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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 4
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Mahlberg, Paul: Skizzen von Oswald Achenbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0123

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Oswald Achenbach: Pilatus.

Bes.: Herr Benno v. Achenbach, Berlin.

dilettantische Ungeduld des Effekts hat er in früheren Zeichnungen die optischen Erscheinungen durch-
getastet, bis er nicht nur die Einzelheiten gekannt, sondern auch die Phusiognomie ihrer Elemente
erfaßt hat. Die Kühnheit seines Gedankens begegnet keiner Zaghaftigkeit des Pinsels. Bestimmt und
unbewußt entsteht Form an Form in der Drastik des Moments, und in präziser Unbekümmertheit kann
er sich in Farben erschöpfen. Während sich alles um ihn dreht, hat er die Geistesgegenwart, sich hinein-
zuftürzen, und gehört sich nicht etwas dazu, einen Wagen im Fahren zu malen und nicht Angst zu
haben, unter die Räder zu kommen, oder die große flutende Menge mit einem Pinselzug zurück-
zuhalten! Und alles, auch das Groteske des Ausdrucks, bindet die schöne Laune der Entstehung und
die sprechende Freude daran, das Schwebende der Erscheinung auf die Beine gestellt zu haben.
An diesen Gestalten, deren Flüchtigkeit durch die Kraft und Schwere der leidenschaftlichen Form-
erfahrung Halt bekommt, fällt ihre farbige Durchblutung auf. Im ganzen stehen diese Skizzen in einer
schönen Farbenflora, einmal hingeschmiegt in vielfältig bewegtem Grau, wie vom schönsten Corot,
aber von stärkerem farbigem Relief, ganz einfach, ohne jegliches Bukett, dann wieder einmal hell
und starkfarbig mit dem Mut zur äußersten Lokalfarbe (die Schiffe zum Beispiel), wie bei van
Gogh, dann perlendes und fchäumiges Weiß an Grau und Grün, dann in einer Skizze ein Stück
wie ein bunter Teller, und die Farben, mit denen die Chinesen ihre Vögel malen, sind nicht leb-
hafter als dann das Blau und Grün seiner Gewässer und seines Laubes. Und doch kann man nicht
sagen, daß er die Bescheidenheit der Natur eigentlich überschreite, es ist nur so, daß alles aktiver-
wird unter seiner Hand, sprechend von der Freude am Daseienden, am Grünsein meinetwegen, am
Formenspiel; das Licht freut sich, vom ausgehenden Mond sich versilbern und von einer brennenden
Sonne sich vergolden zu lassen. Er malt uns, wie eö einer Form so eigentlich zumute ist, und einer
Farbe das Herz klopft, und behext uns die Augen. Wie er selbst über die Farben dachte, die bei
ihm vorkommen sollen, und welche Intensität er ihnen in Gedanken verleiht, zeigt eine Skizze in

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