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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

DOI Heft:
Heft 10/11
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Haeuselmann, Johann Friedrich: Der Maler und Graphiker Cissarz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0345

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Der Maler und Graphiker Cissarz.
Wechsels welchen Johann Vincenz Cissarz durch seinen Wegzug von Stuttgart nach Frankfurt in seiner Lehr-
M tatigkeit vorgenommen hat/ rechtfertigt es sehr wohl/ sich hier etwas eingehend mit dem Maler und Graphiker
zu beschäftigen/ nachdem der Künstler fast zwanzig Jahre für die Kunstwelt in erster Linie der Kunstgewerbler
gewesen ist. Cissarz hat nie ein Hehl daraus gemacht/ daß seine innerste Neigung der Malerei gehört. So hat er
den Ruf nach Frankfurt gern angenommen/ nachdem sich in Stuttgart keine Möglichkeit bot/ ihm den gesuchten Lehr-
auftrag zu verschaffen. Die schwäbische Hauptstadt hat damit leider einen sehr verdienten Künstler verloren. Cissarz
hat als Kunstgewerbler für das ganze Land große Bedeutung gehabt/ und es wird nicht so leicht fallen/ einen geeigneten
Ersatz für ihn zu finden. Sein Stuhl an der Kunstgewerbeschule ist noch verwaist/ und was die freie Produktion angeht/
so sind wohl bereits eine stattliche Anzahl von Schülern tätig/ doch hat Cissarz auch hier über einen so eigenen/ glück-
lichen Verkehrston mit der Geschäftswelt verfügt/ daß in diesen Kreisen seine stets frohgelaunte/ aber peinlich gewissen-
hafte Persönlichkeit recht vermißt werden dürfte. So warCissarz namentlich als Organisator nntWürttembcrg verwachsen/
künstlerisch war er die eigentliche Seele der neueren württembergischen Gebrauchsgraphik/ und wenn solche Stützen
aus dem Hause fortgetragen werden/ so ist eine bange Sorge für das weitere Geschick desselben wohl berechtigt. Indessen
läßt uns der Künstler dazu nicht viel Zeit; schon sitzt er fest in seinem Frankfurter Lehramt/ man hat ihn dcrt sehr freund-
lich empfangen/ wie man hört bereits in das Preisgericht für mehrere Wettbewerbe berufen und mit Privataufträgcn
soll auch nicht zugewartet worden sein. Die Dinge in Württemberg müssen nun ohne ihn den Lauf nehmen/ denn Cissarz
ist für uns künftig der Frankfurter dekorative Maler. Sehen wir zu/ was er bisher auf diesem Gebiete geleistet hat/ und
gehen wir den Grundlagen und Wesensbedingungen dieser'/ seiner Kunst nach.
In seiner Darmstadter Aeit noch hat I. V. Cissarz für die Kirche in Großzimmern im Odenwald Glasgemälde/
ferner figürliche und ornamentale Wandmalereien gemacht. Größere figürliche und ornamentale Malereien befinden
sich sodann in der Villa des Regierungsrats Frank in Köln-Lindenthal/ auch Mosaike und Fensterverglasungen in diesem
Hause sind von ihm. Die erste Stuttgarter Aeit brachte eine Unterbrechung dieser Tätigkeit/ doch hat er in den letzten
Jahren hier sehr wohl Gelegenheit zu dekorativen Malereien erhalten. Die Stuttgarter Stadtverwaltung ließ zwei
Räume im Ratskeller'/ die sogenannten Ratsherrentrinkstuben/ von ihm ausmalen/ im neuen Hoftheater finden sich
einige dekorative Gemälde von ihm und recht zahlreich sind die Fälle/ wo er in Privathäusern herangezogcn wurde.
In dieselbe Aeit fällt sodann die Ausmalung der Friedenskirche in Offenbach/ wo Naumausmatung und Glasmalerei
zwar lediglich nach seinen Entwürfen erfolgte/ während er dem Altargemälde seine eigene Hand widmen durfte.
Die neueste Arbeit stellt ein dekoratives Wandgemälde in der Kassenhalle der Nassauischen Landesbank in Wies-
baden dar. Diese Halle ist von einem Glasgewölbe überspannt/ und so ergaben sich an beiden Schmalseiten segment-

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