Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 26.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0254
DOI Heft:
Heft 7/8
DOI Artikel:Schäfer, Lisbeth: Frotz Widmanns Bilderfolge zum Don Quichote
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Fritz Widmann.
Don Quichote hält Wache.
der Held zuweilen sich selbst und den anderen etwas vor-
gaukelt, indem er den Zauber verkehrt und selber den
Zauberer spielt, wie Don Quichote es macht, als er den
Balsam des Fierabras unter Beschwörung und Formeln
kocht vor den erstaunten Augen des Sancho Pansa und
der übrigen Insassen des Gasthauses. Was tut er da
anderes, als jeder Künstler zuweilen tut: Er braucht sein
Handwerkszeug und macht, des ewigen Kampfes müde
und, zerschlagen von den Widerstanden, sich und andern
ein Spiel vor, das sich vielleicht schon morgen gegen ihn
kehrt, wenn auch aus ihm als seiner Hande Werk die
Forderung aufsteht, der sein Wesen verfallen ist. Kann es
eine überzeugendere Gauklergebarde geben als die auf
denc Bild, wenn Don Quichote, dürr und kaum be-
kleidet, den Kessel mit der duftenden Brühe vom Feuer
hebt und selber noch mehr als die anderen schon die
seltenen heilsamen Wunder, die sein Werk tun wird,
vorausspürt. Der Künstler muß selbst ein Stück Gaukler-
tum in sich gefühlt haben, als er dies Bildchen im Gegen-
gewicht zu den anderen malte. Zwei Szenen, davon
die eine als Eingang, die andere als Scblußbild der
ganzen Folge zu denken ist, sind mir besonders lieb,
weil sie wie Vorspiel und Schlußsatz das ganze Thema
einmal vorbereitend, das andere Mal in der Wieder-
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