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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Die Jungmannschaft der rheinländischen Kunst: auf der Weihnachts-Ausstellung des Verbandes in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0045

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Abb. 1. Melly Joseph: Ankunft in Jaffa.


Die Jungmannschaft der rheinländischen Kunst
auf der Weihnachts-Ausstellung des Verbandes in Wiesbaden.

urch eine Abmachung mit der Wiesbadener Gesell-
schaft für bildende Kunst konnte am 16. Dezem-
ber des vergangenen Jahres im Neuen Museum
zu Wiesbaden eine Kunstausstellung eröffnet
werden, die in mehr als einer Beziehung bemerkenswert
ist und eine besondere Würdigung in der Verbandszeit-
schrift beanspruchen kann.
Sie war zunächst gedacht als eine Weihnachtsaus-
stellung, um bedrängten Künstlern des Verbandsgebietes
kurz vor dem Fest noch eine Gelegenheit zum Verkauf zu
geben. Dadurch, daß unser Verband der Kunstfreunde
in den Ländern am Rhein selber mit reichlich 8000 Mark
in die Reihe der Käufer eintreten konnte, war diese Ge-
legenheit über den Ausland einer bloßen Hoffnung hinaus
gebracht. Einbundertvierundfünfzig Künstler haben sich
beteiligt und sechsundfünfzig davon konnten — die pri-
vaten Erwerbungen eingerechnet — bisher mit Ankäufen
bedacht werden: Das bedeutet immerhin eine Weihnachts-
hilfe; wenn auch bei dem bedingten Höchstpreis von
250 Mark die einzelnen Summen bescheiden blieben, die
Zeiten sind für die ringenden Künstler danach, daß ihnen
ein Spatz in der Hand lieber sein muß als eine Taube auf
dem Dache.
Bei dieser Gelegenheit soll eine allgemeine Bemerkung
über den gegenwärtigen Stand des Kunsthandels nicht
versäumt werden, weil er der Notwendigkeit solcher Ver-

anstaltungen zu widersprechen scheint. Was man aus
Berlin und München hört, bestätigt sich auch sonst. Die
Kunsthändler haben durchaus keine tote Zeit mehr, die
erste Lähmung hat sich längst gehoben und was man an
einzelnen Ziffern hört, könnte der Vermutung Spiel-
raum geben, daß es den Künstlern kaum jemals günstiger
gegangen habe als heute, wo wir auch wirtschaftlich in
und mehr noch vor einem Kampf von ungeheurer
Schwere stehen. Dieser merkwürdige Zustand muß hier
berührt und in seinen Gründen angedeutet werden, um
falsche Schlußfolgerungen für die Kunst und die Künstler
abzuwehren: nichts wäre beispielsweise falscher als anzu-
nehmen, daß diese überraschende Kauflust in irgendeiner
Beziehung stände zu dem Aufschwung des vaterländischen
Gefühls, wie wir ibn anfangs des Krieges herrlich er-
lebten. Gewiß kommt gegenwärtig ein beträchtlicher Teil
des Geldes, der sonst als deutsches Opfer einer reichlicb
weitgehenden Schätzung fremder Kulturleistungcn ins
Ausland ging, notgedrungen der heimischen Kunst zugute,
und es mag viel erfreuliche Selbstbesinnung dabei mit-
spielen; aber der Spielmann liegt — um sprichwörtlich
zu reden — anderswo begraben:
Zum ersten sind wir in einer geldlichen Umwälzung
radikalster Art begriffen; die Milliarden, die unser Volks-
körper gegenwärtig seiner Verteidigung opfern muß,
sammeln sich durchaus nicht in einem Stauwehr, sondern


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