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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 6
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Bombe, Walter: Zur Rethel-Gedächtnisausstellung in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0209

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Alfred Nethel.

Abb. I. Bildnis seiner Mutter, 1816.
(Düffeldorf, Frau Else-Sohn-Nethel.)


Zur Rethel-Gedächtnisausstellung in Düsseldorf.

as Gedächtnis Alfred Rethels ist in Düsseldorf,
der Stätte seines langjährigen Wirkens, auf das
würdigste dadurch gefeiert worden, daß die ein-
zige Tochter des Meisters, Frau Else Sohn, den ganzen
von ihr treu und pietätvoll gehüteten künstlerischen Nach-
laß an seinem hundertsten Geburtstage der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht hat. Diese umfangreiche Sammlung
von Gemälden, Zeichnungen und Holzschnitten Rethels
eröffnet, in dem großen Auöstellungösaale der städtischen
Kunsthalle vereinigt, die Reihe der von Prof. Koetschau
geplanten Ausstellungen zur Geschichte der Düsseldorfer
Malerei und gestattet einen tiefen Einblick in das Schaffen
des Künstlers. In streng chronologischer Folge sind unter
Beihilfe des Malers Otto Sohn-Retbel, eines vorzüg-
lichen Kenners der Kunst Rethels, der sein Großvater
war, von Prof. Koetschau und vo. Walter Cohen die
weiteren Kreisen bisher unbekannten Arbeiten aus dem
Nachlaß des Meisters zusammengestellt worden.
Den Anfang machen die Gemälde und Olstudien.
Der Düsseldorfer Periode entstammt eine Olskizze auf
Leinwand, die den heiligen Bonifaz umgeben von Bau-

leuten darstellt, um I8ZZ entstanden ist und mit einer
sehr eingehend durchgeführten Zeichnnng des gleichen
Gegenstandes im Dresdener Kupferstichkabinett verglichen
werden kann. In die Düsseldorfer Zeit gehört ferner das
gleich nach der Übersiedelung in Frankfurt 18Z6 vollendete
schöne und sachliche Bildnis seiner Mutter, das auf der
Jahrhundert-Ausstellung in Berlin 1912 so großes Auf-
sehen erregte (s. Abb. 1), sowie eine Modellstndie zu
dem Gemälde der Nemesis, das, I8Z7 auf einer Aus-
stellung vom Frankfurter Kunstverein für 6O Friedrichsdor
angekauft, durch die Verlosung einem berüchtigten Richter
und Demagogenriecher zufiel, den es, einer von Müller
und Schmid erzählten Anekdote zufolge, in Verzweiflung
und in den Tod getrieben haben soll. Eine andere Ver-
sion dieser Legende besagt, daß dieser schlimme Richter,
kurz nachdem ihm das Bild zugelost worden war, von:
Schlaganfall betroffen wurde, worin das Volk eine Strafe
des Himmels, die Rache der Nemesis sah. Später kam
die Nemesis in die Hände des russischen Obersten von
Reutern, der damals als Maler und Kunstsammler in
Frankfurt lebte. Das lange verloren geglaubte, sehr


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