlung gern Dank sagen.
Georg Gronau
Alexandre de Vesme. Le peintre — graveur
Italien. Ouvrage faisant suite au „Peintre-
graveur“ du Bartsch. Mailand, Hoepli, 4°
1906. (II, 542 p.) 25 Frcs.
Der umfangreiche (542 Seiten), gut ausgestattete
Band erweckt den Eindruck einer sehr fleissigen
 
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