Josef Eberz.
sondern die Kirche, für die sie bestimmt waren, hat damit verloren; ja, mehr als diese, der katholische Kult über-
haupt. Oder sollte man darüber noch im unklaren sein, wie unsäglich traurig der süßliche Kram unserer sogenannten
Kirchenmaler sich lieben den Werken auch des einfältigsten alten Handwerkers ausnimmt? Wenn wir uns erinnern,
wie landaus landein die Pfeiler schöner alter Kirchen mit minderwertigen Bildern behängt sind, und wie man hier
gut und schlecht ohne weiteres für alt und neu einsetzen kann: dann haben wir allerdings auch hier ein Zeichen
der Dekadenz, und zwar einer bis in die Wurzeln des Volkes reichenden. Ob wir auch hier von der Erziehung durch
den Krieg etwas erhoffen können?
Aber vielleicht ist eben gerade dies die wichtigste Hoffnung, daß wir in Josef Eberz einen Künstler heranreifen
sehen, kühn genug, diese Kluft Zu überbrücken; zwar nur von sich selbst aus im Selbstgefühl seiner seelischen und
künstlerischen Veranlagung: aber war eS nicht immer so zu allen Zeiten der Kunstgeschichte, daß nicht die Mäzene
und Patrone, sondern die lebendigen Kunstkräste die Bewegungen schufen? Was die Kunst des Mittelalters so groß
machte, war nicht der Gehorsam unter die Forderungen der Kirche, sondern daß eine Entwicklungskette der Kunst
sich ihr aufnötigte, um nachher als ihr schönstes Sinnbild Zu bleiben! Schließlich war sie auch damals nicht die
Dienerin der Kirche, sondern der Religion; und da die Kirche auch nur der Religion dient (nicht umgekehrt, wie
es Kirchengcwaltige manchmal dachten), wird sie die Bruderhand der Kunst, wenn sie ihr so rein und wohlgebildet
hingehalten wird, wie in den religiösen Bildern von Josef Eberz, nicht auoschlagen können. W. Schäfer.
Josef Eberz
Nahkainpf.
sondern die Kirche, für die sie bestimmt waren, hat damit verloren; ja, mehr als diese, der katholische Kult über-
haupt. Oder sollte man darüber noch im unklaren sein, wie unsäglich traurig der süßliche Kram unserer sogenannten
Kirchenmaler sich lieben den Werken auch des einfältigsten alten Handwerkers ausnimmt? Wenn wir uns erinnern,
wie landaus landein die Pfeiler schöner alter Kirchen mit minderwertigen Bildern behängt sind, und wie man hier
gut und schlecht ohne weiteres für alt und neu einsetzen kann: dann haben wir allerdings auch hier ein Zeichen
der Dekadenz, und zwar einer bis in die Wurzeln des Volkes reichenden. Ob wir auch hier von der Erziehung durch
den Krieg etwas erhoffen können?
Aber vielleicht ist eben gerade dies die wichtigste Hoffnung, daß wir in Josef Eberz einen Künstler heranreifen
sehen, kühn genug, diese Kluft Zu überbrücken; zwar nur von sich selbst aus im Selbstgefühl seiner seelischen und
künstlerischen Veranlagung: aber war eS nicht immer so zu allen Zeiten der Kunstgeschichte, daß nicht die Mäzene
und Patrone, sondern die lebendigen Kunstkräste die Bewegungen schufen? Was die Kunst des Mittelalters so groß
machte, war nicht der Gehorsam unter die Forderungen der Kirche, sondern daß eine Entwicklungskette der Kunst
sich ihr aufnötigte, um nachher als ihr schönstes Sinnbild Zu bleiben! Schließlich war sie auch damals nicht die
Dienerin der Kirche, sondern der Religion; und da die Kirche auch nur der Religion dient (nicht umgekehrt, wie
es Kirchengcwaltige manchmal dachten), wird sie die Bruderhand der Kunst, wenn sie ihr so rein und wohlgebildet
hingehalten wird, wie in den religiösen Bildern von Josef Eberz, nicht auoschlagen können. W. Schäfer.
Josef Eberz
Nahkainpf.