quaderumrahmung gewählt, die ihm, so lebhaft sie gelegentlich (fast ins Marmorierte gehend) behandelt ist, Gelegenheit
gab, die Bilder gegenüber der Unterwand einheitlich abzuschließen. Dasselbe Streben finden wir gegen die Decke,
wo ein starkfarbiges ornamentiertes Band die Bilder gegen die Gewölbefläche abgrenzt. Die Bildmotive sind vorwiegend
figürlicher Art. Landschaftliches verbindet sich damit, aber es ist augenscheinlich, daß es Cissarz hier nicht nur auf eine
rein dekorative, sondern auch auf eine vertieft bildliche, leicht volkstümliche, behaglich erzählende, sinnlich lauschende
Wirkung abgestellt hatte. So ist denn vielleicht der freie, stilisierende Maler zuungunsten des Dekorativen etwas
in den Vordergrund gekommen. Das ist beileibe kein Nachteil, sondern die gesamte Naumausmalung hat dadurch
an Einfachheit nur gewonnen. Das Tanzbild wieder ist dekorativer als das Hochzeitsmahl, und die Musi-
zierenden und Ruhenden halten vielleicht einen sinnvollen Ausgleich. Deckenmitte und Fensterwand mit
Leibungen sind ziemlich reich ornamentiert.
Der lange Raum bot weniger regelmäßige Grundlagen. Die Malwände sind auch zugleich Türenwände und
die Langseiten sind außerdem sehr niedrig, weil das Tonnengewölbe hier ansteigt. So blieben für Bemalung
über der kacheligen Hinterwand nur zwei Streifen, die Cissarz rein ornamental behandelt hat. Eine der Schmal-
seiten ist wieder Fensterwand, die ebenfalls nur ornamental behandelt wurde, während die verbleibende
Schmalwand nochmals eine segnwntbogcnförmige Fläche zur Bemalung stellte. In ähnlicher figürlicher
Malerei, wie im Hauptraum, bat hier der Künstler die „Rast am O.uell" dargestellt, und es ist farbig und
zeichnerisch ebenfalls im Sinne der erwähnten Wandbilder geschehen. Der untere Steinquaderfries fällt Hier-
weg, die Malereien wachsen sehr gut mit dem tiefroten Plättchenglanz zusammen, während gegen die Decke auch
hier wieder ein Ornamentenband eingezogen ist. In gleicher Weise laufen zwei aufgemcrlte Gurten über die
Decke und teilen die Tonne in mehrere Felder ein.
Verschiedenes ist in diesen Malereien noch festzuhalten, was wir bislang noch nicht herausgehoben haben. Neben
der, im Gegensatz zu den Wiesbadener Malereien, hier noch hervortretenden kräftigen zeichnerischen und flächigen
Muskulaturbehandlung, die die Gesamtform etwas zurückdrängt, zeigt sich aber hier eine sehr sorgfältige Art der
Gewänderbehandlung. Ich möchte dabei sofort auf Abb. 1 verweisen, wo die sowohl aus der Körpermuskulatur und den
Gewandfalten sich ergebende Lebhaftigkeit eines Gewandes sehr fein aufgespürt ist. Darin ruht eine Hauptstärke der
Rathausbilder, weil es Cissarz auch rein farbig verstanden hat, das körperliche Leben unter dem Gewand mitsprechen zu
lassen. Trotzdem der Künstler wahrhaft keine dünnen Farben aufträgt, so erscheinen die Gewänder immer durchsichtig,
wo es beabsichtigt ist, während sie ebenso keusch kleiden, wo dies zum Gegensatz erwünscht war.
Über das rein Farbige ist nach der Schilderung der Wiesbadener Bilder wenig mehr zu sagen. Die Farben sind
hier wohl noch tiefer, feuriger, namentlich die Fleischfarbe ist oft sonderbar tief getönt, doch muß berücksichtigt werden,
daß hier im Gegensatz zu der reinen Flächenmalerei in den Abb. 3 und Tafel 1 sowie in Wiesbaden noch das Perspek-
tivische zu berücksichtigen war. Der landschaftliche Hintergrund geht in weite Fernen, und dieses erweitert wieder
das rein Räumliche, so daß auch hier Cissarz als der wirklich raumbildende Maler erscheint.