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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Drittes Heft (März 1906)
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Bruck, Robert: [Rezension von: Karl Statsmann, Zur Geschichte der deutschen Frührenaissance in Strassburg i. E.]
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: Hugo von Tschudi, Aus Menzels jungen Jahren. Bemerkungen zu seinen frühen Arbeiten und Briefe von ihm an einen Jugendfreund]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0056

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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

März-Heft.

ersten Stilregungen dieser Art verstehen, die Re-
naissance in Strassburg nicht später einsetzt, als
anderwärts bei uns in Deutschland. Er weist da-
bei, äusser auf einige kleinere Architekturdetails,
insbesondere darauf hin, dass in Strassburg schon
in den Jahren 1512, 1513, 1515,15! 6, 1518 und 1520
gedruckte Buchzeichen mit Renaissancemotiven vor-
kommen. (S. 27/28.)
Von der Schilderung der Spätgotik in Malerei,
Plastik und Architektur ausgehend, kann Statsmann
als frühestes bestimmtes Datum deutscher architek-
tonischer Frührenaissance in Strassburg die Jahres-
zahl 1528 angeben, die an dem Steinträger des Fach-
werkbaues Ecke Spiessgasse und Münsterplatz
(Abb. 18) eingemeisselt ist. Dann werden die ein-
zelnen vorkommenden Renaissancestücke, Portale
und Türen, Kragsteine, Säulen, Brunnen, Fenster
und Erker einzeln behandelt und in fachmännischen
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architektonischen Zeichnungen Ansichten, Schnitte,
Profile und Details mit Angabe des Massstabes wie-
dergegeben. Im Vorworte (S. 2) und auch an an-
deren Stellen wird der Wunsch oder die Absicht
zu erkennen gegeben, die in Strassburg vorkom-
menden Steinmetzzeichen mit solchen auswärtiger
Bauhütten in Vergleich zu setzen. Ich glaube nicht,
dass das zu sicheren Resultaten führen wird, da
man bei Sammlungen von tausenden von Steinmetz-
zeichen sehen kann, wie oft bei ganz verschiedenen
Hütten, und manchmal zwei bis drei Jahrhunderte
hindurch genau das gleiche Zeichen zur Anwen-
dung kam.
Das Resultat seiner Forschung und Unter-
suchung wird von Statsmann dahin zusammenge-
fasst, dass die Frührenaissance in Strassburg schon
kurz nach dem Eintritt auf deutschem Boden, durch
einige Zentralstellen, wie Basel, vermittelt, auf tritt.
Stiche und Holzschnitte, Buchschmuck und Buch-
druck sind die ersten Träger der neuen Detailfor-
men, die, namentlich die ornamentalen, von den
Handwerksmeistern aufgegriffen und nachzubilden
versucht werden. In der Architektur werden diese
dekorativen Einzelformen im Laufe der 20er Jahre
des XVI. Jahrhunderts und noch lange später nur
als beiläufige Einzelheiten verwendet, die Gross-
komposition ist noch spätgotisch, sowohl in der
Konstruktion, wie im Ductus der Formengliederung.
Das ist wichtig, denn es stimmt dieses Ergebnis
auch völlig mit denen anderer Untersuchungen
überein. So sagt Polaczek in seiner Arbeit „Denk-
mäler der Baukunst im Elsass“ (Strassburg, W. Hein-
rich, 190: ■) S. 93: „So dürften wir erwarten, dass
sich das, was wir deutsche Renaissance zu nennen
pflegen, hier rasch und reich entfaltet hätte, um-
somehr als das Elsass dem Geburtslande der Re-
naissance so nahe liegt. Wo nicht direkt auf dem

Wege über die Schweiz, müssten wir sie auf dem
Umwege über Frankreich, Burgund, die Nieder-
lande hier erscheinen sehen. Aber die Aufnahme
geschieht keineswegs rasch und keineswegs allge-
mein. So müde die Gotik um 1500 schien, sie hat
doch bis ins 17. Jahrhundert hinein weitergelebt.“
Auch wenn Statsmann (S. 52) sagt, dass man am
besten die Entwicklung der Frührenaissance in
Strassburg an den noch vorhandenen Steinportalen
verfolgen könne, wie sie an den Strassen, Wendel-
treppen, in Höfen sich befinden, so ist das End-
ergebnis wiederum dasselbe. Auch bei ihnen er-
hält sich noch lange der gotische Habitus, auch
im XVI. Jahrhundert, und nur an Einzelformen
zeigt sich zuerst die Renaissance. — Wie sich aber
überall diese Einzelformen zeigen, führt uns Stats-
mann in seinen schönen exakten Zeichnungen und
Aufnahmen vor und gibt uns in seinem Texte eine
gleich gute exakte Forschung. Als ein grosses
Verdienst und für alle späteren Forschungen grund-
legend und nachahmungswürdig ist die Uebersicht
von Strassburger Baudaten des XV. und XVI. Jahr-
hunderts zu nennen, die Statsmann auf S. 71 und
folgende seines Buches bringt, eine Zusammenstel-
lung, für die als wertvollste Quelle die hervorragen-
den Arbeiten Seyboth’s, u. a. „Das alte Strassburg
1890“ und „Strassburg und seine Bauten“ dienten.
— So bringt uns die Arbeit von Statsmann auch
für Strassburg erneut den Beweis dafür, dass uns
in Deutschland das innere Wesen der italienischen
Renaissance verschlossen blieb, dass deutsche Früh-
renaissance in ihrer Hauptwesenheit aus dem Ver-
pflanzen italienischer Schmuck- und Formenele-
mente in und an deutsche Werke besteht.
Robert Bruck
Hugo von Tschudi: Aus Äienzeis jungen
Jahren. Bemerkungen zu seinen frühen
Arbeiten und Briefe von ihm an einen
Jugendfreund. 102 SS. fol. 1 faks. Brief,
3 Farbenlichtdrucke, 9 Lichtdrucktafeln
und 43 Abb. im Text. Berlinl906. G. Grote’sche
Verlagsbuchhandlung. Preis Mk. 20,—.
Dankenswerterweise ist aus dem IV. Heft
des XXVI. Jahrgangs des Jahrbuches der K.
Preussischen Kunstsammlungen hiermit ein Sonder-
abdruck veranstaltet worden. Von den 102 Seiten
des Textes gehören 72 dem jungen Menzel, der
sich auf ihnen einem Freunde gegenüber aus-
plaudert. Aber wenn auch die Ausführungen
Tschudis, die er bescheiden Bemerkungen nennt,
sehr knapp gefasst sind, so enthalten sie doch
viele Anregungen und lassen tiefe Einblicke in die
Schaffensart und die Beziehungen des jungen
Meisters tun gerade in der Zeit, in der er seine
 
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