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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Erstes Heft (Januar 1906)
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Schultz, Alwin: [Rezension von: Ludwig Woltmann, Die Germanen und die Renaissance in Italien. Mit über 100 Bildnissen berühmter Italiener]
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Lichtenberg, Reinhold von: [Rezension von: Anton de Waal, Roma Sacra. Die ewige Stadt mit ihren christlichen Denkmälern und Erinnerungen alter und neuer Zeit]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0017

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Januar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

9

der germanischen Barbaren die Renaissance der
italienischen Kultur veranlasst und durchgeführt
haben.
Die Bildnisse, die dem Werke beigegeben sind,
haben eine Bedeutung für sich; sie sind zum grossen
Teile — nicht alle — recht gut ausgeführt.
Alwin Schultz
Anton de Waal: Roma Sacra. Die ewige
Stadt mit ihren christlichen Denkmälern
und Erinnerungen alter und neuer Zeit.
Mit 2 mehrfarbigen Tafelbildern und 533
Abbildungen im Text. XIV und 736 Seiten.
8°. München, Allgemeine Verlags-Gesell-
schaft m. b. H. — Preis geb. 14 Mk.
Wieder ein neues Buch über Rom, die ewige
Stadt, über die schon so unendlich viel geschrieben
worden ist; und dennoch ein Buch, das allen, die
Rom als Forscher oder als Reisende besuchen, ge-
wiss willkommen sein wird und jedem für seine
Zwecke Anregungen und Belehrung verschafft.
Ein solches Buch konnte aber auch nur von einem
geschrieben werden, der diese für die Geschichte
und Kultur des gesamten Europas so wichtige
Stadt von Grund aus kennt und sich liebevoll in
das Studium ihrer Geschichte und ihrer Denkmäler
versenkt hat. Dazu reicht aber nicht ein Aufent-
halt von Monaten oder einigen Jahren aus, sondern
man muss einer solchen Aufgabe ein Lebensalter
widmen. Darum sagt der Verfasser auch in der
Vorrede, dass er erst, nachdem er gegen dreissig
Jahre in Rom geweilt, es wagte, an die Ausführung
des Werkes zu gehen. Aehnlich verfuhr ja auch
Gregorovius, dessen Riesenwerk der Geschichte
Roms sich aber hauptsächlich an den Gelehrten
wendet, während dieses Werk in bedeutend
kleinerem Rahmen auch dem Laien, der Rom mit
Interesse besucht, über alles ihm Wissenswerte
Aufschlüsse verschafft und dabei auch dem Ge-
lehrten mancherlei Anregungen gibt und ihm zu
rascher Orientierung auf vielen Gebieten verhilft.
Um diese Aufgabe durchzuführen, ist gerade
der Verfasser dieses Buches, der wohl allen deut-
schen Romreisenden durch seine Liebenswürdigkeit
und gründlichen Kenntnisse bekannte Rektor der
deutschen Nationalstiftung von Campo Santo, der
geeignetste Mann. Es ist weder die Absicht des
Werkes, eine Geschichte von Rom zu geben, noch
auch eine archäologische Abhandlung, sondern
der Verfasser wünscht ein Bild der kulturgeschicht-
lichen Entwickelung der Stadt an der Hand der
Denkmäler zu entrollen, von den Tagen Christi
bis heute, und zwar, wie es bei einem katholischen
Priester natürlich ist, besonders in Bezug auf das

christlich-religiöse Leben; er will einen Führer
und Wegweiser geben „zu den Heiligtümern der
ewigen Stadt, der uns ihre Geschichte erzählt, den
Geist derselben erschliesst, unser Kunstverständnis
anregt, unserer Andacht neue Nahrung bietet.“
Diese Einleitung des Vorwortes enthüllt ein
Riesenprogramm, das aber dennoch in dem knappen
Raum von wenig über 700 Seiten gründlich be-
handelt wird. Das wird dem Buche insofern
sehr zu statten kommen, als es dadurch jedem
Rompilger möglich ist, das Werk auf der Reise
bei sich zu führen, vor den Denkmälern zu Rate
zu ziehen, und es ihn manchen mühseligen Nach-
suchens in vielen anderen gelehrten Büchern über-
hebt. Wiewohl ein ungeheures wissenschaftliches
Material hier bewältigt ist, wird der Laie wohl
den dazu nötigen grossen gelehrten Apparat gar
nicht empfinden, da das Werk sich nicht nur
leicht liest, sondern auch spannend geschrieben ist
und jedem empfindenden Leser eine Fülle von
Ausblicken und Stoff zu eigenem Nachdenken
bietet. Mag auch der Gelehrte vielleicht manche
wissenschaftliche Anmerkung, manchen Quellen-
nachweis vermissen, er wird all’ dies in der
sonstigen einschlägigen Literatur bei Gregorovius,
de Rossi u. v. a. leicht finden können, hier aber ist
das Fehlen dieses sichtbaren Apparates ein Vor-
teil, weil so das Werk leichter auch weiten Krei-
sen zugänglich wird und allen als lieber Reisebe-
gleiter dienen kann.
In einer kurzen Besprechung ist es natürlich
nicht möglich, den ganzen reichen Inhalt dieses
Werkes auszugsweise wiederzugeben, so sei nur
noch einiges über die gesamte Anlage hier gesagt.
Die Ueberschriften der sieben grossen Hauptkapitel
sind nach den Hauptperioden der Entwickelung
der christlichen Kirche in Rom und des Papst-
tumes gewählt.
In dem ersten, „Gründung der römischen
Kirche“, lernen wir „Rom in den Tagen der
Apostel“ kennen, und zwar sowohl von der ge-
schichtlichen und kulturgeschichtlichen Seite, als
auch nach den Denkmalen der ersten Christenheit,
die uns, wie die recht eingehend beschriebenen
Katakomben, noch erhalten sind, oder deren Stätte
durch spätere Kirchen- und Kapellen-Bauten dau-
ernd verehrt wurde. Das zweite Kapitel. „Im
Jahrhundert des Triumphes“, schildert den Sieg
des Christentums in konstantinischer Zeit. Zuerst
wird der Kirchen, die jener Zeit ihre Entstehung-
verdanken und die uns zum Teile noch erhalten
sind, gedacht, dann folgt an der Hand des ge-
samten archäologischen Materials, auch der Werke
der Kleinkunst, eine eingehende Behandlung des
öffentlichen religiösen Lebens der damaligen
 
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