Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

DOI Heft:
Siebentes Heft (Juli 1906)
DOI Artikel:
Justi, Ludwig: [Rezension von: C. Hofstede de Groot (Hrsg.), Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, III. die Urkunden über Rembrandt (1575-1721)]
DOI Artikel:
Lichtenberg, Reinhold von: [Rezension von: Paul Jakobsthal, Der Blitz in der orientalischen und griechischen Kunst. Ein formgeschichtlicher Versuch]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0142

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
134

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

J uli-Heft.

jedenfalls aber schwer zu übersehen. Es ist jetzt
einheitlich und praktisch zusammengestellt. Die
Ordnung ist chronologisch, ein systematisches
Inhaltsverzeichnis sorgt dafür, dass man auch die
inhaltlich zusammengehörigen Nachrichten schnell
auffindet. Jede Nummer hat ausserdem eine Ueber-
schrift, die den Hauptinhalt der betreffenden Ur-
kunde angibt, so dass man sich sehr rasch in das
Buch ganz hineinlebt. Der Abdruck der Urkunden
selbst ist frei von Pedanterie, unwichtige sind
überhaupt nicht im Wortlaut wiedergegeben, son-
dern nur in einem Referat; wo der Wortlaut ab-
gedruckt ist, da geht ihm ebenfalls ein Referat
voraus, und zum Schluss kommen Erläuterungen
die zum Verständnis der Urkunde dienen. Zahl-
reiche Hinweise verbinden die einzelnen Urkunden
miteinander. Der Druck scheint sorgfältig über-
wacht, mir sind wenigstens nur zwei kleine Zahlen-
fehler aufgefallen, die vielleicht durch eine Um-
nummerierung entstanden sind. S. 221, Z. 19 muss
es statt „No. 221“ heissen: „No. 183 und 226“;
S. 234, Z. 8 ist statt „No. 173“ zu lesen „No. 141“.
Längere Urkunden sind in Paragraphen eingeteilt,
die Referate dann entsprechend paragraphiert, so-
dass man nach dem Referat leicht und rasch die
gewünschten Stellen im Originaltext auffindet.
Alle diese Einrichtungen ersparen viel Zeit und
Mühe, auch dem, der sich gründlich mit der
Materie befasst: nachdem man alle Urkunden
gründlich durchgegangen hat, muss man in einem
derartigen Buch öfter herumblättern, vergleichen
usw., und dann wird man dem Autor für die prak-
tische Anordnung lebhaften Dank wissen. Die Er-
läuterungen zeigen, wie kaum hervorzuheben ist,
das klare Urteil und die völlige Beherrschung des
Stoffes, die den Autor auszeichnet. Besonders
hinweisen möchte ich auf die Erläuterung zu der
im Original gegenwärtig nicht anfzufindenden
Rechnung des Gasthauses zur Kaiserkrone von
1657 (nicht 1656), S. 232: man hat geglaubt,
Rembrandt habe bei dem Bankrott in ein Gast-
hofzimmer gemusst, die Biographen pflegen das in
elegischen Tönen zu berichten. Es handelt sich
jedoch bei dieser Gasthofrechnung um Auktions-
kosten: Rembrandt blieb bis Februar 1658 in
seinem Hause und zog dann gleich in die neue
Wohnung, vermutlich am Roosegracht.
Li der Hauptsache jedoch besteht der Wert
dieser Arbeit, ebenso wie bei den modernen Fest-
legungen des gemalten und radierten Werkes des
Meisters, eben in der Festlegung, d. h. in der
methodischen, von sicherem Urteil kontrollierten,
möglichst vollständigen und zugleich übersicht-
lichen Zusammenstellung des Materials.
Ludwig Justi

Italienische Kunst.
Carlo Frey, Di una statua di Michelagniolo,
Traduzione daltedesco del Dr. Aldo Foratti.
Padova 1906, Tipografia „ all’Universitä“
dei Fratelli Gallina. 20 p.
Der deutsche Originalaufsatz Freys wurde in
derBeilage zur Allgemeinen Zeitung in denNummern
vom 29./30. November veröffentlicht. Er handelt
von der kauernden Knabenfigur in der Peters-
burger Eremitage, deren Deutung und Datierung
der Forschung von je die grössten Schwierigkeiten
bereitet haben. Anton Springer hat sie s. Z. dem
Juliusgrab zugewiesen u. höchst unglücklich als
„Unterjochten“ bezeichnet. Wölfflin nennt sie
eine Genrefigur und rechnet sie zu den Werken
der Reifezeit. Nach seiner Beschreibung stellt sie
einen Knaben dar, der sich die Füsse putzt. Freys
Annahme, dass es sich um eine Brunnenfigur handle,
erscheint mir nicht zwingend; ich würde lieber an
die am Schlüsse ausgesprochene Hypothese glauben,
nach der Michelagniolo den Knaben ohne Auftrag
gemeisselt habe: „.per la qualcosa io mi sto
di me effo una figura per mio piaciere e comperai
un pezzo di marmo, ducati cinque e non fu buono;
ebi butati via que’denari; poi ne ricomperai un
altro pezzo, altri cinque ducati, e questo lavoro
per mio piaciere“ (Brief an den Vater vom 19. 8.
1497). Die frühe Datierung wird wohl seine
Gegner so leicht nicht überzeugen. Sollte man
nicht vielleicht der Sache näherkommen, wenn man
versucht festzustellen, ob der Preis von 5 Dukaten
für einen Marmorwürfel von ungefähr 56 cm Höhe
angemessen ist, ein Versuch, der bei der reichlichen
Erhaltung Michelagnioloscher Geschäftsbriefe ziem-
lich leicht sein dürfte? Dann wäre ein nicht zu
unterschätzender Faktor für die Datierung des
Knaben gewonnen, die von dem Verfasser bisher
lediglich durch stilkritische Gründe gestützt werden
kann. Curt Sachs
Alte Kunst.
Paul Jakobsthal. Der Blitz in der orienta-
lischen und griechischen Kunst. Ein form-
geschichtlicher Versuch. 60 Seiten und
4 Tafeln. Berlin. Weidmannsche Buch-
handlung 1906. Preis 3,60 Mk.
Die kleine Schrift setzte es sich zur Aufgabe,
die Entwickelung der künstlerischen Darstellungs-
formen, unter denen der Blitz als Beigabe bei
orientalischen und griechischen Göttern erscheint,
zu verfolgen. Das Material ist zu diesem Zwecke
 
Annotationen