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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 2.1906

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Elftes Heft (November 1906)
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Holland, Hyacinth: [Rezension von: Otto Weigmann (Hrsg.), Schwind. Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen]
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: Hugo von Tschudi, Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775-1875 in der Königlichen Nationalgalerie Berlin 1906. I. Teil. Auswahl der hervorragendsten Bilder]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50012#0211

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November-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

203

zwischendurch entstandenen, teilweise biographi-
schen „Reisebilder“, so errang Schwind seine für
alle Zeiten geltende, stete Achtung gebietende
Stelle in der Geschichte der deutschen Kunst.
Es ist eine anerkennenswerte Leistung des
obengenannten Verlages, das ganze Lebenswerk,
wenn auch mit einigen Lücken, einmal populär
und für die weitesten Kreise zugänglich vorge.
führt zu haben. Manches hat durch die (nach dem
Format bedingte) Verkleinerung gelitten und
kommt nicht in erwünschter Weise zur Geltung.
Dagegen sind viele Bilder, z. B. aus der Bibliothek
der Königin (k. Residenz 1 erstmalig mitgeteilt.
Als Einleitung gab Dr. Otto Weigmann
eine zwar nicht umfangreiche, aber aus den besten
Quellen gezogene Biographie und eine mit objek-
tiver Umsicht verfasste Würdigung dieser Kunst-
schöpfungen, deren weiteres Verständnis in den
angehängten Erläuterungen mit feinfühligem Ein-
gehen nach allen Seiten erörtert und gefördert
wird. Die betreffende Literatur ist genau ver-
zeichnet. Auch eine chronologische Folge ange-
legt. Kurz: nichts wurde verabsäumt, was zur
weiteren Kenntnis und Erschliessung des grossen
Künstlers dienen kann. H. Holland
Hugo von Tschudi: Ausstellung deutscher
Kunst aus der Zeit von 1775—1875 in der König-
lichen Nationalgalerie Berlin 1906. I. Teil Aus-
wahl der hervorragendsten Bilder. München.
V erlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. 1906.
39 SS. Text. 236 SS. Abb. 4°. M. 20.-.
Die vielumstrittene Ausstellung hat sicherlich
für- die Geschichte der deutschen Kunst im letzten
Jahrhundert ein sehr dankenswertes Material zu-
sammengebracht, und dass diese bald wieder in
alle Winde zerstreuten Monumente noch weit über
die zeitlichen und lokalen Grenzen der Ausstel-
lung hinaus der Kunstwissenschaft als wertvollste
Dokumente dienen können, dafür hat der weit-
ausschauende Vorstand der Ausstellung gesorgt,
indem er eine Reproduktion aller ausgestellten
Bilder veranlasste. Seit einigen Monaten liegt der
erste Teil dieser Publikation vor, der eine Auswahl
der hervorragendsten Bilder bringt. Es ist nur
zu natürlich, dass sich über diese Auswahl wie
über jede auf subjektivem Urteil beruhende Schei-
dung streiten lässt. Abei’ es würde den meisten
Tadlern wohl schwer fallen, zu sagen, welche Bilder
in dieser Auswahl hätten fehlen können, um für
die von ihnen vermissten Platz zu gewinnen.
Den einleitenden Text hat Hugo von Tschudi
geschrieben, und wir wüssten nicht, wer in der
gleichen konzisen Form die Entwicklung der deut-
schen Malerei in einem so wandlungsreichen Jahr-

hundert aufrollen könnte, wie der geistvolle Leiter
der Nationalgalerie. Ob die Ausstellung so ge-
worden ist, wie sie war, weil Tschudis Auffassung
und sein Urteil über diese Spanne der Kunstge-
schichte schon vorher die hier niedergelegten
waren, oder ob er erst auf Grund der Ausstellung
zu ihnen gekommen ist — soviel erscheint sicher,
dass das in der Jahrhundert-Ausstellung zusammen-
gebrachte Material jeden Satz seiner Ausführungen
unterstützt. Zu einer abgerundeten Darstellung
hat auch er freilich noch nicht gelangen können,
sondern er hat sich damit begnügen müssen, in
kurzen Abschnitten der Einteilung der Ausstellung
zu folgen. Nachdem er zuerst das nötige über das
Programm der Ausstellung und die Lösung der
schwierigen Aufgabe gesagt hat, beginnt er mit
Chodowiecki und den zeitgenössischen Porträtisten.
Dann wendet er sich zu den deutsch-römischen
Landschaftern und den Nazarenern,den Hamburgern,
den Wienern (Waldmüller), den Berlinern (Krüger),
den Düsseldorfern, den Dresdenern (Friedrich,
Dahl, Kersting, Rayski), den Frankfurtern, den
Münchenern und den übrigen Süddeutschen, um
schliesslich im letzten Kapitel den drei grossen
Malern Böcklin, Marees und Feuerbach gerecht zu
werden. Wenn diese Ausführungen auch durch
ihre Knappheit künstlerisch gewonnen haben und
vielleicht auch die Oekonomie der ganzen Publi-
kation ihnen nicht mehr Raum zugemessen hat, so
ist es doch im Interesse einer über die wissen-
schaftlichen Kreise hinausgehenden Wirkung des
Werkes zu bedauern, dass sie sich nicht zu einem
Kompendium der neueren deutschen Malerei aus-
gewachsen haben.
Die Verlagsanstalt hat bei der Herstellung des
Werkes — sie gibt als Zeit dafür selbst einen
Monat an — hervorragendes geleistet, die Auto-
typien sind so gut, wie man sie bei dem heutigen
Stand der Reproduktionstechnik nur verlangen
kann. Ab und zu gewährt ein im Mezzotinto-Ver-
fahren hergestelltes Blatt eine Erholung von den
wenig erfreulichen, aber doch unentbehrlichen Au-
totypien. Warum gerade das Schick’sche Portrait
der Ehre teilhaftig geworden ist, farbig wiederge-
geben zu werden, bleibt unerfindlich; vielleicht
waren hier technische Rücksichten bestimmend.
Bedauerlich erscheint es, dass eine grosse Anzahl
von Bildern in einem ganz unzureichenden Mass-
stabe wiedergegeben ist. Hierin hätte man sich
nicht so sehr durch die Rücksicht auf den Preis,
der freilich sehr niedrig angesetzt worden ist, be-
stimmen lassen sollen.
Andere kleine Ausstellungen will ich ver-
schweigen, weil sie im Verhältnis zur Grösse der
Leistung kleinlich erscheinen würden, für die
 
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