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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Zehntes Heft (Oktober 1906)
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Leitschuh, Franz Friedrich: [Rezension von: W. Merz, Die mittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Argau]
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[Rezension von: Franz Wickhoff, Die Hochzeitsbilder Sandro Botticellis]
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Frey, Karl: [Rezension von: Kunsthistorisches Institut Florenz (Hrsg.), Italienische Forschungen, Band 1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0191

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Oktober-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

183

und Grundrisse den erforderlichen Aufschluss. Sehr
lobenswert ist auch die fortgesetzte Heranziehung
alter Zeichnungen und Kupferstiche, Stadtpro-
spekte, Stadtsiegel, Wappen u. dgl. Beachtenswert
sind besonders die Medaillons aus der Decke
des Stadtratssaals und die Deckenfriese und Wand-
füllungen aus dem Gerichtssaale zu Arau. Photogr.
Aufnahmen geben in den meisten Fällen auch den
heutigen Zustand der Burgen etc. wieder. Die
umfangreichen Quellenangaben verschaffen uns
einen Einblick in die mühevolle Arbeit, die in diesem
Werke zu leisten war. Hoffentlich folgen dieser
vielversprechenden ersten Lieferung die übrigen
bald nach; wir werden dann wieder auf das ver-
dienstliche Unternehmen zurückkommen.
Fr. Friedr. Leit schuh
Italienische Kunst.
Franz Wickhoff. Die Hochzeitsbilder Sandro
Botticellis. Jahrbuch der königl. preuss.
Kunstsammlungen XXVII. 3.
Deutungsversuch der Primavera. Das Motiv
findet sich in der einleitenden Allegorie zu den
Virgiliana continentia des Fulgentius, welche die
Vision des Dichters von der Hochzeit des Ful-
gentius mit der Satire schildert. Dass dieser Stoff
für ein dem Lorenzo Magnifico gewidmetes Bild
gewählt ist, findet seine Berechtigung darin, dass
Lorenzos umfangreichstes Werk, der Komentar
zu seinen Jugendgedichten, in der gleichen Form
wie des Fulgentius Virgiliana, nämlich dei’ der
menippeischen Satire geschrieben ist, die durch
den Wechsel von Prosa mit eingestreuten Gedichten
bestimmt wird. Es ist dieselbe Form, die auch
Goethe, namentlich im Wilhelm Meister, verwen-
det, und von ihm geht die Linie zurück über
Shakespeare, John Lilly, die italo-hispanischen
Schaf erspiele, Dante und Virgil auf Menippos von
Gadara. Fulgentius war den florentiner Humanisten
wohlbekannt. Botticelli folgt im allgemeinen der
Vorlage ziemlich getreu; nur zieht er zwei Szenen
in eine zusammen und erlaubt sich gewisse Frei-
heiten in der Wiedergabe der Personen.
Eine andere Hochzeitsdarstellung des Meisters
sind die Louvre-Fresken aus Villa Tornabuoni.
Den Text dazu hat des Martianus Capella Hoch-
zeit des Merkur mit der Philosophie geliefert. So
erklärt sich auch die Wahl des Merkur als Bräu-
tigam auf dem Frühling, da ja Fulgentius diese
Person, mit der er sich selbst meinte, nicht charak-
terisiert hat.

Ein drittes Hochzeitsbild Botticellis ist die
Geburt der Venus, die nicht auf Homer, wie Julius
Meier gemeint hat, zurückgeht, sondern auf das
Pervigilium Veneris, ein anonymes Gedicht des 2.
Jahrhunderts, das alle Elemente des Bildes bringt.
Dass der Codex Salmasianus, welcher das Pervi-
gilium enthält, zu jener Zeit in Florenz bekannt
war, geht daraus hervor, dass ein Gedicht des
Resposianus, das nur in diesem Codex steht, dem
Mars-Venus-Bild Sandros in der National Gallery
den Stoff geliefert hat. S.
Italienische Forschungen. Herausgegeben
vom Kunsthistorischen Institut in Florenz.
I. Band. Berlin. Bruno Cassirer 1906. 16 M.
Der erste Band der Forschungen, mit denen
das kunsthistorische Institut in Florenz debütiert,
enthält: I. Das Aktenbuch für Ghibertis Matthäus-
statue an Orsanmichele zu Florenz, von Dr. Alfred
Doren. II J. Solari, architetti e scultori Lombard!
del XV. sec., studio storico critico des Dr. Mala-
guzzi-Valeri. III. Venezianischer Hausrat zur
Zeit der Renaissance. IV. Restello, Spiegel- und
Toilettenutensilien in Venedig zur Zeit der Renais-
sance. Die beiden letzten Aufsätze von Dr.
G. Ludwig unter Mitwirkung von Dr. Fritz Rintelen.
V. Einen Nachruf an Gustav Ludwig von Dr.
W. Bode. Den Beschluss machen ein Glossar
(von sprachgeschichtlichem Wert), Register, Zu-
sätze und Berichtigungen.
Druck und Ausstattung des Bandes sind
glänzend. Ein reiches Bildmaterial erläutert auf
das dankenswerteste die Texte. Die Arbeiten sind
sorgfältig und mühevoll. Wenn gleichwohl dieser
Publikation nicht uneingeschränkte Anerkennung
und Empfehlung gezollt werden können, wie ich
so gern möchte, so liegt das an dem Inhalte
wie an der Form bezw. Technik des Gebotenen.
Unzweifelhaft ist für den Kunsthistoriker, wie der
derzeitige Leiter des Institutes mit Recht hervor-
hebt, Studium dei’ Denkmäler und der Urkunden
notwendig. Eines steht mit dem anderen in inniger
Relation. Einseitigkeit in dieser Beziehung ist
allemal vom Uebel und rächt sich zum Schaden
des wissenschaftlichen Betriebes überhaupt. Es ist
nur die Frage, ob im gegebenen Falle der Inhalt
des Bandes sowohl überhaupt als auch in seiner
Eigenschaft als Erstlings- und gleichsam Probe-
publikation eines neuen kunsthistorisch-archiva-
lischen Unternehmens mit der von den Autoren wie
vom Verleger angewandten Arbeit wie mit den
Ansprüchen harmoniert, die nun einmal an eine
derartige Veröffentlichung zu stellen sind? Und
diese Frage lässt sich nicht überall bejahen. Diese
Reihe heterogener Editionen und Aufsätze — an
 
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