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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Achtes/Neuntes Heft (August/September 1906)
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Weese, Artur: [Rezension von: Friedrich Born, Die Beldensnyder. Ein Beitrag zur Kenntnis der westfälischen Stuckplastik im 16. Jahrhundert]
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Meier, Paul J.: [Rezension von: Bernhard Schmid, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0157

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MONATSHEFTE

DER KUNSTWISSENSCHAFTLICHEN LITERATUR

Achtes/Neuntes Heft. □ August/September 1906.

T3ß

unter Mitwirkung vieler Kunstgelehrten herausgegeben von
Dr. Ernst Jaffd und Dr. Curt Sachs.

□iDü

Deutsche Kunst.
Friedrich Born. Die Beldensnyder. — Ein
Beitrag zur Kenntnis der westfälischen
Stuckplastik im 16. Jahrhundert. Mitl7Taf.
IV, 79 S. Lex. 8°. Münster 1905, Coppenrath.
Preis Mk. 7,60.
In dem plastischen Denkmäler vorrat von
Münster i. W., der durch die Wiedertäuferunruhen
1500—1535 stark gelitten hat, werden zwei Gruppen
unterschieden: eine ältere vor 1500, eine jüngere,
die durch die Jahre 1535 — 62 begrenzt wird. Die
ältere wird für Henrik, die jüngere für Johann
Beldensnyder in Anspruch genommen. Für beide
Meister gelingt es, aus Archivforschungen urkund-
liche Stützen zur Datierung und Feststellung der
Werke beizubringen. Die Gruppe des Einzuges
Christi in Jerusalem am Westportal des Domes zu
Münster, ein bewegtes Werk mit den starken Dar-
stellungsmitteln des noch ungebrochenen Realismus
vorgetragen, soll Henrik angehören. Das scheint
durchaus plausibel. Freilich ist kein Vergleichs-
material mehr vorhanden. Auch ohne die Be-
ziehung auf den Künstler packt die energische
Steinarbeit durch Züge leidenschaftlicher Teil-
nahme, die sich namentlich in den Köpfen wirkungs-
voll ausdrückt. — Der jüngere Johann Belden-
snyder, von dem die Urkunden mehr erzählen, ist
eigentlich der weniger interessante. Er ist ein
Steinmetz handwerklichen Charakters, der zwei
Sprachen redet: den gotischen Kanon flamboyanter
Art beherrscht er, weil er darin erzogen ist, und
den modernen Renaissancekanon bringt er eben-
falls in der Dekoration an, da er sich ihn als den
„modernen“ Stil des 16. Jahrh. auch angeeignet
hat. Das Schade-Epitaph und das Sakraments-
häuschen an der Nordseite des Münsterchores sind
für seine ornamentale und dekorative Gesinnung
besonders charakteristisch. Bei den figürlichen
Darstellungen des Taufsteines (Johanniskirche),
des Mellinghaus-Epitaphs und der Anbetung der
hl. drei Könige vornehmlich interessiert die deut-
liche Beziehung zu dem reichen Vorrat an Formen,
Typen, Kostümen, Szenerien, die die gleichzeitige

Malerei gegeben hat. Für die Adam- und Eva-
gruppe über dem Portal der Paradiespforte am
Dome (Bischöfliches Museum) wird eine missglückte
Verbindung zu Albrecht Dürer gesucht. Richtiger
ist der Hinweis auf die Stucks Westfalens und am
Niederrhein. Weder Henrik noch Johann B. sind
grosse Talente gewesen. Aber doch interessiert es,
nicht bloss aus lokalgeschichtlichen Gründen, ihre
Arbeiten und die biographischen Fakta kennen
zu lernen, zumal da gute Abbildungen auch dem
Auge und Formensinn feste Anhaltspunkte geben.
Eine Anzahl aufgefundener und abgedruckter
Urkunden bestätigt die Gewissenhaftigkeit der
Untersuchung. Artur Weese
Bernhard Schmid, die Bau- und Kunstdenk-
mäler der Provinz Westpreussen. Heft XII.
Kreis Rosenberg. Danzig 1906. 4°. Preis 6 M.
Seit dem Jahre 1898, in dem mit dem Kreise
Marienwerder östlich der Weichsel der III. Band
der westpreussischen Denkmäler begonnen wurde,
der der Landschaft Pomesanien gilt,*) war infolge
des Todes des bisherigen Bearbeiters, des Landbau-
inspektors Heise, ein Stillstand in der Veröffent-
lichung der Provinz eingetreten. Jetzt endlich folgt
ein weiteres Heft XII über den Kreis Rosenberg,
das der seit 1902 im Amt des Provinzialkonservators
befindliche Reg.-Baumeister Schmid bearbeitet hat.
Es sind hier nur 30 Ortschaften, darunter 5 kleinere
Städte, mit Denkmälern vertreten, und auch deren
Zahl ist nicht eben gross. Umsomehr aber ver-
dient die Hingabe Anerkennung, mit der der Ver-
fasser auch unscheinbare, aber für die örtliche
Geschichte und Kunstgeschichte oft wertvolle
Werke hervorhebt. Dabei werden auch die Stil-
perioden des XVIII. und XIX. Jahrh. ohne Vor-
eingenommenheit eingeschätzt, überall kurze, aber
treffende ästhetische Urteile abgegeben und der
geschichtliche Untergrund gelegt, ohne den ein
Verständnis der’ heimatlichen Denkmäler nicht
möglich ist. Mit Recht hat die vorgesetzte Pro-
vinzialbehörde die Grenzen für die Denkmälerbe-
*) Bd. I behandelte Pomereilen, Bd. II das
Kulmer Land und die Löbau.
 
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