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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 26.1916

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Nr. 12
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Ohnesorge, Karl: Von hessischen Künstlern
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0394

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Adolf Beyer.

Abb. 2. Unter Tannen (Landesmuseum Darmstadt).

und so steht Heinz Heim auch heute noch in der Kenntnis
und Wertung durchaus hinter manchem seiner Zeit-
genossen zurück, der von Anfang an naher denn Licht
war. Wer aber sehen kann, dem liegt die Resignation
davon schon in den Blattern selber; das Gefühl der Ein-
samkeit hat dem Künstler die Hand geführt, und ob dies
als ein besonderer Reiz empfunden wird: es ist nicht
die Lebenslust der Kunst, die daraus spricht.
Was bei einer bedeutenden Begabung wie Heinz
Heim immerhin nur die Art bestimmt, das kann bei
anderen zum Schicksal werden; weniger auf sich selber
gegründet, vermögen sie das anvertraute Pfund nach
dem schönen Gleichnis des Evangeliums wohl zu be-
wahren, aber nicht zu vermehren, und allzu leicht bildet
sich die Eigenart auf eine schnurrige Weife aus, die sie
auf das Ganze der Kunst stellt. Hierfür waren in Darm-
stadt einige besondere Beispiele beizubringen; doch soll
hier zunächst von einem Künstler die Rede sein, der ihr
fürs erste noch tapfer widersteht.
Er heißt Ernst Eincer, geb. 14. Juli 1881, stammt aus
Groß-Eichen, Post Mücke in Oberhessen, und lebt nur
zeitweilig in Darmstadt. Man möchte wetten vor seinen
seltsamen Märchenbildern, daß er ein Autodidakt sei;
doch hat er sogar in München studiert. Man darf ruhig
sagen, es sei etwas von Schwindschem Geist in seinen
bunten Blattern, die immer irgendwie ein kornisches

Ereignis anschaulich machen — wie in unserer Tafel
die zweierlei Andacht des spielenden Einsiedlers rind
der zuhörenden Eule — und die namentlich in den Dar-
stellungen aus dem Tierleben des Waldes oftmals aus
echtem Märchengeist geboren sind. Die naive Unbehilf-
lichkeit der Form schützt eher diesen Reiz, als daß sie ibn
vermindert, und um vollkommene Schöpfungen zu sein,
bedürften sie nur einer andern Farbigkeit als der ihrigen,
die leicht ein wenig trocken und bunt ist.
Besonders deutlich wird die Eigenbrödelei des Künst-
lers in seinen Landschaften; gerade weil er hier seine
Schulung zeigt und unerwartet gegen die gestrichelte
Technik seiner Märchenbilder mit breitgelegten Pinsel-
strichen arbeitet, entblößt er seine Art erst recht: es fehlt
das dreiste Gottvertrauen, mit dem sonst junge Künstler
die gelernte Pinselführung als Bravour vortragen; es
wirkt ein wenig ängstlich und verkümmert, wie die
Striche hingetastet sind. Wer dann freilich über die Tech-
nik hinaus ein solches Bild wie das nebenstehende (Abb. 4)
ansieht, der erkennt eine recht kluge Verteilung der
Flächen und eine rührende Schlichtheit der Anschauung
in all der Unbeholfenheit; man kann es doch lieber ge-
winnen als das landläufige Bravourstück und freut sich
des Künstlers, daß er so kurios im Eigenen verharrt.
Die Arbeiten von Karl Thylmann, der sein junges
Leben dem Vaterland gab, sehen freilich auf den ersten

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