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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Heft 6
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Bombe, Walter: Zur Rethel-Gedächtnisausstellung in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0212

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Alfred Nethel. Abb. 4.

von Guido Reni, die Renis weit auseinandergezogene
Komposition in monumentalster Weise zusammenballt,
ist hier eine Fülle des Bedeutsamen aus allen Schaffens-
perioden Rethels vereinigt. Der Bleististentwurs „Rudolf
von Habsburg im Kampfe gegen Raubritter in der
Schweiz", ein wildes Getümmel von Reitern und be-
waffnetem Fußvolk, kündet schon vernehmlich den späte-
ren großen Schlachtendarsteller an. Aus dem noch erhal-
tenen Originalkarton findet sich, woraus mein freund-
licher und kenntnisreicher Mentor beim Bestich der
Ausstellung, Herr Otto Sohn-Rethel, mich hinwies,
die Datierung 1831, während Ponten (a. a. O. S. 2)
1832 angibt. Zeitlich schließen sich an diesen Entwurf
des Sechzehnjährigen zwei Bildmsstudien und einige
Kompositionen an, unter denen durch markige Zeichnung
die Weissagung hervorragt: „Es wird das Zepter von
Juda nicht entwendet werden, noch ein Meister von
seinen Füßen, bis daß der Held kommen wird, dem-
selben werden die Völker anhangen." Dann folgt eine
Bleistiftstudie zu dem Aachener Hieronymus in der Höhle
und eine andere zu dem gleichfalls in Aachen befindlichen
Bonifazius, dein Bilde, durch das Rethel berühmt geworden
ist, ferner ein besonders schöner Bleistiftentwurf zu der
Originalradierung in Robert Reinicks Liedern eines Malers,
eine Randzeichnung zu dem Gedicht „Das weiße Reh".
Als interessanter allererster Entwurf zu der Bekehrung des
Paulus ist eine bisher unbekannte Bleistiftzeichnung hervor-
zuheben, die sich zufällig auf der Rückseite eines aufgeklebten
Blattes fand, dessen Vorderseite schwedische Reiter darstellt,
wie sie in der Schlacht bei Lützen das reiterlose Pferd
ihres Königs Gustav Adolf erkennen, von 1836.
Aus den Jahren des Frankfurter Aufenthaltes stam-
men einige biblische Entwürfe, ein erster Entwurf zur

Das Lutherlied, I. Blatt. Zeichnung. Erstmalig ver-
öffentlicht. (Düsseldorf, Frau Else Sohn-Nethel.)
Krönung Ludwigs des Frommen, dessen spätere Fassung
von 1840 sich im Dresdener Kupferstichkabinett befindet,
eine Bleistiftpause aus den Illustrationen zum Nibelungen-
lied, „wie Dankwart Gelfraten erschlug", die als Holz-
schnitte in Leipzig 1840 erschienen, ferner Bleistiftentwürfe
zu dem Marimilian I- im Frankfurter Römer und zu
dem Aquarell der Berliner Nationalgalcrie „Petrus und
Johannes heilen den Lahmen", das nach Ponten 1843
bis 1846 anzusetzen ist. In diesen Jahren, wahrscheinlich
1844, dürfte auch ein bisher nicht gedeutetes Blatt entstanden
sein, das der Katalog als „italienische Szene" bezeichnet.
Es stellt den heiligen Antonius von Padua dar, der einem
neugeborenen Kinde die Sprache verleiht, damit es die Un-
schuld seiner des Ehebruchs angeklagten Mutter bezeuge.
Obgleich die Formensprache dieser Zeichnung in mancher
Hinsicht dürerisch anmutet, ist das Blatt, wie ich feststellen
konnte, eine Erinnerungsskizze an Tizians Freskogemälde
gleichen Gegenstandes in der Scuola del Santo zu Padua.
Ein sehr ausdrucksstarkes und reifes Blatt aus der
Mitte der vierziger Jahre ist eine von Ponten viel zu
früh, um 1849, angesetzte Bleistiftzeichnung „Moses vor
dem feurigen Busch". Etwa gleichzeitig, um 1844, sind
wahrscheinlich auch die interessanten Bleistiftstudien zu
dem Bildnis des Malers Philipp Veit und eines un-
bekannten Mannes aus der Frankfurter Zeit entstanden.
Durch monumentale Größe der Auffassung zeichnet sich
der Christus auf dem Olberg aus, von dem eine schwächere
Variante aus dem Jahre 1849 im Dresdener Kupfer-
stichkabinett bewahrt wird. In Dresden, während der
Wintermonate 1849 bis 1850, wurde das reizende Blatt
der Poesie mit den drei Ständen gezeichnet, das erste
Brautgeschenk an Rethels spätere Gattin, Marie Grahl,
für das Album der Dichterin bestimmt.

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