Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

DOI Heft:
Heft 7/8
DOI Artikel:
Pfleiderer, Wolfgang: Fritz Hafner
DOI Artikel:
Widmann, Fritz: Zeichenunterrichtslehre
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0236

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Fritz Hafner.

Dorf im Winter.

da von dem Seelenleben der Natur etwas enthüllt. Wir
fühlen, wie es den Dingen zumute ist, dem Gebirgsdorf
im ersten Frost, im Winterfrühmorgen; dem Wald, wenn
er im Morgenzwielicht schlummert und atmet und träumt,
und das vegetative Leben, in sich beschlossen, leise und feier-
lich waltet und webt. Seine Blumenzeichnungen sind
wahrhafte Blumenbildnisse; sie machen aus der Blume
kein dekoratives Element; sie geben uns das Naturwesen
der Blume in seiner ganzen individuellen Körperlichkeit:
man erlebt ihr innerstes Wesen.
Ein Bild wie der „Winterfrühmorgen" zeigt den
andern Bildern gegenüber ein Streben nach einer freieren.

malerischen Darstellungsweise. Mir scheint, daß dieses
Streben für Hafner nicht wesentlich ist. Hafner ist kein
Maler im strengen, modernen Sinn, er kann es nicht
sein und er sollte es nicht sein wollen. Wir haben ja auch
genug „Maler" gehabt. Das Entscheidende und Wichtige
bei Hafner ist, daß er den Naturalismus auf eine neue
Weise, von innen heraus, überwindet, und daß er
so, wie Halm in seinem Gebiet, zum Vorkämpfer einer
neuen Kultur wird. Daß sein Wesen nicht so scharf
umrissen, sein Wirken nicht so bedeutend und weit-
tragend ist >vie dasjenige Halms, wird man hinzufügen
müssen. Wolfgang Pfleiderer.

Zeichenunterrichtslehre.

2O Das Ziel, Anschauung und Unterricht.
ie Architektur stellt wirkliche, natürlicheRäume dar-
aus Körpern und Flächen und ihren Unterbrechun-
gen, wie dieNatur auch ihre Räume herstellt. Der
Unterschied zwischen ihr und derNatur ist, daß die Architek-
tur aus ihrer Ordnung und Gliederung eine geistige

Sprache, eine geistige Schönheit schafft, während dieNa-
tur in ihren Räumen ihre Gliederung nach Gesetzen der
Lebensbedingungen ihrer Geschöpfe bemißt: Da, wo ein
Ding entsteht und wo es nachher sein und leben kann, da ist
es, bleibt es oder vergeht es. Es wird dadurch die „natür-
lichste Ordnung der Welt" geschaffen, die man nun heißen


222
 
Annotationen