Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

DOI Heft:
Elftes Heft (November 1906)
DOI Artikel:
Agora
DOI Artikel:
Strzygowski, Josef: Kunsthistorischer Kongress 1907
DOI Heft:
Zwölftes Heft (Dezember 1906)
DOI Artikel:
von Lichtenberg, Reinhold: Kunsthistorischer Kongress Dresden 1907
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0228

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
220

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

November-Heft.

dient. Schnaase ragt, ein gigantischer Unterbau
ohne Abschluss in unsere Zeit herein, parallel da-
zu F. X. Kraus Dergleichen kann heute kaum
noch ein einzelner auf wissenschaftlicher Grund-
lage unternehmen. Dazu kommt, dass viele bereits
energisch jenseits des Historisch-Pragmatischen
stehen und wieder ausschauen nach jener bewusst
künstlerischen Betrachtungsweise, die den Bahn-
brechern unseres Faches, vor allen Rumohr eigen
war und Kulturhistoriker wie Burckhardt und
Justi auszeichnet. Je öfter man unter den Kollegen
herumhört, desto mehr wird deutlich, dass das
Interesse vom Beschaffen des Materials, seiner Da-
tierung, Lokalisierung und Zuweisung an einzelne
Künstler, sich ab- und den aller bildenden Kunst
gemeinsamen Eigenwerten zuwendet, dass wir diese
systematisch festgestellt und danach dann die
Entwicklungsgeschichte erforscht wünschen. Es ist
daher Zeit, dass wir das im. alten Fahrwasser Er-
arbeitete zum bequemen handlichen Gebrauch fest-
legen; wir fangen an darüber hinauszuwachsen.
Diese Tatsache sollte m. E. eingestanden und
rechtzeitig Vorsorge getroffen werden, dass uns
der gesunde Boden nicht unter den Füssen
schwindet. Denn die Kenntnis des einzelnen
Denkmals darf nicht verloren gehen, wenn auch
die gemeinsamen Züge und ihre Entwicklung
immer mehr in den Vordergrund des Interesses
treten. Wir dürfen die bisherige Arbeitsart nicht
um des zeitgemässen Fortschrittes willen preis-
geben und dürfen andererseits diesen nicht hemmen,
um engherzig nur am Ueb erlieferten festzuhalten.
Ich denke, in dieser Erkenntnis liegen fürs Erste
gemeinsame Ziele genug - und zwar Ziele rein
sachlicher Art. Daneben stehen Standesfragen,
deren befriedigende Lösung zumeist nur im Wege
einer Organisation zu erreichen sein wird. Wir
wollen neben einer geordneten Fachbibliothek
auch einen geordneten Haushalt durchsetzen. Wir
wollen aber auch „gewisse Grundsätze“ als bindend
im Auge behalten, vor allem uns gegenseitig als
gentlemen behandeln und die Kritik in Grenzen
verlangen, die nicht in das Gebiet persönlicher
Schmähung übergreift. Ich rufe damit noch nicht
nach Ehrenrat und Schiedsgericht, würde die Ein-
setzung beider aber begreiflich finden, wenn an
der Organisation unsere Besten teilnähmen und
dergleichen für die einzelnen wissenschaftlichen
Fachkreise allgemein üblich werden sollte.
J. Strzygowski

Kunsthistorischer Kongress Dresden 1907.
Als Antwort auf die Fragen in den Monatsheften:
ad 1. Die Hereinbeziehung der gesamten Archäo-
logie auch des Orients würde ich mit Freuden
begrüssen. Dagegen würde ich auf Ostasien,
da dessen Kunst auf ganz anderen Voraus-
setzungen beruht, verzichten.
ad 2. Die Systematik des Faches ergiebt sich von
selbst aus den verschiedenen Arbeitsgebieten
der einzelnen Mitarbeiter. Die Jahresberichte,
die die gesamte geleistete Arbeit umfassen
müssen, könnten eine Wohlthat für die
Wissenschaft werden.
ad 3. Eine feste Gesellschaft halte ich nicht für
günstig. Die Kongresse sollen für alle, die
Kunstgeschichte treiben, einen Mittelpunkt
bilden, nicht nur einen Teil umfassen, was
bei Gesellschaften stets der Fall ist.
ad 4. Hier halte ich ausnahmsweise Internatio-
nalität für geboten.
Auch die folgende Anregung, die mir schon
lange am Herzen liegt und gewiss auch von anderen
Kollegen schon empfunden wurde, möchte ich inter-
national auf gefasst wissen. Oft geschieht es, dass
ein Autor an einem Thema arbeitet, das bereits von
anderen bearbeitet wird, ohne dass die Verfasser
gegenseitig von einander wissen. Andererseits be-
sitzt jeder, der wissenschaftlich schreibt, manches
Material, das er selbst nicht verwerten kann uni
will, das aber fruchttragend würde, wenn er es
dem mitteilte, der es gerade brauchen kann.
Darum geht mein Vorschlag dahin, eine Rubrik
in den Monatsheften zu eröffnen, in der jeder
Autor mitteilt, worüber er gerade arbeitet.
Einerseits würde mancher, der eine Arbeit unnötiger-
weise als zweiter auch noch in Angriff nimmt,
rechtzeitig unterrichtet sein, andererseits wäre ein
Weg angebahnt, dass sich die Kollegen gegenseitig
ihr Material leichter mitteilen können.
Prof. Dr. R e i n h. F r e i h e r r v. Lichtenberg
* *
Zur letzten Bemerkung unseres geehrten Herrn
Mitarbeiters erklären wir uns gern bereit, dieser
Anregung nachzukommen, die einer von uns in
No. 3 des I. Jahrgangs gegebenen ungefähr ent-
spricht. Wir bitten die Herren Kollegen um Zu-
sendung von Mitteilungen, die in einer derartigen
Rubrik Platz finden könnten.
Die Herausgeber der Monatshefte
der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Diesem Hefte liegen Prospekte der Firmen Paul Neff Verlag (Max Schreiber), Esslingen, R. Piper & Co.,
München, Oesterheld & Co., Berlin, und Insel-Verlag G. m. b. H., Leipzig, bei.
Zu beziehen durch jede Buchhandlung und Postanstalt. — Preis vierteljährlich 2 M. — Verantwortlich für die Redaktion:
Dr. Curt Sachs, Berlin W. 10. — Verlag: Edmund Meyer, Berlin W. 35. — Geschäftsstelle: Berlin W. 35, Potsdamerstr, 27b.
Druck von J. S. Preuss, Berlin SW. 19, Kommandantenstr. 14.
 
Annotationen