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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 11.1911/​1912

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Heft 8.
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Redaktioneller Teil
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Schweizerische Kunstpflege
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"Reform" des preußischen Kunstunterrichts
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52948#0113

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Heft 8. Die Werkstatt der Kunst.

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Aussicht genommen worden, schließlich lief aber Zürich
den Bernern den Rang ab, und wir mußten uns mit dem
bernischen historischen Museum begnügen, das ja auch sehr
wertvolle Gegenstände birgt.
Zu gleicher Zeit hatten die Bemühungen, auch der
Kunst der Gegenwart die ihr gebührende Berücksichti-
gung und Förderung zuzuwenden, mit großer Energie ein-
gesetzt. Wieder war es die Stadt Bern, die dabei die
Führung übernahm. In ihren Mauern erschien des öfteren
eine kraftvolle Mannesgestalt, sie trug noch den breit-
krempigen Hut, Radmantel und Plaid des fahrenden
Künstlers. Der Sprechende erinnert sich mit besonderer
Freude an den ersten Besuch, den ihm dieser Mann mit
dem scharfgeschnittenen Lharakterkopf und dem ergrauten
Knebelbart auf der Redaktion machte. Ls war Frank
Buchser, der nach seinen vielen Reisen in drei verschiedenen
Erdteilen in seinem väterlichen Hause zu Feldbrunnen bei
Solothurn sich niedergelassen hatte. Er brachte eine plan-
skizze für die Gründung eines schweizerischen Salons mit,
um die presse für das Unternehmen zu begeistern, und die
bernische presse hat denn auch den Feldzug dafür mit Aus-
dauer und Erfolg durchgeführt. Bernische Fachmänner
und Staatsmänner kamen ihr zu Hilfe; unter den ersteren
sei besonders genannt Herr Paul vollmar, Professor der
Kunstgeschichte in Bern, der mehrere ausgezeichnete Artikel
für die Sache schrieb, unter den letzteren der bernische
Unterrichtsdirektor, Herr Regierungsrat Or. Gobat, der sich
als Präsident an die Spitze der schweizerischen Kunst liga
stellte, einer zum Zwecke der Durchführung des Salon-
projekts geschaffenen Vereinigung von Künstlern und Kunst-
freunden. Herr Redakteur Eggenschwiler wurde Sekretär
dieser Kunstliga. Die Forderung einer Bundessubvention
von jährlich ;oo ooo Franken wurde in Städten, die den Ruf
erster Kunstzentren haben, zuerst mit lautem Hohn ausgenom-
men, aber der Gedanke brach sich Bahn, er eroberte sich das
Bundeshaus, am 22. Dezember ;887 faßten die eidgenöfsi-
fchen Räte mit freudiger Zustimmung zum Antrag des
Bundesrates den eingangs dieser Ausführungen genannten
Beschluß und im Frühjahr ;8HO konnte die erste schweize-
rische nationale Kunstausstellung in Bern abgehallen wer-
den. Das waren verheißungsvolle Tage für die schweize-
rische Künstlerschaft, die sich wiederholt in der Bundesstadt
zusammenfand und hier ihrer Freude und ihren Erwar-
tungen Ausdruck gab. Ls waren Sonnenblicke für die natio-
nale Kunst; könnten wir nun die frohe, hoffnungsreiche
Bewegung, die sich der Künstlergeneration von damals
bemächtigte, in unsere Tage zurückrufen, damit sie Herzen
und Beutel öffne für die Erstellung unserer Kunsthalle.
Denn damals stand die Stadt Bern wieder auf dem Punkt,
eine ständige schweizerische Institution zu erhalten, den
Salon. Man betrachtete das als selbstverständlich, die
Bundesstadt hat die natürliche Anwartschaft, den Salon zu
beherbergen. Die bernischen Behörden haben denn auch
Schritte getan, um Lokalitäten für die erste nationale Aus-
stellung zu beschaffen. Am 22. April Z8yo berichteten
Regierung und Gemeinderat dem eidgenössischen Departe-
ment des Innern, daß ein großer Monumentalbau als
kunsthistorisches Museum in Aussicht genommen sei, dessen
zweiter Stock mit sieben großen Sälen und mehreren Kabi-
netten zu freier Verfügung der Ausstellung gehalten wer-
den könnte. Das Gebäude wurde aber erst ;8Z3 vollendet.
Für ;89O mußte also der Salon im Kunstmuseum unter-

