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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 4
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Mahlberg, Paul: Skizzen von Oswald Achenbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0121

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Oswald Achenbach: Schiffe.

Bes.: Herr Benno v. Achenbach, Berlin.

Skizzen von Oswald Achenbach.
Kunst unserer Tage ist auf dem Grunde naturalistischer Auffassung malerisch orientiert,
) das heißt, sie sucht die Dinge in ihren Zusammenhängen zu erfassen. Das äußerste, was
sie darin erreichte, nennt man „impressionistisch".
Früher malte man nicht, sondern kolorierte, jeden für sich, die Zwischenräume von Kontur-
Snstemen. Die Farben reichten sich noch nicht die Hand. Die malerische Auffassung hebt dann die
Kaste von Linien und Farben aus und gründet im besonderen die farbigen Verhältnisse aus Gegen-
seitigkeiten, das Gesetz von den Valeurs. Die ständische, naturabgewandte Ordnung weicht, die Bild-
elemente erwachsen aus- und aufeinander, und um so leichter ist jetzt ihre gemeinsame Hinführung
zum Ausdruck eines zentralistischen Begriffs. In dem Verhältnis der in natürlicher Ordnung, in Licht
und Atmosphäre vereinigten Dinge der Welt, vom Himmel zur gewachsenen und mineralischen Form
und zum Menschen, sucht man nun den Eindruck vom Morgen oder Abend, hier und dort, in der
Großstadt und am Lande, zu sangen. — Bilder dieser Verfassung, im Ganzen auf Realität gegründet
und getragen vom Leben, genossenschaftlich im Gesamteindruck der Bildelemente, voll Sympathie der
Farben untereinander und in absoluter Solidarität der Töne — Bilder dieser Verfassung nennen
wir impressionistisch. Die Darstellung der Momentanität spielt dabei nur als ein untergeordnetes
Mittel eine Rolle. Lausende Menschen haben wir auf den Bildern früherer Jahrhunderte auch, und
können die Bilder doch nicht impressionistisch nennen. Es kommt aus den geselligen Zustand der Bild-
elemente an, aus die Verfassung, und deren Ausdruck in jenem oben auseinandergelegten Sinne war
nur uns und aus unserem eigenen sozialen Verhältnis möglich.
Bei einigen Künstlern schlug er schon früh durch. Man darf behaupten, Bilder von Oswald
Achenbach, Untermalungen und die Staffage „auögesührter" Bilder gäben uns manchmal schon
das Beste davon. Oswald Achenbach war absolut modern, und in dem spontanen Ausdruck seiner
künstlerischen Existenz, seinen Skizzen, wird es im Ganzen evident. Es ist ja so, daß jegliches Kunst-
werk aus einem gehobenen Zustand der künstlerischen Sympathie erwächst, das heißt, der Freude des
Künstlers daran, die labilen Erscheinungen der Welt an seinem Formwesen zu orientieren, daß aber
bei der Ausführung des „großen" Bildes der Kunstverstand ein Wort mitzureden hat, und die
malende Lust nur in der Skizze allein eindrücklich und fesselnd spricht. Anderseits liegt es im Wesen
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