Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 26.1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.26490#0396
DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:Ohnesorge, Karl: Von hessischen Künstlern
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Von hessischen Künstlern.
dem Bildnis in quadratische Pinselstriche ausgelöst ist,
um die Farben ausklingen zu lassen, das dient zwar
seiner Belebung (und ist insofern ein Bestandteil der
gelernten Maltechnik), aber doch nur soweit, als das Auge
nicht die mechanische Wiederholung wahrnimmt.
Anna Beyer, die Frau des Künstlers, zeigt sich
in diesen Dingen freier, aber auch wohl weniger diszipli-
niert, obwohl sie im ganzen unverkennbar die Schülerin
ihres Mannes ist. Ihr eigentliches Gebiet ist das Blumen-
stück, und da zeigt sich allerdings ihre natürliche Be-
gabung dem Mann überlegen, obwohl sie offensichtlich
nicht so viel gelernt hat wie er und in einer gewissen Ge-
bundenheit bleibt. Solch ein Blumenstück wie das ab-
gebildete (Abb. 3) gibt bei allem Schmiß doch eine ge-
wisse poetische Empfindung, die er bei seinen Stilleben uni
der technischen Bewältigung willen leicht vermissen läßt.
So, wie dieses Ehepaar malt, bleibt es zweifelsohne
dem zeitgenössischen Betrieb der Malerei enger ver-
bunden, als Eimer und Thylmann; aber auch darin
liegt eine Tragik: man meint fast aus ihren Dingen das
aufreibende Dasein zu spüren, trotz aller Bemühung nicht
recht am Platz zu sein. Die moderne Entwicklung, dies
weiß man, hat langst kühnere Wege versucht als den
ihren, und gar neben die expressionistischen Versuche der
Jüngsten gehalten, wirken ihre Arbeiten bürgerlich solid;
also gerade als das, was sie nicht sein wollen und am Ort
ihrer Wirkling auch unmöglich sein können.
Karl Ohnesorge.
Ernst Eimer.
Abb. 4. Alter Winkel.
dem Bildnis in quadratische Pinselstriche ausgelöst ist,
um die Farben ausklingen zu lassen, das dient zwar
seiner Belebung (und ist insofern ein Bestandteil der
gelernten Maltechnik), aber doch nur soweit, als das Auge
nicht die mechanische Wiederholung wahrnimmt.
Anna Beyer, die Frau des Künstlers, zeigt sich
in diesen Dingen freier, aber auch wohl weniger diszipli-
niert, obwohl sie im ganzen unverkennbar die Schülerin
ihres Mannes ist. Ihr eigentliches Gebiet ist das Blumen-
stück, und da zeigt sich allerdings ihre natürliche Be-
gabung dem Mann überlegen, obwohl sie offensichtlich
nicht so viel gelernt hat wie er und in einer gewissen Ge-
bundenheit bleibt. Solch ein Blumenstück wie das ab-
gebildete (Abb. 3) gibt bei allem Schmiß doch eine ge-
wisse poetische Empfindung, die er bei seinen Stilleben uni
der technischen Bewältigung willen leicht vermissen läßt.
So, wie dieses Ehepaar malt, bleibt es zweifelsohne
dem zeitgenössischen Betrieb der Malerei enger ver-
bunden, als Eimer und Thylmann; aber auch darin
liegt eine Tragik: man meint fast aus ihren Dingen das
aufreibende Dasein zu spüren, trotz aller Bemühung nicht
recht am Platz zu sein. Die moderne Entwicklung, dies
weiß man, hat langst kühnere Wege versucht als den
ihren, und gar neben die expressionistischen Versuche der
Jüngsten gehalten, wirken ihre Arbeiten bürgerlich solid;
also gerade als das, was sie nicht sein wollen und am Ort
ihrer Wirkling auch unmöglich sein können.
Karl Ohnesorge.
Ernst Eimer.
Abb. 4. Alter Winkel.