gebracht werden, das historische Museum konnte aber nie
mehr für solche Ausstellungen in Betracht kommen.
Am Z3. Juni Z8yo tagten der schweizerische Kunst-
verein und die Kunstliga in Bern zur Jahresversammlung,
um in Eintracht die Errungenschaften des schweizerischen
Salons zu feiern. Da hielt Herr Bundesrat Schenk als
Vorsteher des eidgenössischen Departements des Innern
eine mit vielem Beifall aufgenommene Rede, aus der her-
vorgeht, daß man allgemein die Auffassung hatte, Bern
werde ständiger Sitz der nationalen Kunstausstellungen.
Der Präsident des schweizerischen Kunstvereins, der Genfer
Theodor de Sanssure, nannte denn auch in seiner Be-
grüßungsrede unsere Stadt „la ville keclerale des
deaux arls". Dieses Wort wurde jubelnd weitergegeben,
und uns ist es Vorbehalten, es in die Tat umzusetzen,
nachdem ein Vorstoß, den ;8Y2 der städtische Baudirektor,
Herr Gemeinderat Hodler, für den Bau eines Ausstellungs-
gebäudes machte, nicht zum Ziele geführt hat. Der Ge-
meinderat erklärte damals, er lege großen Wert darauf,
daß die eidgenössischen Kunstausstellungen der Stadt er-
halten bleiben, und die bei Eröffnung des Salons in Basel
tagende Generalversammlung der Gesellschaft schweizerischer
Maler, Bildhauer und Architekten beschloß einstimmig nach
Antrag des Präsidenten der eidgenössischen Kunstkommission,
Herrn vuillermet, dem Bundesrat das Gesuch einzureichen,
es möchte in Bern ein ständiges Ausstellungsgebäude zur
Aufnahme des schweizerischen Salons errichtet werden.
Der Augenblick ist gekommen, um diesem Wunsch Er-
füllung zu bringen und der Stadt Bern den Salon zurück-
zugewinnen."
„Kekorm" ckes preuMcken Rurilt-
unterrrcbts
Durch die Tageszeitungen ging in der letzten
Zeit die Nachricht, daß das Kgl. preußische
Ministerium für geistliche und Unterrichts-
angelegenheiten eine „Reform" des preußischen
Kunstunterrichts anstrebe, nach der künftig für den
Eintritt in die Hochschulen für bildende Künste eine
Vorbildung, die dem Reifezeugnis einer neun-
klassigen höheren Lehranstalt entspräche, ver-
langt werden solle.
Wir sind in der Lage, diese alarmierenden Nach-
richten als frei erfunden zu bezeichnen und das
Dementi des Berliner Lokalanzeigers vom 8. Novem-
ber zu bestätigen. Dem preußischen Kultus-
ministerium liegt nichts ferner als eine
derartige bureaukratische Einschränkung des
Kunststudiums. O. W. O. K«

Vermischter Nachrichtenteil.

- Geplante Ausstellungen -—j
Berlin. Die Reichsregierung hat in die „Ständige
Ausstellungskommission für die Deutsche In-
dustrie" ständige Vertreter abgeordnet, und zwar
das Auswärtige Amt: den Geh. Legationsrat und Vor-

tragenden Rat Goetsch, das Reichsamt des Innern:
den Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat Albert,
der Leiter der Deutschen Abteilung der vorjährigen Brüsseler
Weltausstellung war.
Darmstadt, von Mitte Dezember ab wird in der
Kunsthalle eine Ausstellung von Gemälden hessischer
 
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